Die heutige Technik ermöglicht es Fotografen, ihre Bilder vollständig zu bearbeiten und ein ganz neues Foto entstehen zu lassen. Viele wollen dies allerdings vermeiden und setzen auf die Natürlichkeit ihrer Fotos. Vor allem bei Hochzeitsfotos ist es von Vorteil, die Bilder möglichst unberührt zu lassen, um die vorherrschende Atmosphäre festzuhalten und die Einzigartigkeit dieses besonderen Tages für lange Zeit zu konservieren. Möglichst authentische Fotos lassen beim Ehepaar die Emotionen an ihren Hochzeitstag wieder aufleben und sie sehen sich die Bilder immer wieder gerne an. Und genau das ist das Ziel eines Fotografen – kleine Kunstwerke anzufertigen, die man noch sehr, sehr lange gerne betrachtet und die die Stimmung und Emotionen des Tages wieder wachrufen.
Mandy Hellinger nutzt in ihrem Beruf als Fotografin die neuen, technischen Möglichkeiten, um ihre eigene Form von Kunst zu erzeugen. Schon immer hat Mandy sich zur Kunst hingezogen gefühlt – aus diesem Grund studierte die heute 36-Jährige auch Kunst- und Kulturwissenschaften. Später machte sie ein Diplom zur Gemälderestauratorin und führt diesen Beruf immer noch aus.
Zur Fotografie fand Mandy während ihrer Europareise, die sie gemeinsam mit ihrem Mann unternahm. Mit großer Begeisterung fotografierte sie die Religions- und Kulturstätten der über 27 Länder, die sie mit dem Fahrrad bereiste. Als sie später von einer Freundin gebeten wurde, die Fotografin auf ihrer Hochzeit zu sein, fand sie darin ihren Traumberuf.
Mir wurde schon früher immer wieder gesagt, dass ich einen fotografischen Blick habe. Ich denke nicht mehr über Bildaufbau, Farbkomposition und Bildwirkung nach. Ich habe es im Gefühl, was gut wirkt und was nicht und was ein Bild interessant macht, damit der Blick daran hängen bleibt. Als Fotografin musste ich mich dann natürlich noch mit dem Technischen auseinandersetzen, was dank unzähliger professioneller Youtube-Videos innerhalb weniger Wochen erledigt war. Der Rest ist Übung.
Als Hochzeitsfotograf hat man nicht die Zeit, lange zu überlegen, welchen Bildausschnitt man wählt oder was scharf und unscharf werden soll. Man kann auch nicht wie im Studio Licht und Setting selbst zusammenstellen, sondern muss das Beste aus dem machen, was da ist. Wenn es mir gelingt, dass das Hochzeitspaar sich die Bilder später anschaut und dabei alle Emotionen wieder nachempfinden kann und die einzigartige Atmosphäre des Tages in den Bildern zu erkennen ist, dann war ich erfolgreich.
Die professionelle Fotografie begleitet mich nun schon seit circa sechs Jahren – allerdings die meiste Zeit nur nebenbei und erst allmählich wird das Fotografieren zu meinem Hauptberuf. Ich restauriere nach wie vor Gemälde oder kopiere alte Meister.
Mit drei Kindern bleibt wenig Zeit für anderes und dennoch haben wir als Familie vor kurzem den Schritt gewagt, unserem Traumleben ein Stück näher zu kommen. Wir haben unseren ganzen Kram in Deutschland veräußert, leben derzeit in einem Wohnwagen und suchen nach einem Stück Land in Südportugal, das wir gestalten können, wie es uns gefällt.
Fine Art bedeutet zunächst einfach „schöne Kunst“ und kommt ursprünglich aus der angewandten Kunst. In der Fotografie wird der Begriff sehr vielseitig verwendet. Für mich ist es einfach nur die Brücke zu meinem ersten Beruf. Ich habe mich schon immer gern mit den schönen Dingen im Leben beschäftigt. Allerdings sollen meine fotografischen Arbeiten auch ihre Natürlichkeit behalten. Ich mag keine Fotos, denen man die Nachbearbeitung stark ansieht. Ich verändere eher kleine Details, die die Komposition stören, greife aber nicht zu stark ein. Die Bilder sollen zeigen, wie es war – und gleichzeitig ästhetisch sein. Das ist natürlich immer ein Kompromiss. Wenn die Plastikflasche auf dem Hochzeitstisch steht, frage ich mich schon manchmal, ob ich sie nicht lieber wegretuschieren sollte, aber irgendwo gehört sie auch dazu. Manchmal, wenn ich Zeit habe, schiebe ich sie dezent zur Seite. Ebenso geht es mir mit Details, die farblich nicht zueinander passen. Das tut mir schnell im Auge weh. Deshalb ist es nicht möglich, nur „Fine Art Fotograf“ zu sein, wenn man keinen Einfluss auf das Setting hat. Aber ich liebe diese Vielseitigkeit und Abwechslung und es stellt für mich eine Herausforderung dar, das Beste aus dem zu machen, was ich vorfinde. Ich versuche vor allem die ungestellten, emotionalen Momente einzufangen. Menschen in ihrer Umgebung sind bei mir das Hauptmotiv. Natürlich fotografiere ich auch Landschaften, Innenräume und Stillleben. Wichtig ist mir, dass die Bilder eine Geschichte erzählen und beim Betrachter Emotionen hervorrufen.
Zum Nachbearbeiten nutze ich vor allem Adobe Lightroom© und Adobe Photoshop©. Ich habe immer zwei Vollformat-Kameras dabei und mehrere Objektive mit Festbrennweiten. Die Bilder nehme ich stets im RAW Format auf und je nach Lichtverhältnissen verwende ich manchmal die Blenden- oder Belichtungsautomatik – oft arbeite ich jedoch mit der manuellen Einstellung. Blitz und Stativ benutze ich nur ab und zu bei Partybildern.
Mir ist es vor allem wichtig, dass ich als Fotografin nicht im Mittelpunkt stehe und möglichst unauffällig agieren kann. Viele glauben, sie müssten ständig in die Kamera schauen und lächeln. Auch den Paaren fällt es oft nicht leicht, entspannt vor der Kamera zu sein. Ich lege mehr Wert auf lockere Situationen, in denen die Paare natürlich wirken, als auf Posen. Ich nutze nur das natürliche Licht und bin ständig in Bewegung, um möglichst viele Momente und Details einzufangen. Am liebsten beginne ich bereits bei den Vorbereitungen. Das gibt mir mehr Zeit, den Ort zu entdecken, Details zu fotografieren und selbst langsam anzukommen, sowie die Familie und Freunde kennenzulernen. Ebenso können sich die Anderen daran gewöhnen, dass da ständig jemand in ihrer Nähe ist und Fotos macht. Daraus ergibt sich am Ende eine schöne runde Geschichte, die sich super in einem Album präsentieren lässt.
Mit Kunst hat der Mensch seit jeher versucht, sich auszudrücken. Die Hauptsache ist dabei, beim Betrachter mit seinen Werken starke Emotionen auszulösen und sie zum Nachdenken anzuregen. Auch für Mandy Hellinger ist das ein wichtiges Kriterium. Mit den Fotos, die sie schießt, versucht sie, sowohl die natürliche Umgebung einzufangen, als auch ein ästhetisches, emotionales Bild zu erzeugen. Eine Gratwanderung, die nicht gerade einfach ist und die manchmal auch Kompromisse fordert. Aber letztlich stehen Natürlichkeit und Authentizität an erster Stelle, damit beim Anblick des Bildes die Emotionen und Stimmungen des Tages wieder wachgerufen werden und man sich lange darüber freuen kann.
Weitere Informationen unter: https://www.fineartfotografie.net/