Wenn Heinz-Günther Overwien an sauberen Putzfassaden vorbeifährt, die immer noch so aussehen, als seien sie fast neu, freut er sich. Ganz besonders, wenn er diese schon vor vielen Jahren fachmännisch bearbeitet hat. Wer Fragen zu Wänden, Putz und Schimmel hat, kann sich auch heute noch gern an den öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen im Stuckateur-Handwerk wenden.
Heinz-Günther erblickte 1947 in Essen-Steele das Licht der Welt. Mit 22 Jahren legte er die Meisterprüfung im Stuckateur-Handwerk ab. Zwei Jahre später übernahm er den Stuckateur-Betrieb seiner in Familie in dritter Generation. Mangels Nachfolge musste er dieses Unternehmen – nach insgesamt 103 Betriebsjahren – altersbedingt stilllegen.
Als Sachverständiger ist Heinz-Günther seit 1999 tätig und weiterhin im Einsatz. Dabei kann er auf seinen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Ihm macht so leicht niemand etwas vor, wenn es um Stuckdecken und -fassaden, Innen- und Außenputz, den Ausbau von Dachgeschossen oder den Trockenbau geht. Auch mit Altbausanierungen und Wärmedämmverbund-Systemen mit dickschichtigem Edelkratzputz kennt er sich bestens aus.
Zum Ende meiner Schulzeit haben sich alle Klassenkameraden für eine handwerkliche oder kaufmännische Ausbildung entschieden. Ich selbst habe gern handwerkliche Tätigkeiten ausgeübt. Nachdem ich einmal kurz in eine kaufmännische Praktikumstätigkeit als Textilverkäufer hineingeschnuppert hatte, war ich von der freien und selbstständigen Handwerksarbeit auf dem Bau angetan. Außerdem gab es für mich die Möglichkeit, später den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Mein väterlicher Großvater, der den Betrieb gegründet hatte, war besonders stolz darauf, dass ich ebenfalls den Beruf des Stuckateurs gelernt habe. Ich habe meine Lehre aber in einem fremden Betrieb gemacht. Ich bin gern Stuckateur geworden und bin es heute noch. Für mich war es immer der schönste Beruf nach Papst.
Schimmelsporen befinden sich in der Luft und auch in allen Räumen. Hauptsächlich bilden sich sichtbare Schimmel in der Küche, im Bad sowie im Schlafzimmer hinter Schränken an den Außenwänden. In den meisten Fällen kann man bereits durch genaue Betrachtungen Schimmel auf den Tapeten, Wandanstrichen oder hellen Fugen erkennen, meistens durch braune oder schwarze Punkte. Schimmelpilze benötigen zum Wachstum ausreichend feuchte Stellen. Vielfach entsteht Schimmel durch falsches oder mangelhaftes Lüften. Eine weitere Ursache für Schimmelbildung können Wärmebrücken sein, vor allem in Altbauten, durch die Bildung von Kondenswasser in den Ecken von Wänden und Decken an Außenwänden. Schimmel findet auch durch Feuchtigkeit in Tapetenkleistern Nahrung und lässt sich nicht durch Überstreichen entfernen.
Schimmel kann kurzfristig mit chemischen Mitteln entfernt werden. Bei stärkerem Befall sollte der Putz entfernt und durch Kalkputz, aber nicht durch Gipsputz, erneuert werden. Am Wichtigsten ist mehrmaliges Stoßlüften der Wohnung über den Tag verteilt, das Beheben von äußeren Bauschäden, damit keine Feuchtigkeit in das Mauerwerk eindringen kann und das Vermeiden von Wärmebrücken.
Es gibt inzwischen eine Reihe von guten Materialien zur Wärmedämmung. Auch wenn Styropor durch Brandschäden einen schlechten Ruf erhalten hat, ist es immer noch die günstigste Variante. Ich habe noch keinen Brandschaden gesehen, bei dem dickschichtiger Edelkratzputz auf der Fassade verarbeitet wurde. Mineralwolle und Kalziumsilikatplatten bzw. Mineraldämmsysteme wie Yton oder Multipor sind ebenfalls gute und langlebige Dämmmaterialien. Die beste Dämmung kann aber nicht funktionieren, wenn sie nicht fachgerecht verarbeitet wird. Außerdem müssen technische Herausforderungen beachtet werden, zum Beispiel an Fenstern, Fensterbänken, Sockeln und Bauteilen, die aus der Fassade herausreichen. Nicht richtig abgedichtete Bauteile und eindringende Feuchtigkeit machen jedes Dämmsystem kaputt. Gerade bei Wärmedämmverbund-Systemen sollte darauf geachtet werden, dass keine billigen Subunternehmen diese Fassaden ausführen, die nicht dafür ausgebildet sind.
Mauerwerk sollte grundsätzlich vom Fachmann verputzt werden. Ansonsten wird die Ausführung oft krumm und wellig, vor allem in den Ecken von Wänden und Decken. Sicher kann ein Nichtfachmann auch Innenwände verputzen, wenn er bestimmte Strukturen ausprobieren möchte. Es ist aber anschließend oft ein Problem, diese Wände wieder gerade zu bekommen. An Außenwänden sollte grundsätzlich ein Profi arbeiten. Denn hier muss das Gebäude gegen eindringende Feuchtigkeit und Nässe fachgerecht geschützt werden. Dafür fehlt einem Nichtfachmann die notwendige Ausbildung.
Heinz-Günther Overwien weiß, was zu tun ist, wenn Räume von Schimmel befallen sind. Der gelernte Stuckateur ist außerdem zur Stelle, wenn Wände fachgerecht verputzt und vor eindringender Feuchtigkeit geschützt werden müssen. Der frühere Obermeister der Stuckateur-Innung Essen war immer schon von der freien, selbstständig Handwerksarbeit auf dem Bau angetan. Seine Berufswahl hat er nie bereut, zumal er den väterlichen Betrieb übernehmen konnte.