Auch in Deutschland erfreuen sich die unterschiedlichen Kampfsportarten immer größerer Beliebtheit. Eine Sportart, die noch nicht so weit verbreitet ist, ist Aikido. Dies mag daran liegen, dass dieser elegante Sport gern unterschätzt wird und sich einige Vorurteile hartnäckig halten. Dabei ist Aikido ein ausgesprochen interessanter Sport für Menschen fast jeden Alters, der Körper und Geist gleichermaßen trainiert.
Um mehr über Aikido zu erfahren, haben wir mit dem 1965 geborenen Christian Moseler-Hanning gesprochen, Mitgründer des Aikido-Dojo Münster. Der im Vertrieb tätige Chemie-Ingenieur betreibt Aikido seit er 6 Jahre alt war. In den ersten Jahren lernte er, genau wie sein Bruder und auch sein Vater, bei Meister Katsuaki Asai, dem Beauftragten des Weltaikidobundes, der auf Initiative einer Judo-Gruppe nach Münster gekommen war, um Aikido in Deutschland bekannt zu machen.
So entstand zunächst eine Sparte Aikido im Polizeisportverein in Münster, bevor sich die Aikidokas selbstständig machten und im Juni 1970 die neue Trainingsstätte, ihr Dojo am Kappenberger Damm, bezogen. Als Meister Asai 1978 als Bundestrainer nach Düsseldorf ging, gab es bereits mehrere Dan-Träger, die die Lehre des Aikido in Münster fortsetzen konnten. Deren Schüler übernahmen 1997 das Dojo und führen es als eigenständige Schule bis heute weiter.
Der Verein hat sich immer weiter entwickelt und wird heute von einem 10-köpfigen Vorstand geleitet, so dass die Aufgaben wie Pflege der Webpräsenz, die Verwaltung, die Finanzen, sowie Prüfungen usw. unter den Vorstandsmitgliedern aufgeteilt werden können.
Als ich zusammen mit meinem Bruder mit Aikido begonnen habe, war ich 6 Jahre alt. Mein Vater begann knapp ein halbes Jahr später. So war Aikido bei uns in der Familie tief verankert und die Motivation, dabei zu bleiben war hoch. Glücklicherweise hat diese bis heute angehalten und neben der Ausübung von Aikido kam auch der Wille und die Verantwortung hinzu, Aikido den Menschen näher zu bringen und zu verbreiten. Heute ist es für mich Ausgleich und Sport, die Aufgabe ständig an mir zu arbeiten und bescheiden zu bleiben.
In unseren Einführungskursen versuchen wir, einen sanften Einstieg zu ermöglichen. Natürlich wird man körperlich gefordert, aber niemand wird überfordert. Zunächst erlernt man die Fallschule und Grundbewegungen. Aber von der ersten Stunde an werden Partnerübungen durchgeführt, so dass es sich schon richtig nach Aikido anfühlt. Der wichtigste Tipp, den man Anfängern mitgeben kann, ist an sich selbst nicht zu hohe Ansprüche zu stellen. Es fühlt sich am Anfang so an, als wenn man die Bewegungen überhaupt nicht ausführen kann. Wir sehen aber gerade in den ersten Stunden und Wochen die größten Fortschritte bei den Newcomern!
Kinder können bei uns ab dem Schulalter beginnen. Je nachdem wie verspielt die Kinder noch sind, ist es manchmal besser bis zum Alter von 8 Jahren zu warten. Das wird in Absprache mit den Eltern individuell durch unsere Jugendtrainer beurteilt. Für Jugendliche ab ca. 13 Jahren gibt es ein gesondertes Training.
Wir haben keine speziellen Kurse für Fortgeschrittene, da Aikidoka aller Erfahrungsstufen miteinander üben. Je nach Teilnehmern wird das Training und die Anforderungen angepasst.
Als Anfänger genügt zunächst einmal einfache Sportkleidung wie T-Shirt und Jogginghose. Schuhe werden nicht benötigt, da man barfuß trainiert. Danach trainiert man in einem Judo- oder Aikidoanzug (Gi), den man überall im Handel kaufen kann. Wenn man den 1. Dan (Meistergrad) erreicht hat, kommt dann noch ein Hakama, ein traditioneller japanischer Hosenrock dazu. Für das Waffentraining werden ein Holzstab (Jo) und ein Holzschwert (Bokken) benötigt. Diese sind im Dojo aber für alle Übenden vorhanden.
Wir bieten 2 besondere Einheiten an: eine an Yoga angelehnte Gymnastik, die wir „Ginastik“ nennen. Dieses Wortspiel ist aus den Worten Gi (für Trainingsanzug) und Gymnastik zusammengesetzt. Hier geht es um Verbesserung der Beweglichkeit, Stärkung bestimmter Muskelgruppen und Stressabbau. Außerdem bieten wir Kenko-Aikido an. Kenko heißt auf Japanisch Gesundheit und dieses Training ist ein eher gesundheitlich orientiertes und etwas gemäßigteres Aikido-Training. Gemeinsam ist allen Angeboten, dass sich das Wohlbefinden deutlich verbessert. Eine spezielle Therapie oder gegen spezielle Beschwerden soll es aber nicht sein.
Eine Besonderheit bei Aikido ist, dass alle Leistungslevel gemeinsam trainieren, so dass die Fortgeschrittenen automatisch die fördern können, die noch nicht so viel Erfahrung haben. Und eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit, Aikido in einer Form auszuüben, die auch für Menschen geeignet ist, die keine großen sportlichen Ziele haben, sondern nur etwas für ihre Gesundheit tun möchten. Christian Moseler-Hanning für seine Zeit und dieses informative Gespräch über Aikido.