Als Markus Backhaus aus Erfurt elf Jahr alt war, sah er etwas, was ihn tief beeindruckte: das Altarkreuz des Arnstädter Gold- und Silberschmiedes Brepohl. Der Gegenstand erschien ihm so schön, dass er von da an, den Wunsch hegte, auch ein solches Kunstwerk erstellen zu können. Also entschied er sich Goldschmied zu werden. In der neunten Klasse bewarb er sich bei der Goldschmiedin Gudrun Denner, in der er – wie er heute sagt – eine sehr gute Lehrmeisterin gefunden hatte, die ihm dabei half, seinen Traumberuf zu erlernen.
So kam es, dass der heute 54-Jährige den Beruf des Edelmetallfacharbeiters, Spezialisierungsrichtung Goldschmied – so die damals offizielle Berufsbezeichnung – erlernte. Nach eineinhalb Jahren Arbeit als Goldschmiedegeselle begann er im September 1985 mit der Meisterausbildung und legte die Meisterprüfung im April 1987 vor dem Prüfungsausschuss der HWK Erfurt ab.
Kurz danach eröffnete er sein Geschäft. Tatsächlich gab es damals in der DDR nur wenige, kleine Schmuckindustriebetriebe, weshalb die Individualanfertigung von Körperschmuck aus Edelmetallen Sache der Goldschmiede war und somit auch das Kerngeschäft seiner Firma war. Neben seiner Tätigkeit als Goldschmied erlernte Markus Backhaus auch die schwedische Sprache.
Es ist das Wesen von Politik, Einfluss zu nehmen und keiner kann sich dem hundertprozentig entziehen – auch wenn der Wunsch danach mehr oder weniger stark vorhanden ist.
Natürlich sind solch extreme Umwälzungen wie der Mauerfall und die anschließende Wiedervereinigung auch entsprechend stark in ihrer Auswirkung auf die persönliche Entwicklung. Die damit einhergehende, kolossale Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellte eine große Herausforderung dar, deren Bewältigung mich aber fachlich sehr voran gebracht hat. Aufgrund dessen, dass uns nun an Materialien, Technologien und Kontakte zur Verfügung stehen, von denen wir vor der Wende nicht einmal gewusst haben, war eine berufliche Weiterentwicklung möglich, die in der Mangelwirtschaft des Sozialismus absolut nicht machbar war.
Auftretende Schwierigkeiten sind immer Gründe, die eigene Kreativität einzusetzen, um optimale Lösungen zu finden. Wie mein Mitarbeiter zu sagen pflegt: «Geht nicht» ist nur ein Ansporn, es noch besser zu machen.
Je nach Beschaffenheit, Tragedauer und Tragebedingungen sollte ein Schmuckstück alle zwei bis fünf Jahre professionell aufgearbeitet werden. Dabei wird es nicht nur gereinigt und nachpoliert, sondern auch der Zustand und der Sitz der Besatzmaterialien wie Edelsteine und Perlen geprüft und nötigenfalls nachgearbeitet.
Durch unsachgemäße Reinigung können Besatzmaterialien wie Perlen, Korallen, Opale und andere empfindliche Edelsteine unwiderruflich zerstört werden. Aber auch Edelmetalllegierungen können durch die falschen Reinigungsmittel angegriffen und damit die Optik eines Schmuckstückes erheblich gestört werden. In einem Fachbetrieb stehen Mittel zur Verfügung, die wesentlich schonender arbeiten aber aufgrund der hohen Giftigkeit eben nur in einer Meisterwerkstatt angewendet werden dürfen. Wir Goldschmiede haben die nötigen Kenntnisse, um solche Gefahrstoffe sicher und ohne Umweltgefährdung einzusetzen und letztlich auch der Rückgewinnung zuzuführen.
Es gehört zu den besten Handwerkstraditionen, neue Technologien sinnvoll anzuwenden. Computergestützte Design- und Produktionsmethoden sind eine wundervolle Erweiterung unserer Möglichkeiten, sind fantastische Werkzeuge, die die Kreativität förmlich explodieren lassen.
Aber was heißt hier «wie früher»? Ja, wir schmieden, biegen und treiben wie vor mehreren tausend Jahren. Aber wir löten schon lange nicht mehr im Holzkohlebett. Dafür nutzen wir jetzt Erdgas oder Propan mit unterschiedlichen Brennersystemen. Wir polieren auch nicht mehr wie früher mit Hämatit-Werkzeugen. Dafür gibt es Maschinen. Inzwischen gehören auch Lichtbogen- und Laserschweißgeräte zu unseren Arbeitsgeräten.
Jedes Schmuckstück entsteht in einem Mix aus unterschiedlichsten Bearbeitungsmethoden. Das ist nur einer der Gründe, weshalb unser Beruf so interessant ist.
Einzelstücke anzufertigen ist die Hauptaufgabe des Goldschmiedes. Eine Pretiose, die in Zusammenarbeit mit dem Kunden entworfen wurde, ist ein unglaublich starkes Symbol für die Persönlichkeit des Käufers oder der Beschenkten. Kann auch umgekehrt sein. Und mal ehrlich, der Satz «Schatz, das habe ich für dich anfertigen lassen» ist mindestens genauso wertvoll, wie das Schmuckstück selbst.
Im persönlichen Kundenkontakt, der manchmal nur per Telefon oder Email möglich ist, werden die Details abgestimmt. Auf Basis des von uns geschätzten Arbeits- und Materialaufwandes erstellen wir ein Angebot. Danach kann der Kunde eine sachlich gerechtfertigte Entscheidung über die Auftragserteilung fällen.
Inzwischen ist aus dem Geschäft von Markus Backhaus, das Goldschmiede Backhaus e.K. heißt und in Erfurt steht, ein klassischer, handwerklicher Kleinbetrieb geworden. Unterstützt wird der 54-Jährige durch den Goldschmied John-Michael Mendizza, einem gebürtigen Kalifornier, der in Deutschland seine Ausbildung zum Goldschmied vollendet hat. Aufgrund dessen kann der Betrieb Kundenberatung in drei Sprachen anbieten; deutsch, englisch und schwedisch. Die meiste Zeit des Tages sitzen die beiden Goldschmiede laut Markus Backhaus am Werkbrett und stellen individuell gestaltete Schmuckstücke her.