Die eigene Hochzeit ist etwas, das man gerne immer wieder erlebt. Am besten ruft man sich den Moment wieder hervor, indem man sich Fotos anschaut. Die Hochzeitsfotografie hat ganz eigene Ansprüche, welche Roland Polczer für seine Kunden zu erfüllen versucht. Im Interview erzählt er uns mehr zu seinem Beruf, wie ihm seine IT-Erfahrung dabei hilft und wie er die Nachbearbeitung von Bildern geschickt umgeht.
Gelernt hat Roland Polczer IT-Ingenieur und hat außerdem einen zweiten Abschluss in Finanzen und Wirtschaftswissenschaften. Einige Zeit arbeitete er als IT-Berater für Telekommunikationsunternehmen. Bis die Fotografie in sein Leben trat und er vor 5 Jahren eine neue berufliche Laufbahn einschlug.
Der 44-Jährige aus Ungarn arbeitet unter der Woche im Home Office und ist am Wochenende meistens als Hochzeitsfotograf um Münster unterwegs. Als Fotograf arbeitet er alleine.
Als Kind war ich ein großer Computer-Nerd. Ich bin mit Computern aufgewachsen, wie dem Sinclair ZX und der Commodore 64/128. Meine Welt drehte sich um Bildschirme, Raster, Sprites und Assembler Codes. Zu der Zeit klang es für mich nicht reizend, mal im Wald spazieren zu gehen. Warum sollte ich das tun wollen? Dann habe ich die Fotografie für mich entdeckt. Sie hat eine ganz andere Welt für mich eröffnet und mein Leben komplett verändert. Obwohl ich meine eigene Website oder ein robustes Backup-System erstellen kann, gibt mir der IT-Hintergrund keinen großartigen Vorteil in der Fotografie. Meiner Meinung nach ist die wichtigste Fähigkeit, dass man offen und aufgeschlossen ist. Man muss bereit sein zu lernen, darf keine Angst davor haben, mal Fehler zu machen und die konstante Weiterentwicklung während der Arbeit sind Dinge, die in beiden Bereiche (Fotografie und IT) wichtig sind. Ich glaube sogar, dass es aufs Leben selbst zutrifft.
Es ist ein ziemlich langer Weg, dieses Handwerk zu erlernen. Nachdem man die Grundlagen gelernt hat, wird jeder weitere Schritt, den man geht, um die Fotografie zu meistern, schwieriger und dauert länger. Nach einer Weile realisiert man, dass der nächste Schritt nicht ist, eine neue Technik zu lernen oder eine neue Perspektive zu finden. Vielmehr geht es darum, sich zu verändern und zu wachsen. Für natürlich aussehende Bilder muss man im Hier und Jetzt präsent sein. Der beste Weg, um das zu verbessern, ist die Meditation. Das mache ich jeden Morgen 10 bis 20 Minuten, um meinen Fokus zu verbessern und mein Ego zu zähmen.
Allgemein lässt sich festhalten, dass es drei sehr wichtige Dinge für ein gutes Foto gibt: Licht, Moment und Komposition. Die sollte man immer im Hinterkopf behalten und versuchen, jeden Faktor mit jedem Foto, das man macht, zu verbessern.
Ich habe lange Zeit mit Canon-Kameras gearbeitet, bin aber vor ein paar Jahren zu Nikon gewechselt. Momentan benutze ich zwei D750s, eine spiegellose Z6 und eine kleine Ricoh GR2. Die D750 ist für mich die perfekte Wahl. Sie ist nicht zu groß, hat aber ein fantastisches Fokus-System und einen großartigen Sensor. Ich habe gerade erst eine Z6 gekauft und mich mit der spiegellosen Welt vertraut gemacht. Die kleine Ricoh ist meine Kamera, die ich während einer Party häufig benutze. Einige der Gäste bekommen es nicht einmal mit, dass ich da bin. So kann ich fröhliche, natürliche Momente festhalten.
Mein Hauptziel ist es, so wenig Nachbearbeitungen wie möglich zu machen, sprich, ich versuche, den Moment mit meiner Kamera so gut wie möglich festzuhalten. Ich bin ein großer Fan von kreativen Kamera-Effekten, deshalb habe ich immer einen Beutel mit Prismen, Kupferrohren und anderen glänzenden Dingen dabei, die ich vor die Linse setzen kann. Diese Effekte nenne ich meine analogen Photoshop-Techniken, da keine Nachbearbeitung nötig ist, um kreative Effekte zu bekommen. Für die Nachbearbeitung benutze ich am liebsten Lightroom. Ich gebe jedem Foto eine sanfte Bearbeitung, indem ich vorsichtig den Kontrast, die Farben und die Lichter anpasse. Ich möchte mit der Nachbearbeitung zeitlose Bilder erstellen, die keinen Trends folgen.
Sehr interessant war es für uns zu erfahren, wie die Nachbearbeitung von Bildern auch ohne Software möglich ist. Damit beweist Roland Polczer nicht nur Einfallsreichtum, sondern auch Kreativität, die seinen Kunden sehr zugute kommt.
Wir bedanken uns für das offene Gespräch und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg mit seinem Unternehmen.