Zu Autos hat jeder Mensch eine andere Einstellung. Für die einen ist es einfach ein Hilfsmittel, um von A nach B zu kommen, für andere eine echte Notwendigkeit, da es zum Beispiel für berufliche Aufgaben benötigt wird. Beides trifft aber für Oldtimer nicht zu. Bei diesen Fahrzeugen geht es einzig und allein um die Leidenschaft für besondere Autos, die heute nicht mehr gebaut werden. Liebhaber von Oldtimern restaurieren diese häufig selbst und scheuen dabei auch keine schmutzintensiven Arbeiten, wie zum Beispiel das Eisstrahlen zur Grundreinigung der Oberflächen. Und manchmal entwickelt sich die Leidenschaft weiter und es wird eine Dienstleistung daraus.
Wir haben darüber mit Albrecht von Beckedorff gesprochen. Der gelernte Bankkaufmann und Landwirt ist verheiratet und Vater von 2 Kindern. Er wurde 1968 in Neunburg vorm Wald geboren und ist seit seiner Kindheit vom Oldtimervirus infiziert und sammelt heute gern alte, klassische und „Brot und Butter“ Fahrzeuge.
Nach 20 Jahren im Bankgeschäft mit unterschiedlichen Funktionen war irgendwann Routine eingekehrt. Als 2008 die Bankenkrise auch nach Deutschland kam, wurde ihm klar, dass dies nicht das ist, was er bis zur Rente tun wollte. Viel lieber hat er an seinen alten Autos geschraubt und sich stets darüber gefreut, dass man an diesen Autos nicht nur Bauteile tauschen, sondern auch noch reparieren konnte. Man konnte den Erfolg seines Tuns sofort sehen und wenn es nicht funktionierte, hat man weiter gesucht. Also entschied er sich, sein Hobby zum Beruf zu machen.
Das war allerdings leichter gesagt als getan. Es begann schon bei der Gewerbeanmeldung. Albrecht von Beckedorff gab an, dass er Oldtimer restaurieren werde, die er vorher mit Trockeneis strahlen würde. Er bekam zur Antwort, dass es ein solches Gewerbe nicht gibt. Also ging man alle Möglichkeiten für ein KFZ-Gewerbe durch. Um nicht gleich in der Ausübung der Tätigkeit eingeschränkt zu sein, einigte man sich dann auf Kfz-Handel, Ersatzteil-Handel, Trockeneisstrahlen und Fahrzeugaufbereitung.
Die nächste Herausforderung waren die notwendigen Räumlichkeiten. Seine Frau hat damals die elterliche Landwirtschaft übernommen. Da gab es zwar einige Gebäude, die seit langer Zeit nicht mehr genutzt, aber unterhalten werden mussten. Diese wurden dann entsprechend saniert, damit sie sich für den neuen Betrieb eignen.
Die Motivation für diese aufwendigen Arbeiten wurde durch eine Besonderheit gefördert. Bei dem Anwesen handelt es sich um ein sogenanntes Hammerschloß mit eigenem Hochofen und Eisenhammer aus dem Jahre 1366. Im Jahre 1863 wurden hier die letzten Roheisenplatten gegossen. So stellte sich Albrecht von Beckedorff vor, dass es rein theoretisch sein könnte, dass nach knapp 150 Jahren in Holzhammer wieder Blech zurückkehrt, das vielleicht aus dem letzten Roheisen gewalzt wurde, was hier gegossen wurde.
Inzwischen wurde aus der Idee schon längst Realität und mit Oldtimer Gut Holzhammer etablierte sich ein kleines familiäres Unternehmen, in dem seine Frau sich um die Buchhaltung kümmert und sein Sohn den Webauftritt pflegt. Zum Team gehört zudem ein festangestellter Kfz-Mechaniker, der in seiner Freizeit auch gerne an alten Autos schraubt.
Schon als Kleinkind war ich fasziniert von Autos. Ich nutzte jede Gelegenheit, um mit meinen Eltern oder Großeltern im Auto unterwegs zu sein und beobachtete stets, was man als Fahrer zu leisten hatte, obwohl ich von der Technik noch keine Ahnung hatte. Außerdem interessierte mich auch immer, was es an anderen Fahrzeugen zu sehen gibt, die entweder uns überholten oder umgekehrt. Folgerichtig habe ich dann mit 17 Jahren mein erstes Auto von einer verstorbenen Großtante bzw. aus der Erbmasse gekauft, obwohl ich noch keinen Führerschein besaß. Bis heute habe ich genau dieses Fahrzeug behalten und fahre es sehr gerne, weil es zwar älter ist als ich, aber für seine Zeit damals und auch heute noch flott bewegt werden kann. Als ich 1989 meine Banklehre begann, habe ich nebenbei gerne alte Autos ohne TÜV gekauft, fit gemacht und weiterverkauft. Mit den Jahren und mit den Möglichkeiten der Unterbringung folgten über die Jahre noch weitere Fahrzeuge. Im Grunde habe ich mir damit immer meine nostalgischen Kindheitserinnerungen zurückgeholt.
Trockeneisstrahlen ist eine besonders intensive, aber sehr schonende Reinigung aller Oberflächen die von Öl, Fett, Staub oder Teer verunreinigt sind. Zu diesem Zweck wird der Gegenstand mit minus 80 Grad Celsius gefrorenen Kohlendioxid Pellets beschossen. Dabei gibt es einen thermischen und einen mechanischen Effekt. Die Pellets kühlen die Oberfläche abrupt ab, der Schmutz wird spröde und springt ab. Mittels Druckluft wird der gelöste Schmutz weggeblasen. Das Trockeneis sublimiert, d.h. geht in den gasförmigen Zustand über und geht zurück in die Atmosphäre, aus der es vorher entnommen wurde. Es bleibt kein Wasser zurück. Bei den Autos wird es meist für das Entfernen von Unterbodenschutz oder für die Reinigung von Motorräumen und Achsteilen verwendet. Ursprünglich wurde es in Kunststoffspritzereien oder auch für das Reinigen von Backautomaten in Großbäckereien eingesetzt. Leder sollte man nicht mit Trockeneis strahlen, da es spröde werden kann und bricht.
Mein Strahlgerät wurde von einem Schweizer Hersteller, ASCO in Romanshorn, entwickelt und hergestellt. Es ist ein Universalgerät, mit dem ich hohen Druck für den Unterboden, aber auch niederen Druck für Motorräume einstellen kann. Genauso wichtig wie das Strahlgerät ist auch der zugehörige Kompressor, der absolut Staub- und Ölfreie Luft in hoher Menge und Druck erzeugen kann. Wir setzen unser Strahlgerät seit 2011 ein und es ist heute noch unseren Anforderungen gewachsen.
Die Vorteile beim Eisstrahlen liegen ganz klar darin, dass es keine abrasive, also schleifende Wirkung hat, sondern wie oben beschrieben, sehr schonend ist. Wir können mit der Strahldüse nahezu alle Oberflächen strahlen, was für uns bedeutet, dass wir gerade im Motorraum kaum Teile demontieren brauchen. Es bleibt auch nur der Schmutz, der gelöst wurde, im Gegensatz zu Sand, den man entweder teuer reinigen oder entsorgen muss. Es entsteht also kein Sekundärabfall. Besonders beim Entfernen von Unterbodenschutz sieht man gleich, wie hoch der Restaurationsaufwand werden wird.
Nachteil am Eisstrahlen sind die hohen Kosten im Unterhalt für die Geräte, aber auch für die Pellets, die ich nicht selbst herstellen kann. Zudem kann mit Trockeneis nur loser Rost entfernt werden, da muss man meist mit der Drahtbürste nacharbeiten.
Leidenschaft allein genügt bei einem so aufwendigen Hobby, wie die Restaurierung von Oldtimern nicht. Es braucht auch wirklich viel Zeit und wenn es wirklich gut werden soll, auch entsprechendes Werkzeug und Maschinen und natürlich auch noch die entsprechenden Räumlichkeiten. Wer also nicht plant, sein Hobby zum Beruf zu machen, ist wahrscheinlich gut beraten, wenn er zumindest für einen Teil der Arbeiten, Dienstleistungen nutzt, wie sie zum Beispiel von Albrecht von Beckedorff angeboten werden, bei dem wir uns für seine Zeit und das informative Gespräch bedanken.