Wenn Musik läuft, muss Maria Di Zio einfach tanzen. Beim Tanzen konnte sie schon immer alle Probleme, Heimweh, Ängste, Sorgen und Komplexe vergessen. „Ich fühlte mich am richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort“, sagt die 36-Jährige, die alle Mary nennen. Bis zum heutigen Tag ist sie immer, wenn sie tanzt, ganz in ihrer „kleinen, heilen Welt, in der einfach alles passt.“ Wer bei Mary in familiärer Atmosphäre Salsa und andere Tänze erlernt, spürt das sofort.
Mary ist gebürtige Italienerin mit südamerikanischen Wurzeln. Ihre geliebte Heimatstadt ist Rom. Seit 1995 lebt sie in Osnabrück. Als Kind fing sie mit Ballett und Contemporary an und machte eine Flamenco-Ausbildung. Als Jugendliche musste sie jedoch ihre heiß erträumte Tanzkarriere an den Nagel hängen, weil sie einen schweren Autounfall hatte. So wurde aus der Tänzerin erst einmal eine Akademikerin: Mary studierte Romanistik, Literaturwissenschaft und Philosophie. Für die Recherchen ihrer Magister- bzw. Doktorarbeit zog sie nach Chile. Dort stieß sie „just for fun“ auf die Salsa. Eines Tages wurden Mary und ihr damaliger Freund von ihrem Tanzlehrer gefragt, ob sie Lust hätten, die Anfängerkurse zu übernehmen.
Irgendwann wurden ihr alle „schwierigen Fälle“ zugeschoben und sie merkte, wie gerne sie selbst Unterricht gab – vor allem Deutschen, denn, so Mary:. „Deutsche müssen immer alles hinterfragen. Es ist eine riesige Herausforderung, immer Antworten zu finden und es begeistert mich!“ Aktuell leitet Mary ihre Tanzschule allein, die inzwischen keine „Academy“ mehr, sondern eine „Company“ ist. Sie schätzt ihr internationales Team sehr und ist unendlich dankbar dafür, dass einige ihrer MitarbeiterInnen jede Woche zwei Stunden Fahrt auf sich nehmen, um bei und mit ihr zu unterrichten. Die Kurse laufen in Englisch und in Deutsch, aber auch Unterricht in Türkisch, Spanisch und Italienisch sind möglich. Mary liebt die Gemeinschaft und ist überzeugt davon, dass die Zeit der Einzelkämpfer vorbei ist: „Wir alle können nur wachsen, indem wir uns untereinander unterstützen.“
Als Berlusconi an die Macht gekommen ist, haben meine Eltern beschlossen, Italien deswegen den Rücken zu kehren. Meine Mutter hat die Anthroposophie kennengelernt und war begeistert von der Waldorfschule. Nach einigen Anläufen, ob es die Schweiz, die USA oder Australien wird, ist es Deutschland geworden, da wir in der Nähe von Osnabrück Verwandte hatten und es hier eine Waldorfschule gab. Ich habe einige Jahre in Chile, Ecuador und Argentinien gelebt, aber es zieht mich immer wieder in meine zweite Heimat Osnabrück zurück. Ich tanze, seit ich zurückdenken kann. Irgendwie packte mich in Chile die Lust, doch mal „richtig“ Salsa tanzen zu können. Ich konnte aus Deutschland ein paar Basics, aber während meiner Zeit in Chile besuchte ich etliche Kurse und Fortbildungen.
2011 gründete ich mit meinem damaligen Partner die MamboLatinJazz Dance Academy. Einige Jahre lang habe ich zwar gemeinsam, aber immer im Schatten meines Partners unterrichtet, bis ich die Möglichkeit hatte, bei der genialen Susana Montero eine Ausbildung zu machen. Die Spanierin ist die Pionierin des Salsa-Lady-Styles. Was diese Frau in mir bewirkt hat, ist der Hammer! Ich habe mich auf diese Technik spezialisiert und begeistere mich vor allem für Frauenarbeit. Ich liebe es, Frauen zu unterrichten, weil die Gesellschaft uns oft echt kaputt macht. Vor allem im Norden können viele Frauen mit der eigenen Weiblichkeit nicht umgehen und schämen sich ihrer. Wenn nach einem Workshop alle am Boden liegen vor Lachen, rote Bäckchen haben und mich anstrahlen, weiß ich, es ist alles richtig!
Meine größte Herausforderung ist Kizomba! Denn anders als beim Salsa oder beim Bachata kann man sich dabei hinter irgendeiner Choreografie oder einem „coolen Move“ verstecken. Dort ist alles 100 Prozent Verbindung und Innigkeit. Das ist meiner Meinung nach der ursprünglichste und therapeutischste aller Tänze, wenn er richtig gelehrt bzw. getanzt wird. Ich stecke dabei meiner Meinung nach noch in den Kinderschuhen. Es gibt noch viel Luft nach oben, aber das Gefühl habe ich immer und überall und ich bin immer dankbar, wenn ich was Neues lernen darf!
Beide Styles sind zwar nahe Verwandte, unterscheiden sich aber quasi in allem: in der Geschichte, der Musik, der Führung, der Technik und Ausführung der Bewegungen. Die Salsa L.A.- bzw. N.Y.-Style enthält viele Jazzelemente. Sie ist moderner, hat weniger Regeln und daher mehr Freiheiten und Interpretationsmöglichkeiten. Die Salsa Cubana hat klare Richtlinien. Wenn man sich auch mit der Kultur beschäftigt, merkt man schnell, sie ist nicht nur ein Tanz, sondern Religion und Lebensphilosophie in einem. Dafür habe ich persönlich großen Respekt. Viele meinen, die Salsa Cubana sei einfacher, aber das würde ich nie sagen! Zu Beginn hat man zwar „einfachere“ Tanzfolgen, die man sich als Anfänger besser einprägen kann. Aber wenn man sie richtig erlernen möchte, sind allein schon die Schulterrotationen, die „Body Moves“ und „Body Isolations“ für uns Europäer besonders schwer. Bei den meisten sieht es etwas steif aus. Oder das Gegenteil zeigt sich, wenn die Schüler „locker“ sein wollen und vergessen, dass sie ein Rückgrat haben oder nur unnatürlich den Popo bewegen. Ich tanze beides liebend gerne, je nachdem mit wem ich tanze oder zu welchem Lied. Ich bin keine Spezialistin für Salsa Cubana, da ich mich noch nie mit den Themen Rumba und Orishas beschäftigt habe. Inzwischen hat aber die „Linie“, wie die Salsa N.Y.-Style auch genannt wird, viele Elemente von der Salsa Cubana übernommen. An der „Linie“ liebe ich, dass man das Gefühl des Fliegens beim Drehen bekommt. Während die Salsa Cubana ursprünglicher ist, entsteht bei der „Linie“, ein sehr luftiger Flow.
Mit dem eigenen Körper im Reinen zu sein! Kein Kleid oder Schuh kann dir sonst helfen, dich in deiner Haut wohlzufühlen. Ich achte immer darauf, dass ich völlige Bewegungsfreiheit in meiner Kleidung habe, damit ich alle möglichen Bewegungen bequem ausführen kann. Bei den Schuhen lasse ich mich grundsätzlich immer sehr ausführlich beraten. Es ist mega-wichtig, dass man dabei Qualität statt Ästhetik wählt, weil die Schuhe extrem wichtig für unsere Knie und die Kniebelastung sind. Ich habe inzwischen drei tolle Shops gefunden. Mein offizieller Sponsor ist der Cha-Cha-Cha-Finecollection-Shop in Paderborn. Der andere ist Demi Point in Hamburg, da ist Suse die Chefin, eine ehemalige Profitänzerin, deren Tipps Gold wert sind. Schließlich ist da noch Zilda aus Paris. Sie ist mit ihrer afrikanischen „Himba“-Kollektion ein absoluter Geheimtipp, weil sie nicht nur eine hervorragende Tänzerin und Designerin ist, sondern die Schuhe alle auch selbst herstellt. Alle diese Shops haben natürlich die Option, online zu bestellen. Zum Tanzen braucht man aber gar keine Utensilien, nur den Mut, über den eigenen Schatten zu springen, und die Fähigkeit, sich selbst nie zu ernst zu nehmen.
Alle Kurse sind gleich beliebt. Ich selbst bevorzuge Qualität statt Quantität. Daher möchte ich nicht „die Masse“ in meinen Kursen haben, sondern eine ganz bestimmte Zielgruppe. Meine Kurse entwickeln eine ganz besondere Chemie, die meisten Teilnehmenden freunden sich gut an und es herrscht eine sehr familiäre Stimmung. Das geht nicht in einer Menge. Ich möchte alle Fragen in Ruhe beantworten können. Meine jüngste Schülerin ist erst 8 Jahre alt und darf mit mir immer vortanzen. Der älteste Teilnehmer ist über 60. Alle Kulturen, Religionen und soziale Klassen sind vertreten und das alles passt wunderbar zusammen. Meine schönsten Herausforderungen waren ein Rollstuhltänzer und ein blinder Mensch. Seit ich dem blinden Teilnehmer begegnet bin, habe ich angefangen, mit Bildern zu arbeiten. Ich bin immer sehr kreativ, wenn ich unterrichte.
Salsa-Tanzlehrerin Maria Di Zio wird von allen nur Mary genannt. Im Jahr 2011 gründete die heute 36-Jährige mit ihrem damaligen Partner die MamboLatinJazz Dance Academy. Einige Jahre lang unterrichtet sie im Schatten ihres Partners, bis ich die Möglichkeit hatte, bei Susana Montero, der Pionierin des Salsa-Lady-Styles, eine Ausbildung zu machen. Wer mit sich und seinem Körper im Reinen ist, braucht eigentlich nur noch gute Tanzschuhe, findet Mary. In ihren Kursen sorgt sie immer für eine familiäre Atmosphäre und einen kreativen Unterricht.