Fast jeder Mensch sucht nach der für ihn passenden Ausdrucksform, um seinen Gedanken und Emotionen eine Gestalt zu geben, diese fassbar und reproduzierbar zu machen. Für viele ist das die Musik, doch auch jegliche andere Kunstform ist dafür geeignet. Die Schriftstellerei in all ihren Facetten ist eine der ausdrucksstärksten Formen, die man dafür wählen kann. Geschriebene Worte schaffen es, Gedanken Kraft und Ausdruck zu verleihen, da sie auch vom Auge erfasst und besser verinnerlicht werden können. Dinge, die wir irgendwann einmal gelesen haben, brennen sich sehr einfach in unser Gehirn ein und bleiben dort oftmals wie Mahnmale für immer erhalten.
Auch Verena Gaupp gehört zu den Personen, die Gedanken in Worten aufbereiten, um sie für andere und ebenso für sich selbst greifbarer zu machen. Nach dem Abitur hat sie Romanistik mit Schwerpunkt französische Linguistik studiert, mit den Nebenfächern Soziologie und Europäische Ethnologie. Nach vielen durchlaufenen Praktika hat sie durch ein Volontariat in einer Redaktion ihre Berufung als Texterin und im Korrektorat gefunden, was sie seit 2006 in freiberuflicher Form ausübt.
Bei ihren Projekten arbeitet sie manchmal in enger Kooperation mit anderen Freiberuflern zusammen und bindet ihre Kunden in den Entwicklungsprozess stets mit ein, denn für einen Kreativen jeder Art ist seine Arbeit nur dann zufriedenstellend, wenn dadurch auch die Wünsche des Kunden erfüllt werden und am Ende beide mit dem Ergebnis glücklich sind.
Ich habe bereits als Kind begonnen, Bücher regelrecht zu verschlingen und auch früh angefangen, selbst zu schreiben. Tagebuch, Briefe, aber auch erfundene Geschichten. Ich habe mit einer Freundin gemeinsam ein Magazin „ins Leben gerufen“, das wir uns gegenseitig als Ferienlektüre „gebastelt“ haben, alles selbst erfunden, geschrieben und illustriert. Schreiben war für mich schon immer eine gute Möglichkeit, Gedanken Ausdruck zu verleihen. Für mich vielleicht sogar einfacher als sprechen. Man lässt sich automatisch Zeit, die ideale Formulierung zu finden. Man kann Dinge festhalten, für sich und für andere. Später habe ich Kurzgeschichten geschrieben, die meine Freunde lustig oder traurig – jedenfalls lesenswert – fanden. Das hat mich darin bestätigt, dass das Schreiben eine meiner Stärken ist.
Der große Unterschied ist, dass ich zwar auch selbst schreibe, aber vor allem im Auftrag für Kunden Texte verfasse, redigiere, korrigiere, lektoriere. Ich mache also meistens das, was nach der Autorentätigkeit kommt. Texte überarbeiten, auf den Punkt bringen, ihnen den letzten Schliff geben. Das heißt, mein Spektrum ist relativ groß und abwechslungsreich, zumal die Kunden und Genres sehr unterschiedlich sind. Ich mache alles, was mit Text zu tun hat – vom Fachartikel über den Geschäftsbericht oder die Pressemitteilung bis hin zu SEO-Texten für Websites. Trotzdem sehe ich mich auch als Autorin, da ich ebenfalls freie Texte schreibe.
Ich finde es sowohl zufriedenstellend und reizvoll, aus Stichpunkten einen sinnvollen Text zu machen, als auch ein Thema vollkommen frei zu recherchieren. Wenn ein Kunde sehr vage und ungenau ist und man erst im Gespräch herausfindet, was eigentlich gewünscht ist, erfordert das schon mal Fingerspitzengefühl, aber auch das macht Spaß. Insbesondere wenn das Ergebnis am Ende für beide Seiten passt. Und auch das Korrektorat/Lektorat hat natürlich seine guten Seiten. Wenn der Kunde sieht, wie viele Fehler gefunden wurden oder Änderungen den Text optimiert haben, dann sind das Erstaunen und die Begeisterung oft groß. Das ist auch sehr schön. Überhaupt sind natürlich zufriedene Kunden, auch wenn sich das sehr abgegriffen anhört, auch für mich die schönste Anerkennung.
Es gibt tatsächlich wenige Aspekte meines Berufs, die mir zu schaffen machen. Klar, es kann auch mal stressig werden, und die Arbeit erfordert eine gewisse Flexibilität. Aber ich genieße auch meine Freiheiten sehr. Die Anfangsjahre waren natürlich, wie für die meisten Freiberufler, sehr anstrengend. Ich war in vielen Dingen unerfahren und unsicher. Einige Male habe ich falsch kalkuliert, weil ich den Arbeitsaufwand nicht richtig eingeschätzt habe. Dadurch hatte ich mehr Arbeit als nötig und habe mir kaum Freiräume gegönnt. Das hat sich mit den Jahren und der Erfahrung gegeben. Heute bin ich souveräner – dann ist es auch kein Problem, bei Bedarf nachzuverhandeln. Und auch die notwendige Entspannung kommt nicht zu kurz.
Als Freiberufler gestaltet es sich meist sehr schwierig, das Privatleben vom beruflichen völlig zu trennen, da diese Grenzen oftmals verschwimmen. Es erfordert jede Menge Eigeninitiative, Durchhaltevermögen und vor allem Disziplin in dieser Sparte erfolgreich zu werden, denn gerade in diesem Berufsfeld gilt: die Konkurrenz schläft nicht!
Vielen Dank für deine Zeit!