Auch wenn der Beruf des Fotografen ein Lehrberuf ist, bei dem in der Ausbildung viel Theorie und Technik vermittelt wird, ist dieser Beruf doch auch eine künstlerische Tätigkeit, denn die Wirkung der Bilder entsteht nicht nur durch die richtige Technik, sondern vor allem durch die persönliche Art zu fotografieren. Dieses Persönliche, das was den Bildern Leben einhaucht, das ist das Besondere und die Kunst.
Wir haben darüber mit Yasmin Maiwald aus Stuttgart gesprochen. Die 26-Jährige liebt Reisen, kocht gern und weiß gutes Essen zu schätzen. Und sie liebt Latte Macchiato mit Karamell. In Braunschweig geboren und in Wolfenbüttel aufgewachsen, hatte sie während der Schulzeit noch keine klaren Vorstellungen, welchen beruflichen Weg sie gehen wollte. Daher machte es auch keinen Sinn, direkt nach erfolgreichem Abschluss der Realschule sofort eine spezielle Berufsausbildung anzufangen. Also absolvierte sie zunächst an einer Berufsschule ein Wirtschaftsjahr mit dem Schwerpunkt Bürokommunikation, um erstmal eine Basis zu schaffen.
Sie merkte aber schnell, dass dies nicht wirklich ihr Weg war, vor allem, weil ihr das Kreative im Leben fehlte. Sie nahm dann all ihren Mut zusammen und suchte weit weg von zuhause, in Berlin und Hamburg, nach Arbeit bei einem Fotografen. In Hamburg fand sie dann einen Assistentinnen-Job bei einem namhaften Fotografen, der allerdings nicht bezahlt wurde. Da sie über einige Ersparnisse verfügte und von ihrer Familie unterstützt wurde, konnte sie aber die Chance nutzen, sich in diesem Berufsfeld auszuprobieren. Und dies war eine gute Entscheidung, denn das Jahr in dieser Tätigkeit zeigte ihr ganz klar, dass ihre berufliche Zukunft in der Fotografie lag und war somit der Anfang ihrer großen Reise.
Da es gar nicht so einfach ist, einen Ausbildungsplatz zu finden, überbrückte sie die Zeit mit einer Tätigkeit im Einzelhandel bei einem großen Modeunternehmen und bekam so schon einen Bezug zu dieser Branche. 2014 begann sie dann mit ihrer handwerklichen Ausbildung zur Produktfotografin. 2016 zog sie nach Stuttgart und beendete dort ihre Ausbildung. Schon während ihrer Ausbildung war sie sicher, dass sie danach als freie Fotografin arbeiten wollte, was ihr einfach bessere künstlerische Entfaltungsmöglichkeiten bietet.
Der Mut, direkt nach der Ausbildung in die Selbstständigkeit zu starten, wurde belohnt. Inzwischen ist Yasmin Maiwald eine international erfolgreiche Fotografin, er es gelingt, gleich mehrere Bereiche abzudecken, von der Produktfotografie über Hochzeitsfotografie bis zu Beauty- und Fashion-Fotografie. Sie denkt zwar schon darüber nach, sich zu vergrößern, aber zur Zeit arbeitet sie noch allein und kümmert sich in ihrem Unternehmen neben der Fotografie auch um alle anderen Aufgaben, wie Organisation und Verwaltung. Dabei schätzt sie die Zusammenarbeit mit anderen Freiberuflern ihres Netzwerkes sehr.
Bei Produktionen, Aufträgen oder Projekten bucht sie, je nach Auftrag, diverse Hair- & Make-Up Artisten, Fashion Stylisten, Retuschieren oder Assistenten. Durch die Buchungen von freien Teams ist die Arbeit abwechslungsreich und jeder Beteiligte kann noch andere Jobs annehmen. Und da man nicht jeden Tag Produktion hat, ist die Zeiteinteilung für alle recht flexibel.
So wirklich habe ich mich im Jahr 2011 mit dem Thema Fotografie immer mehr beschäftigt, vorher war es eher nur „Knipserei“.
Ich bin auf jeden Meilenstein meiner Karriere stolz, ob es der Mut und Entschluss war, mich selbständig zu machen, die Zusammenarbeit mit großen Kunden oder jedes weitere Projekt, das ich mit meinem Team umsetze. Ich finde, dass ich mich bei jedem Job, jedem Projekt ein Stückchen weiterentwickele. Es sind die kleinen Dinge, die man in meiner Branche schätzt. Ob es weitere Produktionen mit einem meiner Großkunden, Zusammenarbeiten mit großen und internationalen Modelagenturen oder eine weitere Magazinveröffentlichung ist.
Bisher habe ich noch keine „bekannten Gesichter“ fotografiert, was aber auch nicht mein Ansporn meiner Karriere ist. Aber wer würde zu bekannten Gesichtern „Nein“ sagen?
Bei Beautyfotografie ist es wichtig, dass die Zusammenarbeit mit den erfahrenen Stylisten und dem Model im Einklang ist. Es gibt einige wichtige Punkte bei Beautyfotografie: ob es die reine Haut des Model ist, ob es das perfekte Make-Up der Artistin ist, die richtige Lichtsetzung, die richtige Perspektive, der richtige Ausschnitt oder die anschließende High End Beauty Retusche. Wenn einer von den Punkten nicht stimmt, werden die Bilder auch nichts. Man sagt nicht umsonst, dass Beautyfotografie die Königsklasse ist. Ich möchte mich auf keinen Thorn setzen, aber ich arbeite mich weiter nach ganzen Oben.
Bei solchen Aufnahmen ist meist ein vorgeplantes Briefing das A und O. Das vereinfacht für alle Beteiligten die Arbeit und man was genau, was man umsetzt. Was natürlich auch Zeit einspart. Wenn man genau weiß, was man umsetzen will, jedes Bild genau überdenkt und nicht einfach wild drauf los fotografiert, kann man etwas Großes schaffen.
Bilder dieser Art von Fotografie dienen als Portfolio Erweiterung, Präsentation für zukünftige Kunden oder auch als Magazinveröffentlichung.
Nein, ich arbeite fast immer mit meiner Vollformat von Canon. Je nach Auftrag leihe ich mir eine Mittelformat Kamera. Die Anschaffung für eine eigene war mir bisher doch zu kostspielig.
Ich besitze einige Festbrennweiten und Zoomobjektive aber meine Favoriten bleiben für Fashion das 24-70mm und für Beauty 100mm Macro. Sonst arbeite ich mit dem Lichtsystem von Profoto und bearbeite meine Bilder mit zwei großen Bildschirmen von Eizo und meinem Wacom.
Ich versuche mich abzuheben durch die Art und Weise, wie ich fotografiere, mit Lichtsetzung und Perspektive. Es ist das Zusammenspiel mit dem Styling, meinem Team und dem Model. Dadurch erhalte ich eine gewisse Handschrift in meinen Bildern. Ich habe immer eine genaue Vorstellungen vor meinen Shootings.
Durch die anschließende Bildbearbeitung versuche ich eine gewisse Natürlichkeit immer beizubehalten. Beauty Retusche ist sehr aufwändig und zeitintensiv. Einfach nur Filter, Weichzeichner oder Presets drüber legen, bringen einen nicht weiter.
Jedes meiner Bilder muss eine gewisse Hochwertigkeit und Ausstrahlung haben. Es muss in einer gesamten Strecke wirken, aber jedes Bild soll auch für sich alleine sprechen können. Mir ist es wichtig, nicht das zu machen, was auch alle anderen machen und auch mal Regeln der Fotografie zu brechen.
Gerade wenn man sich für einen künstlerischen Beruf interessiert, muss man damit rechnen, dass der Weg zum Erfolg nicht ganz einfach ist. Es beginnt schon damit, dass die Ausbildungsplätz knapp sind und geht damit weiter, dass man seinen Platz in der Branche finden muss, um sich entfalten und erfolgreich arbeiten zu können. Der Weg von Yasmin Maiwald zeigt, dass diese Mühe sich aber lohnt, und dass man an seinem Traum festhalten sollte, wenn man seine Passion gefunden hat. Wir danken ihr für ihre Zeit und dieses informative Gespräch über ihre Arbeit als Fotografin.