Ohne Zweifel ist die Gitarre eines der beliebtesten Instrumente für Musiker aller Altersgruppen. Durch die unterschiedlichen Bauweisen eignen sie sich für alle Musikrichtungen und Spielweisen. Es gibt natürlich Manufakturen und größere Betriebe, aber der Instrumentenbauer als Einzelhandwerker ist nach wie vor das, was die Kunden anspricht. Bei einem Gitarrenbauer kann der Kunde sicher sein, dass sein Instrument mit größtmöglichem Engagement von einer hochqualifizierten Person gebaut wird. Als Zusatzservice bieten Gitarrenbauer auch an, Gitarren zu ändern und zu reparieren.
Wir wollten noch mehr über den Beruf des Gitarrenbauers erfahren und haben mit Thomas Ochs gesprochen. Vor 45 Jahren in Bamberg geboren, lebt und arbeitet er seit 2004 in der Gemeinde Kemmern in der Nähe von Bamberg, wo er mit seiner Frau ein ehemals landwirtschaftliches Anwesen renoviert hat. Neben seiner Profession als Gitarrenbauer beschäftigt er sich mit der Fotografie und macht auch selbst Musik. Er spielt E-Gitarre bei der Heavy downtuned Rockband „Gloomfire“. Mit dieser hat er 2018 eine Debüt CD namens „Some of the Unknown“ veröffentlicht.
Über das Gitarre spielen kam er auch zum Gitarre bauen. Mit 14 Jahren hat er alle Ersparnisse zusammengekratzt und sich seine erste E-Gitarre gekauft. Von da an war das Musik machen aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken. Als er nach dem Abitur angefangen hat Biologie und Physik zu studieren, hat er schnell gemerkt, dass dies nicht wirklich das war, was er machen wollte. Nach einem Praktikum bei seinem späteren Ausbildungsbetrieb hat er das erste Studium abgebrochen und von 1996 bis 1999 das Handwerk des Gitarrenbauers, genauer gesagt den Ausbildungsberuf „Zupfinstrumentenmacher“ bei der Firma Hanika, einer Manufaktur für Konzertgitarren in Baiersdorf, erlernt. Nach der erfolgreich bestandenen Gesellenprüfung ist er noch ein Jahr als Geselle bei Hanika geblieben.
Er wollte aber die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Instrumentenbaus erforschen und einen eigenen Stil im Gitarrenbau entwickeln. Daher studierte er von 2000 bis 2004 an der Fachhochschule für Musikinstrumentenbau Markneukirchen. Zu Beginn seines Studiums war es ihm wichtig, die spanische Gitarrenbautradition zu durchdringen und seine Idee einer traditionell gebauten Konzertgitarre auf höchstem ästhetischen, handwerklichen und klanglichen Niveau zu formen. Doch mit fortschreitendem Studium haben ihn sowohl die Beschäftigung mit historischen Gitarren als auch moderne innovative Herangehensweisen fasziniert.
So folgte der Schritt in die Selbstständigkeit als Einzelhandwerker, wie es im Instrumentenbau allgemein üblich ist. Der Instrumentenbau, wie Thomas Ochs ihn betreibt, ist ein aufwendiger und intensiver Schaffensprozess. Er verwendet viel Zeit darauf, seine Instrumente klanglich zu optimieren. Dies beginnt schon bei der Holzauswahl und endet in einer Feinabstimmung am fertigen Instrument. Dabei versucht er bei jedem Arbeitsschritt, das Optimale für das jeweilige Instrument herauszuholen.
Einen normalen Tag gibt es in meinem Beruf zum Glück nicht. Die Abwechslung macht den besonderen Reiz aus: Die Neubundierung einer teuren E-Gitarre, das Leimen von Halsbrüchen und Rissen, der Einbau neuer Tonabnehmer oder die Arbeit an einem eigenen, auf den Kunden zugeschnittenen Instrument – jeder Tag ist anders, jeder Tag ist neu. Manche Tage verbringe ich in kontemplativer Ruhe und Konzentration, an anderen Tagen geben sich die Kunden die Klinke in die Hand.
Aber die herausragenden Momente sind auch nach über 20 Jahren im Beruf, die letzten Stunden, wenn man ein Instrument fertig stellt und die ersten Töne erklingen. Der besondere Reiz des Instrumentenbauens wird immer darin liegen, aus eigentlich profanen Materialien wie Holz und Metall, Werkzeuge für Virtuosen zu erschaffen, die damit ihrerseits ganze Klangwelten erzeugen und damit die Herzen der Menschen berühren.
Die häufigsten Reparaturen finden am Griffbrett der Gitarre statt. Die optimale Bespielbarkeit eines Instrument ist elementares Kriterium für ein entspanntes Musizieren. Leider kommt es häufig vor, dass Bünde zu hoch sind und dadurch die Saiten aufschlagen oder dass die Saitenhöhe über den Bünden nicht stimmt. Dann müssen entweder Unter- und Obersattel nachgearbeitet oder erneuert werden, oder die Bundstäbchen abgerichtet, neu profiliert, geschliffen und poliert werden.
Aber auch mechanische Beschädigungen wie abgebrochene Köpfe, eingedrückte oder gerissene Böden und Decken, abgerissene Stege bis hin zu Löchern im Instrument, kommen häufig vor. Mein Anspruch beim Reparieren ist, einerseits so wenig wie möglich in die Originalsubstanz des Instruments einzugreifen, andererseits aber natürlich die volle Funktionsfähigkeit wieder herzustellen. Denn theoretisch können Gitarren, wie auch viele andere Musikinstrumente über viele Jahrzehnte tadellos funktionieren, wenn sie einigermaßen pfleglich behandelt werden.
Wie lange ein Instrument in der Werkstatt verbleibt hängt natürlich stark von der Komplexität der Reparatur ab. Aber sobald Leim oder Lack trocknen muss, sollte man dem auch ausreichend Zeit geben, so dass das Instrument einige Tage bei mir verbringen muss.
Meine liebsten Werkzeuge sind einerseits die sog. „Stechbeitel“, auch als „Stemmeisen“ bekannt und andererseits die verschiedenen Hobel wie Rauhbank, Schinder- oder Einhandhobel. Mit dem Stechbeitel kann man, wenn es drauf ankommt, viel Material wegnehmen, aber auch ganz feine und präzise Schnitte ausführen, wenn er ordentlich geschärft ist, z.B. Gehrungen schneiden, Falze und Nuten stechen, Hälse einsetzen, Intarsien einpassen. Auch Hobeln kommt im Instrumentenbau häufig vor: Vor dem Verleimen werden Decken, Böden oder auch Halskanteln mit dem Hobel „gefügt“. Aber auch das „Ausarbeiten“ der Decke, also ein Anpassen der Plattenstärke zur Resonanzbeeinflussung, wird mit einem fein eingestellten und gut geschärften Einhandhobel durchgeführt.
Die Beurteilung des Klangverhaltens einer Gitarre ist relativ schwierig und selbst für geübte Ohren nur im Vergleich möglich. Heißt konkret: Man spielt abwechselnd Instrumente an und ermittelt so, welches einem besser gefällt. Dies kann die mitgebrachte eigene Gitarre im Vergleich mit einem potenziell neuen Instrument sein, oder zwei oder mehrere Neuinstrumente. So kann man sich einem klanglich passenden Instrument nähern. Ganz intuitiv werden hierbei Parameter wie Klangdauer, Ausgeglichenheit, Lautstärke, Klangfarbe, Ansprache, etc. abgeprüft.
Neben dem Klang spielt aber vor Allem die sog. „Bespielbarkeit“ eine wichtige Rolle. Das Instrument muss sich leicht greifen lassen, so dass die Finger nicht zu viel Kraft beim Niederdrücken der Saiten benötigen. Gerade Kinder ermüden sonst schnell und verlieren die Lust am Spielen, ohne dass sie konkret benennen können warum. Dazu müssen die Halsmaße und die Mensur zur Handgröße passen und das Instrument natürlich optimal eingestellt sein.
Gitarren sind aus der heutigen Musik nicht mehr wegzudenken. Ob zur Liedbegleitung am Lagerfeuer, über die gesamte Rock- und Popmusik, bis hin zur Klassik: Die Gitarre in ihren zahlreichen Erscheinungsformen ist extrem vielseitig, leicht transportabel und man kann, selbst ohne Notenkenntnisse bereits nach wenigen Stunden und einem kleinen Repertoire an „Griffen“ die ersten Lieder spielen. So gelingt auch der Einstieg am einfachsten: Die wichtigsten Griffe zeigen lassen und ein paar einfache Lieder spielen und dazu singen. Der Rest ergibt sich.
So kann man das Ergebnis der Arbeit eines Gitarrenbauers beschreiben, denn die Gitarren sind im Grunde alle Unikate, die ihm Rahmen der Möglichkeiten nach den individuellen Bedürfnissen des Kunden angefertigt werden. So erhält jeder Kunde genau das Instrument, das zu ihm und seiner Spielweise passt. Vielen Dank an Thomas Ochs für dieses Gespräch und den Einblick in seine Arbeit.