Yves Opizzo, der am 22. Juni 1952 in Nizza geboren wurde, wird, wie er erzählt, oft gefragt, wie es denn dazu gekommen ist, dass er Nizza wegen Haigerloch verlassen hat. Darauf antwortet er mit aller Selbstverständlichkeit: «Der Liebe wegen, was denn sonst?» In Aix-en-Provence, der Partnerstadt von Tübingen, hat er Wirtschaftswissenschaft studiert, wo er mit den Fächern Trigonometrie, Statistik, Mathematik und Informatik konfrontiert wurde.
Nach dem Studium hat er einige Jahre Mathematik, Statistik und Informatik an diversen Unis unterrichtet – unter anderem auch vier Jahre in Abidjan, Elfenbeinküste, wo seine beiden Töchter auf die Welt gekommen sind. Schließlich wurde er zum Informatikleiter der Organisation CRITEN in Marseille ernannt.
Als Yves Opizzo 1986 mit seiner Familie nach Deutschland übersiedelte, gründete er eine kleine Firma, um Sonnenuhren zu entwickeln und zu verkaufen. Seither ist er in diesem Bereich tätig. Neben seinem Beruf arbeitet Yves Opizzo allerdings auch in der VHS Balingen als Leiter des Aikido Dojo Kokoro. Wie er dazu gekommen ist und was er genau unterrichtet, erklärt Yves Opizzo im Interview.
Aikido fasziniert mich nun seit mehr als 50 Jahren. Meine ersten Erfahrungen habe ich in Marseille gesammelt, als ich etwa 15 Jahre alt war. Zehn Jahren später, in Friedrichshafen, als ich in die Französische Armee für ein Jahr eintrat, habe ich dann ganz damit angefangen. Aber erst 1989 nahm ich es sehr ernst, in Haigerloch, dank meinem ersten sehr guten Lehrer, Bernhard Boll.
Bernhard hat in der VHS Balingen etwa ein Jahr lang Aikido unterrichtet und hat mir nach seinem Weggang die Leitung der Aikido Dojo Kokoro überlassen. Seit fast 25 Jahren arbeite ich jetzt dort mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Montags kommen Erwachsene und Jugendliche. Sie sind zwischen 20 und 22 Uhr da. Wir üben Ki und Aikido aus, aber das Training ist bewusst nicht allzu hart, da es die Teilnehmer oftmals zu sehr aufregt. Ins Schwitzen kommen wir jeweils samstags, wenn wir zwei oder drei Stunden morgens oder nachmittags trainieren.
Dienstags um 20 Uhr widmen wir uns der Achtsamkeit und der Meditation in Stetten, VHS Balingen, bei Haigerloch. Diese Aspekte sind mir tatsächlich sehr wichtig, da Aikido ohne sie nur noch ein Sport wäre. Und bei Aikido handelt es sich eigentlich um eine Nichtkampfkunst. Ein Aikidoka will nämlich gar nicht gewinnen, sondern einfach nicht verlieren – das ist alles. Beim Aikido gehört es dazu, dass man den potenziellen Angreifer zu schützen versucht. Ich kenne keine anderen sogenannte Martial-Künste, wo das eine wichtige Rolle spielt. Wir sprechen deshalb vom «negativen Wachstum».
Theoretisch braucht man eigentlich gar nichts, um Aikido auszuüben. Deshalb eignet sich Aikido auch dafür, um im Alltag angewendet zu werden. Eine schwierige Situation wird dadurch harmonischer. Die Basis von Aikido ist es, die Ruhe zu bewahren, was sich positiv im Leben auswirkt.
Aber auf dem Tatami, also die Aikido-Matte, braucht man einen Dogi, das ist ein sehr stabiles Kleid, und einige Waffen aus Holz. Dazu gehören ein Bokken, sprich ein Holzschwert, ein Jo, sprich ein Stock und ein Tanto, sprich ein Holzmesser. Die Fortgeschrittene tragen eine japanische Hose, Hakama genannt. Der Hakama ist meistens schwarz, aber ich trage ab und zu einen weißen. Bei uns gibt es keine farbigen Gürtel, nur weiß oder schwarz – und zwar aus einem wichtigen Grund: Farben fördern das Ego und das ist absolut kein Ziel vom Aikido, ganz im Gegenteil. Das Aikido sollte klar zeigen, dass wir alle verbunden sind und dafür braucht man keine Farbe.
In Balingen treffen sich die Erwachsenen und die älteren Jugendlichen montags um 20 Uhr, aber wir können uns auch in Stetten bei Haigerloch treffen. Samstags kann man sich nach Vereinbarung in Balingen treffen. Die Kinder kommen freitags in die VHS Balingen ab 14:20 bis zirka 15:50 Uhr. Ich habe auch eine Gruppe in der Realschule Hechingen, jeweils dienstags um 14 Uhr, eine Gruppe in der Realschule Schömberg, jeweils mittwochs um 14 Uhr, eine Gruppe in der Grundschule Endingen, jeweils donnerstags um 14 Uhr und eine Gruppe im Progymnasium Rosenfeld, ebenfalls donnerstags um 16 Uhr.
Es fällt mir schwer, über die Kosten zu reden, weil es immer von der Schule abhängt. In der VHS Balingen kostet es zirka 80 Euro pro Quartal für Erwachsene, glaube ich. Für Kinder und Jugendliche fällt der Preis etwas niedriger aus. Alles steht auf der Webseite der VHS. In den anderen Schulen wird wahrscheinlich alles von der Schule direkt bezahlt, aber ich weiß es nicht genau.
In der Volkshochschule Balingen leitet Yves Opizzo das Aikido Dojo Kokoro, in dem jeder, der will, Aikido erlernen kann. Das Aikido gründet laut Yves Opizzo auf dem Buddhismus und das Ki-Aikido auf dem Zen. Im Aikido Dojo Kokoro finden Interessierte zahlreiche Bücher zum Thema Aikido, die dabei helfen sollen, sich in die Philosophie, die hinter dem Aikido steckt, zu vertiefen.