Jo Bruhn, 45 Jahre, arbeitet im Bereich Contact Improvisation. Die Contact Improvisation ist eine improvisierte Tanzperformance zwischen zwei oder mehreren Tänzern oder Tänzerinnen. Die Bewegung entsteht dabei aus der Begegnung miteinander.
Jo Bruhn hat vorher 15 Jahre lang als Feuerkünstler und Stelzenläufer europaweit gearbeitet. Dies wurde ihm jedoch zu eintönig und so entdeckte er die Contact Improvisation für sich. Er machte eine zirkuspädagogische Ausbildung, eine Zeitgenössische Tanzausbildung und lange Workshops in den USA bei Nancy Stark Smith, eine der ersten Contact Improvisation Tänzerinnen.
Seine Hauptmotivation für seinen Beruf ist, beim Unterrichten Menschen zu unterstützen auf analoger, direkter Ebene mit sich selbst und Anderen zu kommunizieren. Das bereitet ihm Freude und scheint ihm sinnvoll und nötig. Er reist sehr viel und pendelt zwischen Berlin, Dresden, Leipzig und Marseille, wo er Workshops und Kurse gibt.
Zum Tanz bin ich über meine vorherige Tätigkeit als Feuerkünstler gekommen. Auch dabei ist ja das Bewegen des Körpers sehr wichtig. Doch irgendwann fühlte ich mich durch Requisiten limitiert, ich wollte mich ohne sie bewegen. Gleichzeitig faszinierte und fasziniert mich aber der Kontakt zu anderen Körpern, zu anderen Menschen. So kam ich zum Tanz. Das improvisierte, ohne feste Schritte und Formen war ein großer Unterschied zu vielen anderen Tanzarten, der mich anzog. Tanz im Solo, Duo, Trio oder in der Gruppe, ohne festgelegte Rollen, ohne Bezug auf Alter oder Geschlecht, das interessiert mich. CI beinhaltet viel Experimentieren, Ausprobieren. Mit der Schwerkraft spielen, mit der Fliehkraft, mit Schwung. Und das koordiniert mit Anderen.
Eine gelungene Performance, ich denke, wenn das Publikum irgendwie im Körper miterleben könnte, was es auf der Bühne sieht, oder zum Nachdenken angeregt würde durch Inhalte, die durch den
Tanz ausgedrückt werden, das würde ich als sehr gelungen betrachten.
Contact Improvisation oder auch kurz CI ist eine Kunstform, die einen sehr niederschwelligen Einstieg bietet. Keine besondere Körperform, Fitness oder Beweglichkeit sind Voraussetzung.
CI ist ebenso offen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. In vielen Städten gibt es wöchentliche Treffen, so genannte „Contact Jams“ bei denen sich Menschen zum Tanzen treffen. Es gibt immer wieder Menschen, die einfach kommen und mitmachen. Ich persönlich empfehle aber sehr, erst einen oder mehrere Workshops zu belegen. Auch aus dem Grund, da in dieser improvisierten Tanzform beim Zuschauen nicht unbedingt klar wird, um was es eigentlich geht. Manche Contact Jams bieten vorher eine Einführung z.B. eine Stunde lang an.
Oh, das ist eine interessante Frage. Ich versuche in meinen Workshops die Grundlagen zu vermitteln, die Grundgedanken. Ich versuche die Menschen zu fördern und nicht zu überfordern. Für Menschen, die es nicht gewohnt sind, nah mit anderen zu tanzen, kann das schon herausfordernd sein. Ich ermutige dann auch immer wieder zwischendrin zuzuschauen, die Perspektive zu wechseln. Ich versuche auch häufig den Spieltrieb zu wecken (das ist, was mich auch immer wieder antreibt) und das körperliche „Zuhören“. Auch immer wiederkehrende kurze Feedbackrunden finde ich sehr hilfreich um zu erkennen, wo die Lernenden gerade, stehen, was sie beschäftigt, wo sie Unterstützung brauchen.
Die Kleidung ist nicht wichtig, sie sollte bequem sein und keine Bewegungen limitieren. Schick muss sie nicht sein, da bei dieser Tanzform ja auch viel über den Boden gerollt wird, da leidet die Kleidung eher.
Eines der erstaunlichen Dinge bei der CI ist, dass keine Musik nötig ist. Die Impulse zur Bewegung kommen von den Tanzenden selber, alle führen und folgen, häufig gleichzeitig, da ist das körperliche „Zuhören“ schon anspruchsvoll ohne Impulse oder Rhythmen von Musik. Trotzdem verwende ich manchmal Musik, sie hilft zum Beispiel mehr Energie in die Bewegung zu bekommen oder das Gegenteil, also wenn viel Dynamik im Raum ist, etwas mehr Ruhe zu schaffen. Ich nehme meist Musik mit wenig Rhythmus, damit die Musik nicht zu dominant auf die Bewegungen wirkt.
Das ist nicht generell zu beantworten. Bei manchen Kursen können die Teilnehmenden einfach kommen, häufig ist eine Anmeldung online nötig.
Da es sich bei dem Tanz ja nicht um einen Paartanz handelt, kann auf jeden Fall alleine gekommen werden.
Es gibt regelmäßige wöchentliche Kurse aber sehr häufig auch Wochenend-Workshops von 3-6 Std. pro Tag. Auch gibt es zahlreiche Festivals bei denen Workshops besucht werden können.
Die Kosten variieren natürlich auch je nach Format. Generell sind CI Veranstaltungen im Vergleich zu vielen anderen Workshops sehr kostengünstig, um auch weniger wohlhabenden Menschen
die Teilnahme zu ermöglichen. Auch gibt es auf vielen Festivals die Möglichkeit, z.B beim Aufbau mitzuhelfen und damit den Beitrag noch zu reduzieren.
Die Contact Improvisation ist für jeden geeignet. Es ist eine Tanzart bei der man weder Vorerfahrung, noch ein bestimmtes Fitnesslevel braucht. Es ist auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen geeignet. Es geht darum frei zu tanzen und sich auf sein gegenüber einlassen zu können.