Unser Alltag und die meisten beruflichen Tätigkeiten finden vor allem drinnen statt – den Großteil unserer Zeit verbringen wir in der Wohnung, in Büroräumen oder Einkaufszentren. Viel zu oft geht daher der Bezug zur Natur verloren. Dabei wäre es so bereichernd, sich als Teil von diesem wunderbaren System zu fühlen, das die Menschheit seit jeher geprägt und geleitet hat.
Draußenzeit – so heißt der Verein, den Christiane Brosat leitet. Die 42-Jährige wurde in Bochum geboren und lebt mit ihrer Familie, ihrem Mann und ihren zwei Söhnen, am Rand vom Tipicamp in Hembergen, Greven. Bei ihrer Tätigkeit wird sie von drei pädagogischen Mitarbeitern sowie von einer Bürokraft, für die sie sehr dankbar ist, unterstützt. Zudem wird das Team bei Veranstaltungen von etwa zehn Honorarmitarbeitern begleitet.
Christiane ist diplomierte Sozialpädagogin, reiste nach ihrem Studium viel herum – und war dabei oft im Freien. So entstand der Wunsch, ihre Lebenszeit nicht in einem Büro zu verbringen. Sie begann daher eine Ausbildung zur Visionssucheleiterin und Prozessbegleiterin und später zur Wildnispädagogin, da man in diesem Bereich viel mit Mensch und Natur arbeiten kann.
Das Inspirierende an unserer Arbeit ist, dass wir sie selber so genießen, immer noch, nach inzwischen 10 Jahren. Einer Gruppe den Rahmen zu bieten, sich im Camp wohlzufühlen, Hemmungen abzubauen und sich ein Stück weit wieder zu „erden“, macht uns selber Spaß.
Genau wie unsere TeilnehmerInnen sind wir dabei gegenwärtigen Moment sehr präsent im, sehr fokussiert auf das, was gerade geschieht, sind nicht zerstreut zwischen fünf verschiedenen Dingen oder Kommunikationskanälen – und diesen Fokus erlebe ich als so wohltuend. Auch unsere TeilnehmerInnen geben uns oft das Feedback, wie sehr sie im Tipicamp zur Ruhe und zu sich selber kommen. Diese Fähigkeit ist wichtig, wenn man bei draußenzeit arbeiten will: sich selbst wohlfühlen und draußen wirklich zu Hause sein.
Auf Betriebsausflügen kann man zwischen einigen Themen wählen: Die Palette reicht von Waldbaden über Feuertechniken bis zum intuitiven Bogenschießen, Spurenlesen oder zum alten Handwerk (um nur einige davon zu nennen).
Bei Betriebsausflügen im klassischen Sinne kann man nicht von Entwicklungs- und Wachstumsprozessen reden, da diese nur punktuell sind und ein halber Tag meist zu kurz für tiefe Prozesse ist. – Was tiefer geht sind die Teambegleitungen, die ich auch anbiete. Dann sehe ich Teams in einem regelmäßigen Abstand und wir „bearbeiten“ wirkliche Themen, zum Beispiel wie es um Kommunikation und wertschätzenden Umgang miteinander steht oder was auch immer die Themen des jeweiligen Teams sind. Hier findet dann durch das Draußensein oft eine Konzentration auf Wesentliches statt.
Um ein Feuer ohne Feuerzeug oder Streichhölzer zu entzünden, lehren wir die Kunst der Bogendrille, oder noch fortgeschrittener auch des „handdrills“ (engl. Handdrille). Es ist unglaublich zufriedenstellend, ein Feuer so anzuzünden, und man verbindet sich dann wirklich mit „seinem“ Feuer.
Beim alten Handwerk kann man lernen, Körbe zu flechten, Tongefäße vorsichtig am Feuer zu brennen, wie man Kunstwerke aus Grünholz herstellt, zum Beispiel Schalen, Becher oder Löffel. – Und wie man leckere Gerichte komplett auf dem Feuer zubereitet, inklusive vieler Zutaten aus der Natur.
Bei Kindern ist es nicht unser erstes Anliegen, dass sie etwas lernen. Sie sollen bei uns einfach Spaß am Draußensein haben, mitbekommen, dass man bei jedem Wetter im Freien sein kann, und die Natur als Teil ihrer Kindheit erleben. Wissenserwerb über Tiere oder Pflanzen und die Zusammenhänge unseres Ökosystems passiert dann ganz von allein. Mit gut gestellten Fragen oder Herausforderungen fördern wir einfach ihren eigenen Forscherdrang.
… Dieses Gefühl möchte der Verein draußenzeit hervorrufen, der seit über 10 Jahren erfolgreich besteht. Ob bei Betriebsausflügen oder Teambegleitungen, wesentlich ist es, den Kontakt zur Natur herzustellen und zu genießen – besonders bei Kindern, die von dieser Beziehung nachhaltig profitieren können. Beschränkt auf das Notwendigste kann man bei draußenzeit unter anderem ein Feuer mit der Drilltechnik entzünden, das Bogenschießen ausprobieren oder sich in alter Handwerkskunst üben.