Schönheitschirurgische Eingriffe sorgen immer wieder für Diskussionen. Auf der einen Seite hat man das Bild völlig verunstalteter Hollywood-Stars im Kopf. Auf der anderen Seite wünschen sich viele Frauen, ein paar Fältchen und Mäkel verschwinden zu lassen. Da die Schönheitschirurgie kein neues Gebiet mehr ist, verfügen die Ärzte über einiges an Fachwissen in diesem Bereich. Aus diesem Grund sind kleine Eingriffe und Veränderungen kaum noch problematisch. Dieses Wissen setzt sich langsam auch in der Gesellschaft durch, nachdem derartige Eingriffe nun nicht mehr nur für die reiche Oberschicht bezahlbar ist.
Dr. med. Navid Roshanaei ist 40 Jahre alt und Facharzt für Chirurgie. Er wollte schon als Kind plastisch-ästhetischer Chirurg werden und absolvierte mit 17 Jahren zwei Wochen lang in seinen Osterferien ein freiwilliges Praktikum im Op eines plastischen Chirurgen. Nachdem er sein Medizinstudium an der Ruprecht-Karls Universität in Heidelberg abgeschlossen hat, machte er die Facharztausbildung zum Chirurgen an verschiedenen chirurgischen Kliniken.
Heute leitet er seine eigene Praxis. Im Zeitalter der minimal-invasiven Medizin ist der Fokus seiner Praxis, den Alterungsprozess auf risikoarme Art und Weise so weit wie irgend möglich zu verlangsamen. Als Arzt ist er alleine tätig, doch kann er auf Unterstützung durch seine Helferinnen, Kosmetikerinnen und einer Heilpraktikerin zurückgreifen.
Den Wunsch, Arzt zu werden, hatte ich schon als kleiner Junge – den genauen Grund kann ich Ihnen heute gar nicht sagen. Ich glaube, es war die Mischung aus Punkten wie Menschenkontakt und verantwortungsvoll anderen Menschen zu helfen, die mich angesprochen haben.
Der Schwerpunkt meiner Praxis ist die minimal-invasive ästhetische Medizin – dies erstreckt sich von medizinischer Kosmetik über jegliche Art von Faltenbehandlung sowie Rekonstruktion von Formveränderungen des Gesichts im Rahmen des Alterns bis zu kleineren chirurgischen Eingriffen wie eine Oberlidstraffung.
Die Art von Vorurteilen hat sich tatsächlich in den letzten Jahren etwas gewandelt. Früher hatte man die Vorstellung, dass nur die “oberen Zehntausend” oder “Promis” sich solche Behandlungen leisten, beziehungsweise gönnen. Heute sind minimal-invasive Behandlungen der breiten Masse zugänglich. Aktuell begegne ich vor allem Vorurteilen, die darauf basieren, wie irgendwelche Stars sich haben verunstalten lassen. Den Einzelfällen stehen mittlerweile Millionen zufriedene und glückliche Patienten gegenüber.
Die Alterungsprozesse in unserem Gesicht sind in den letzten Jahren recht gut studiert und erforscht worden. Diese Veränderungen beziehen die verschiedenen Strukturen wie Knochen, Fettschicht, Muskel und Haut mit ein. Um ein möglichst natürliches Ergebnis zu erzielen, sollte man sich alle Alterungszeichen des Gesichts anschauen. Diese sind zwar bei jedem Patienten gleich, können aber individuell in der Ausprägung sehr unterschiedlich ausfallen. Daher ist eine allgemeine Empfehlung leider nicht möglich.
Das Patientenalter umfasst das gesamte Erwachsenenalter von 18 bis über 80, den Großteil machen aber sicherlich Patienten zwischen Ende 30 und 70 aus.
Bei jedem Eingriff sollte zum einen die Risiko-Nutzen-Relation und zum anderen die Erwartungshaltung in Relation zum Machbaren angeschaut werden. Wenn eines dieser Betrachtungen für den einzelnen Patienten keinen Sinn macht, rate ich von einem Eingriff ab oder lehne es auch mal ab, den Eingriff zu machen.
Die Haltbarkeit einer Behandlung variiert recht stark von der Behandlungsform zwischen vier Monaten und über zwei Jahren. Eine zusätzliche Variable stellt natürlich der individuelle Körper mit seinem Stoffwechsel sowie der natürliche Alterungsprozess dar. Wenn wir zum Beispiel eine Faltenbehandlung mit Botulinum Toxin nehmen, kann hier die Haltbarkeit je nach Patient zwischen drei und neun Monaten variieren. Besonders bei Hyaluronsäure-Behandlungen beobachten wir deutliche Unterschiede in der Haltbarkeit durch den individuellen Stoffwechsel der Patientinnen und Patienten – hier weiche ich oft gerne auf sogenannte Kollagenbooster aus.
Die häufigst genutzten Produkte sind Botulinum Toxin, Hyaluronsäuren der verschiedenen Hersteller, Kollagenbooster – beziehungsweise Kollagenstimulatoren – und seit einigen Jahren vermehrt auch plättchenreiches Eigenblutplasma (PRP).
Wenn man sich den Markt anschaut, gibt es Unmengen von Herstellern von Fillern. Hier habe ich mir über die Jahre ein eigenes Sortiment von den größten und bekanntesten Marken – wie Allergan, Merz, Galderma, Teosyal oder Sinclair – zusammengestellt.
Auch wenn es sich um minimal-invasive Behandlungen handelt, können natürlich Nebenwirkungen auftreten. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um vorübergehende Nebenwirkungen wie Schwellung oder Blutergüsse. Nebenwirkungen wie Infektionen oder allergische Reaktionen kommen äußerst selten vor.
Solange die Behandlungen sich darauf konzentrieren, die jugendliche Erscheinung wieder herzustellen und die anatomische Gegebenheiten respektiert werden, sollte der natürliche Gesichtsausdruck nicht beeinträchtigt werden.
Der Trend, den ich schon seit einigen Jahren beobachte, ist, dass es immer mehr Richtung minimal-invasiven Behandlungen geht. Ich gehe fest davon aus – und das bestätigt sich auch, wenn man ins Ausland schaut – dass die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung immer höher werden wird. Ein weiterer Trend wird verstärkt in der Prävention sein, was dazu führen wird, dass die Patienten immer jünger werden. Hier sehe ich die Herausforderung dazwischen, dass es bei Prävention bleibt und nicht in das Künstliche ausschlägt.
Durch die mittlerweile umfangreichen Kenntnisse über die menschlichen Alterungsprozesse und die Eigenheiten von Haut und Gewebe, können immer mehr verschiedene Produkte und Eingriffe angeboten werden. Die Nebenwirkungen werden immer weiter minimiert und es wird bei kleinen invasiven Behandlungen darauf geachtet, dass der Gesichtsausdruck nicht zu sehr verändert wird. Am wichtigsten ist, dass das Gesicht natürlich bleibt. Die Wirkung der Behandlungen hält allerdings unterschiedlich lange an und kann von vornherein nur schwer abgeschätzt werden, da jeder Mensch anders ist. Obwohl schönheitschirurgische Eingriffe immer noch mit einem recht schlechten Ruf zu kämpfen haben, steigt die Akzeptanz und Beliebtheit in der breiten Gesellschaft doch an.