Spiritualität ist ein wichtiges Werkzeug, um sich mit Yoga auseinandersetzen zu können. Für viele ist diese Praktik mit interkulturellen Gesichtspunkten, weniger mit weltanschaulichen oder konfessionellen Überzeugungen verbunden. Yoga ist eine Methode der subjektiven Erkenntnis, ein Mittel, um die Existenz in sich zu erleben, und das “Wissen vom Sein in mir”.
So beschreibt es Stefan Delfs, der in Waiblingen geboren wurde und in einem sehr evangelisch geprägten Umfeld aufgewachsen ist. Obwohl der heute 60-Jährige bald andere Wege ging, war es doch diese Erfahrung, die ihn zur Spiritualität und damit zum Yoga führte. Wie so oft war es ein Schicksalsschlag, eine schwere Krankheit, die Stefan auch dazu zwang, sein Leben komplett auf den Kopf zu stellen …
So begann er, sich regelmäßig in Yoga zu üben, machte bei seinem Yogalehrer Rudolf Fuchs eine Ausbildung und besuchte außerdem mehrere Jahre zwei private Schulen, die ihn auf die Heilpraktiker-Überprüfung vorbereiteten. Die Yogaschule Satya ist ein Einzelunternehmen, wo Stefan nun einen Yoga-Stil lehrt, der auf die bis 1998 in der Schweiz tätigen Yogalehrer Selvarajan Yesudian aus Indien und der Ungarin Elisabeth Haich zurückgeht. In dieser Tradition und mit der engen Anbindung an die Yogasutras des Patanjali gibt Stefan hier den Yoga an seine Schüler weiter.
Zum ersten Mal hatte ich 1981 ein Yogabuch in der Hand, von Swami Narayananda. Da habe ich die eine oder andere Übung ausprobiert. Ganz schnell war mir klar, dass ich das nicht aus Büchern lernen konnte. In den Gelben Seiten Stuttgart standen zwei Adressen. Als ich dann 1982 meine erste Yogastunde bei Rudolf Fuchs mitgemacht habe, war mir sofort klar: Genau das habe ich immer gesucht.
Schon vor Yoga habe ich mich für Naturheilkunde interessiert. Da bin ich durch meine Mutter geprägt, die immer Hilfe zusätzlich zur Schulmedizin gesucht hat und darüber nur positiv berichtet hat. Mein Vater war Skeptiker und hat mir beigebracht, alles immer auch auf Herz und Nieren zu prüfen und zu hinterfragen. Beide waren aber auf ihre Art davon überzeugt, dass die Welt aus mehr besteht als einem Haufen Geröll. Weil Menschen oft mit gesundheitlichen Problemen zum Yoga kommen, ohne in irgendeiner Weise deshalb auf Schulmedizin zu verzichten, war es für mich naheliegend, auch Heilpraktiker zu werden.
Die Yogasutras beschreiben den Yoga ja in allererster Linie als einen gesetzmäßigen Ablauf im Menschen und in der Welt, der auch ohne spezielle Yogaübungen stattfindet. Yogaübungen greifen das Yoga-Prinzip im Menschen nach Ansicht der alten Inder nur auf. Das ist natürlich eine Erklärung, für die es keine Belege im wissenschaftlichen Sinne gibt. Aber das ist der Grund, warum es für mich keinen Alltag mehr ohne Yoga geben kann. Ob man dann Yogaübungen macht ist noch einmal eine andere Frage. Für nichts in der Welt würde ich aber darauf verzichten!
Hatha-Yoga ist die Basisstunde. Ich kann dabei nur meinen Übungsstil weitergeben: Yesudian-Haich-Fuchs. Er ist u.a. gekennzeichnet durch die enge Anbindung der Körperhaltungen an den Atem (Pranayama). Gymnastisch-sportliche Aspekte treten dabei in den Hintergrund. Es geht um die zwei Grundprinzipien Übung (Abhyasa) und Loslösung (Vairagya). Diese Polarität steckt gemäß meiner Auffassung in dem Wort Ha-Tha (die indologische Interpretation ist anders). Und meine Erfahrung ist: Das größere Yoga-Potenzial liegt auf der Seite des Loslassens, des Nicht-Tuns. Vairagya übertrumpft abhyasa.
Ashtanga meint die acht Übungs- oder Meditationsstufen Yama- Niyama-Asana-Pranayama-Pratyahara-Dharana-Dhyana-Samadhi. Das Wort „Dhyana“ ist verwandt mit dem Wort „Zen“. In Samadhi steckt das deutsche Wort „Sammlung“. Ziel ist die Ausrichtung auf eine meditative Konzentration nach Innen, in der sich die Sinne völlig von der äußeren Welt zurückziehen.
Asana ist für die meisten Menschen einfach ein beliebter Einstieg in eine meditatives Yoga-Geschehen. Die meisten Menschen üben gerne mit dem Körper und erwarten das auch im Yoga. Haben wir eine Weile mit dem Körper und dem Atem geübt, interessieren wir uns vielleicht auch irgendwann für Meditation und weiterführende Aspekte des Yoga.
Zum Yoga gehört nicht viel: ein ruhiger Raum, eine rutschtfeste Matte, die auch gegen die Kälte des Bodens abschirmt, und bei Bedarf ein Sitzkissen sowie Kleidung, in der ich mich gut bewegen kann. Als Yogalehrer kann ich nur auf eines nicht verzichten: auf das eigene, regelmäßige Üben als Basis der Weitergabe. Und Yoga sollte immer freiwillig bleiben. Wenn jemand nicht üben will, ist das auch in Ordnung. Anfänger sollten einfach bequeme Kleidung mitbringen. Vielleicht sollten Sie auch dafür offen sein, dass Yoga nicht einfach nur indische Gymnastik ist.
Meine Hatha-Yogastunde beginnt mit einem Yoga-Zitat und einer damit verbundenen Betrachtung zu einem Yogathema. Nach einer ersten Entspannungsübung im Liegen beginnen wir mit drei Atemübungen. Danach folgen mehrere Asanas, die im Übungsstil Yesudian 2 bis 3 mal wiederholt werden. Die Übungen werden angesagt beziehungsweise vorgemacht. Am Ende folgt eine kurze Meditation mit einer anschließenden Schlussentspannung.
Die Hatha-Yogastunde ist die Stunde, die ich Anfängern empfehle. Die meisten Menschen bewegen sich heutzutage zu wenig. Auch sind die meisten Menschen nicht gewohnt, ihre Aufmerksamkeit ganz auf die Atmung zu lenken. Das lernen wir in der Hatha-Yogastunde. Meditation und Yoga-Nidra (eine längere geführte Entspannungsübung, wörtlich „Yoga-Schlaf“) sind dann Erweiterungen.
Die Teilnehmerzahl schwankt zwischen 5 bis 20 Personen (in Krankenkassenkursen höchstens 15). 3 müssen mindestens anwesend sein: Der Übende, der Yogalehrer und der innere Lehrer.
Stefan war sofort von Yoga fasziniert und hat schließlich sein gesamtes Leben umgekrempelt. Bewusstsein zu schaffen und sich selbst in seiner Existenz zu begreifen waren Schlüsselerlebnisse, die er auch gerne an seine Schüler weitergeben möchte. Da Menschen oft mit gesundheitlichen Problemen zum Yoga kommen, kann Stefan seine zweite Leidenschaft, die Naturheilkunde, bestens damit vereinbaren. Wichtig ist ihm noch, dass die Teilnehmer sich nicht gezwungen fühlen, aber auch offen sind für neue Erfahrungen.