Kampfkunst ist ein äußerst beliebtes Hobby mit attraktiven Vorzügen. Nicht nur verhilft sie dem Trainierenden zu größerer Selbstsicherheit in Gefahrensituationen und auch im täglichen Leben – es hält zudem natürlich auch den Körper fit. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Kampfsportarten, die in Kursen unterrichtet werden. Eine davon ist Tai Chi Chuan.
Giles Rosbander, 56 jung und ursprünglich aus England, unterrichtet Tai Chi Chuan in der Kampfkunstschule Neukölln, in der auch etliche andere Kampfkünste trainiert werden. Er fing vor etwa 25 Jahren an, Tai Chi Chuan selber zu trainieren, und einige Jahre später folgten erste zaghafte Unterrichtsversuche. Das Unterrichten bereitet Rosbander große Freude und hilft ihm dabei, selbst immer wieder zu lernen – sowohl von seinen Trainingspartnern als auch von seinen Gruppenteilnehmern.
Der verheiratete Vater einer Tochter ist vor 25 Jahren nach Deutschland gezogen. Zuvor hatte er Anglistik und Theaterwissenschaft studiert. In den Niederlanden studierte er zudem Tanzpädagogik und Choreographie. Anschließend folgte eine Ausbildung als Craniosacral-Therapeut. Neben seiner Tätigkeit als Trainer ist er also auch staatlich anerkannter Heilpraktiker, und arbeitet weiterhin als Übersetzer. Tai Chi Chuan als Kampfkunst und als Lebenskunst lernte Rosbander bei etlichen namhaften chinesischen und europäischen Lehrern, teils als langjähriger Schüler. Unter anderem hat er mehrere Trainingsreisen nach Malaysia unternommen. Formelles Training in anderen Kampfkünsten konnte er ebenfalls absolvieren.
In diesem Training versuche ich, eine gute Bandbreite der verschiedenen Aspekte des Tai Chi Chuan anzubieten. Tai Chi ist vor allem eine Kampfkunst, die einen ziemlich speziellen Ansatz hat: Man/frau kann sich im Laufe der Zeit gut damit verteidigen, jedoch nicht auf der Basis des “Kraft-gegen-Kraft”, sondern mit einer speziellen Art der “Entspannung”. Wobei diese Entspannung nicht “Schlappmachen” bedeutet! Wir lernen und üben, auch in Momenten von Stress oder (sehr dosierter) Angst, uns nicht zu verhärten und zu verkrampfen sondern offen, flexibel, geerdet, stark und fokussiert zu bleiben und zu agieren. Diese Sachen zu trainieren, immer wieder, und zu vertiefen, hat auch eine Wirkung auf Körper und Geist. Der Körper wird stärker (vor allem in den Beinen und im Körperkern), zugleich entspannter, integrierter und oft schmerzfreier (Rücken, Nacken, Schulter, Knie). Der Geist wird ruhiger, klarer und freudiger – und auch gerichteter. Im Laufe der Zeit merkt man/frau oft, dass die eigenen emotionalen Reaktionen bei Stress und Schwierigkeiten sich auch günstiger gestalten. Kommen also diese ganzen Aspekte zusammen, wird Tai Chi Chuan zu einer “Lebenskunst”, die Positives in vielen Lebensbereichen bringen kann. Jedoch wurzeln diese positiven Aspekte in der Kampfkunst, im ‘Handwerklichen’. Gerade das sorgt dafür, dass das Ganze immer wieder auf Konkretem, Überprüfbarem aufbaut, und nicht nur auf schönen Vorstellungen.
Ein weiteres besonderes Merkmal vom Training bei ‘Tai Chi Chuan in Reuterkiez’ ist, dass die Bewegungsprinzipien direkt erklärt und trainiert werden. Wir üben zwar auch eine ‘Tai Chi-Form’, also die längere Bewegungsfolge oder ‘Choreographie’, die viele auf Anhieb mit Tai Chi assoziieren. Aber diese Form ist nicht der Schwerpunkt des Trainings, sondern ist nur ein weiteres Gefäß für die Körper- und Bewegungsprinzipien. Viel wichtiger sind eine Reihe von relativ “einfachen” Solo- und Partnerübungen, die man oft wiederholt. Dadurch kann man direkter zum ‘eigentlichen’ Zugang finden. Dadurch kann unser Training sehr nützlich für Leute sein, die früher oder noch immer einen anderen Tai Chi-Stil oder eine andere Kampf- oder Bewegungskunst trainieren. Was man hier erfährt und lernt, kann man oft gut in die ‘eigene Sache’ integrieren.
Es wäre vermessen zu behaupten, unser Training ist dadurch in Berlin einmalig. Aber ‘besonders’ kann man schon sagen… 🙂
Das Training ist geeignet sowohl für Anfänger in (mehr oder weniger) guter körperlicher Verfassung wie auch für Personen mit mehrjährigen Erfahrung in Tai Chi oder anderen Kampfkünsten. Einstieg ist jederzeit möglich. Allerdings ist Tai Chi Chuan, wie wir es hier trainieren, schon etwas ‘speziell’. Es ist eine Kampfkunst und beinhaltet teils harte Arbeit. Allerdings kommt man nicht sofort ins Schwitzen, also ist es kein aerobisches Training, und kampftechnisch man wird nicht innerhalb kurzer Zeit “fit für die Straße” gemacht — zumindest nicht, wie man es sich meistens vorstellt. Manche Ergebnisse werden erst im Laufe der Zeit fühlbar und tastbar, obwohl manche Ziele vom Anfang an klar sind. Andererseits ist das Training durchaus herausfordernd und hat nichts von Esoterik: Es gibt keine sphärischen Klänge und schöne Dufte im Raum, sondern oft schmerzende Oberschenkel und eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Also sollte man die Bereitschaft mitbringen zu schauen, was das Training auf sich hat und ob dieses dich anspricht oder nicht.
Trainiert werden Soloübungen aus sehr kurzen Bewegungsschleifen, die guten Zugang zu den Bewegungsprinzipien geben; eine längere Soloform; Partnerübungen auf der Schnittstelle zwischen Körperarbeit und Kampfkunst; eine Art des Partnertrainings genannt “Push Hands”, das eine Brücke zum ‘absichtslosen Kampf’ bildet; für Trainierende mit mehr Erfahrung gibt es auch freiere Kampfanwendungen und lockeres Sparring. Manchmal arbeiten wir auch mit Stöcken als Trainingshilfe.
Normale Trainingskleidung: T-Shirt, Sweatshirt, bequeme lange Hose und leichte Hallenschuhe oder barfuß, je nach Temperatur und Befindlichkeit. Sonst nichts.
Da gibt es dann aber auch die “innere Ausrüstung”: die Einstellungen und Interessen, die man mitbringt. Das heißt unter anderen: Eine Bereitschaft, im Laufe der Zeit auch für sich zu Hause zu trainieren, wenn man sich die eine oder andere Basisübung merken kann. Das ist so, als lerne man ein Musikinstrument: Es kommt viel mehr dabei raus, wenn man nicht nur wöchentlich zwei Stunden in der Gruppe etwas macht, sondern immer wieder ein paar Minuten oder länger für sich alleine. Da merkt man/frau auch viel mehr, was für körperliche und geistige Vorzüge im Tai Chi Chuan drin stecken. Natürlich geht das nur, wenn die Übungen sich irgendwie interessant und/oder schön anfühlen. Es soll ja nichts nur pflichtgemäß abgehakt werden!
Dann gibt es die Bereitschaft, einen Teil einer Trainingsgruppe zu bilden und beim Training miteinander zu üben, auch sich gegenseitig ein bisschen zu unterstützen. Wir machen sowohl Soloübungen als Partnerübungen, manche recht sanft und manche etwas mehr kämpferisch. Wobei es immer um die gleichen körperlichen und geistigen Prinzipien von Erdung, Zentrierung, Entspannung geht.
Und letztlich die Bereitschaft, sich mit den eigenen Wahrnehmungen, mit den eigenen Können und Nichtkönnen auseinander zu setzen. Wir haben viel Spaß beim Training, es wird oft gelacht, aber wir alle spüren immer wieder, wo es hakt, wo man vorläufig gegen eine kleine Mauer in sich selbst kommt. Zum Beispiel, dass man sich immer wieder bei bestimmten Momenten verspannt, selbst wenn man weißt, es geht auch anders. Diese Momente sind eigentlich Geschenke, aber man muss bereit sein, das ‘Geschenk’ anzunehmen.
Das wöchentliche Basistraining von 18.00 bis 20.00 Uhr kostet 35,- Euro im Monat. Bleibt man/frau danach für das Vertiefungstraining von 20.15 bis zirka 21.30/ 21.45 Uhr, kostet es 45,- Euro im Monat. 1 oder 2 Probestunden sind kostenlos. Ich mache keine Vertragsbindung: Solange man prinzipiell zum Training kommen will, zahlt man regelmäßig pro Monat. Will man nicht mehr kommen, stellt man dann die Bezahlung wieder ein. Das ist einfach und übersichtlich. Gelegentliches Vorbeischauen oder stundenweise Bezahlung ist nicht möglich – wenn man bei uns trainieren will, kommt man möglichst regelmäßig zum Training, obwohl Sachen wie Termine, Krankheit, Urlaub immer dazwischen kommen können… 😉
Tai Chi Chuan ist keine Verteidigungsart, bei der es in erster Linie um Kraft geht, zumindest nicht im Sinne von “Dagegenhalten”. Vielmehr geht es um Entspannung, die einem dabei hilft, in Momenten voller Stress ruhig und konzentriert zu bleiben. Diese Fähigkeit ist äußerst hilfreich für unseren heutigen stressigen Alltag. Jedoch sollte Tai Chi Chuan regelmäßig geübt werden – nicht nur in der Gruppe, sondern auch zuhause – damit sich auch Erfolge einstellen können.