Vorbei sind die Zeiten, in denen Ballett nur besonders talentierten Menschen vorbehalten war und schon kleine Kinder einem ausgeprägten Drill unterzogen wurden. Sicher gibt es auch heute noch die Ballettausbildung, die den Beruf Tänzerin oder Tänzer als Ziel hat und mit entsprechender Intensität verbunden ist. Heute gibt es auch Ballettschulen, die diesen Tanz eher als Sport anbieten und allen Menschen, den Zugang ermöglichen, die sich für diese Art des Tanzes begeistern.
Um mehr über Ballett als Sport zu erfahren, haben wir mit Dr. Kristina Jost-Hardt gesprochen, Gründerin und Inhaberin der Sport- und Ballettschule Harleshausen in Kassel. 1956 in Berlin geboren war sie schon immer sehr an Sport interessiert und blickt auf eine Zeit im Leistungssport als Vielseitigkeitsreiterin (Dressur, Springen und Cross Country) im bayerischen Kader und moderne Fünfkämpferin im deutschen Kader zurück.
Ihre Begeisterung für Sport war und ist so ausgeprägt, dass sie ihr Hobby auch zum Beruf gemacht hat. Nach dem Abitur hat sie zunächst ein Volontariat bei der Berliner Morgenpost gemacht und so ihr Studium als freie Mitarbeiterin verschiedener regionaler und überregionaler Sportredaktionen vorbereitet. Dann folgte das Studium der Sportwissenschaften in München und Göttingen. In München war sie zudem als wissenschaftliche Hilfskraft bei den Sport-Psychologen der TU- München tätig, bevor die Liebe sie nach Kassel brachte.
Nach ihrer Promotion hat sie sich dort dann selbstständig gemacht und 1987 eine Sportschule gegründet, in der Kinderturnen, Jazzdance und Gymnastik und Wirbelsäulengymnastik für Erwachsene der Schwerpunkt war. Als die TV-Serie „Anna“ Ende der Achtziger Jahre einen regelrechten Ballett-Boom auslöste hat sie mit ihren Mitarbeiterinnen das Konzept „Kreativer Kindertanz“ ausgearbeitet und nachdem ihr Team von qualifizierten Tanz– und Pilates- Pädagogen durch professionelle Tänzerinnen erweitert wurde, hat sich die Sportschule immer mehr zu einer Ballettschule entwickelt.
Seit 20 Jahren treten Teilnehmer der Schule alle zwei Jahre im Kasseler Staatstheater mit einer Märchenproduktion auf und mittlerweile kommen sogar schon ehemalige Schülerinnen mit ihren Kindern zum Ballettunterricht.
Ich beantworte diese Frage quasi für meine Lehrerinnen:
Loreen hat an der Royal Ballett School in London ihre Ausbildung gemacht und anschließend an Theatern in Deutschland – zum Schluss am Staatstheater Kassel getanzt. Sie unterrichtet nun seit über 20 Jahren bei uns.
Annika hat ihr Diplom als Bühnentänzerin bei Iwanson in München gemacht – eine zeitgemäße und moderne Tanzausbildung, die sie so auch weitergibt. Besonders liegt ihr Contemporary und Modern am Herzen.
Ardiana hat ihre Ausbildung im „Young American College of the performing Arts in Kalifornien absolviert und unterrichtet neben dem „Kreativen Kindertanz“ Hip Hop und Musical .
Es ist von Vorteil, wenn man enganliegende Anzüge trägt, damit die Lehrerin eventuelle Haltungsfehler sieht und verbessern kann. Die ganz Kleinen können noch einfache Gymnastikschuhe mit einer Ledersohle tragen, später trägt man Ballettschläppchen mit einer durchgehenden Sohle und die Älteren tragen Ballettschläppchen mit einer geteilten Sohle
Kindern ab 4 Jahren können bei uns zum „Kreativen Kindertanz“ kommen. Wir haben immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Kinder die jünger sind nach zwei bis drei Monaten den Spaß am Tanzen verlieren, denn auch der spielerische Unterricht erfordert ein gewisses Maß an Konzentration und Ausdauer.
Um professionelle Tänzerin zu werden, müsste man auf ein Tanzinternat wechseln, wo täglich trainiert wird.
Da unser Ziel ist, Kindern Spaß und Freude an Musik und Tanz zu vermitteln, setzen wir keine körperlichen Merkmale voraus, sondern versuchen jedes Kind im Rahmen seiner Möglichkeiten zu fördern.
Besonders für Kinder ist Ballett eine ganz besondere Sportart und sorgt so dafür, dass die Freude an Bewegung von klein auf nachhaltig gefördert wird und einen guten Ausgleich zu der immer mehr werdenden Zeit ohne Bewegung bietet. Dies ist neben dem Spaß ein wichtiger Faktor, da Bewegung für die gesunde Entwicklung des Körpers wichtig ist. Zudem fördert gerade Ballett auch Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit, was den Kindern auch in anderen Bereichen des Lebens zugutekommen kann. Wir bedanken uns bei Dr. Kristina Jost-Hardt für das Gespräch und den Einblick in ihre Arbeit.