Schon lange ist die Frage nicht mehr, ob wir etwas tun müssen, um die Umwelt zu schützen und dem Klimawandel entgegen zu wirken, sondern nur noch was wir tun können. Und das ist viel mehr als vielen Menschen bekannt und bewusst ist. Es bedeutet nicht mal zwangsläufig einen Verzicht, den man negativ empfinden würde. Ein gutes Beispiel ist die Arbeit in einer Druckerei. Recyclingpapier ist inzwischen so gut, dass man kaum einen Unterschied sieht oder fühlt. Aber für die Natur ist es ein großer Unterschied, denn die Schonung von Ressourcen wie Holz und Wasser, sowie die Einsparungen von CO2 bei Produktion und Versand sind erheblich.
Wir haben dazu den 40-jährigen Hamburger Dr. Kevin Riemer-Schadendorf befragt, der als Leiter für Nachhaltigkeit und Kommunikation für dieUmweltDruckerei in Hannover tätig ist. Als gelernter Touristiker und Werber, studierter Kulturwissenschaftlicher und promovierter Wirtschaftswissenschaftler betrachtet er die Dinge immer von mehr als nur einer Seite, was für seine Arbeit unabdingbar ist.
Bevor er zur UmweltDruckerei kam, hat er in der Werbung gearbeitet für Produkte, die weder sozial noch ökologisch waren. Als bewusster Mensch sah er immer weniger den Sinn in dieser Arbeit und seine Motivation für solche Produkte kreativ und engagiert zu arbeiten, tendierte zum Schluss gegen Null. Daher schrieb er seine Dissertation über Nachhaltigkeitskooperationen zwischen NGOs und Unternehmen und heuerte bei der UmweltDruckerei an, wo er seine theoretischen Erkenntnisse praktisch umsetzen kann.
dieUmweltDruckerei gibt es seit 2009. Sie wurde mit dem Ziel gegründet, ausschließlich ökologische und bezahlbare Printprodukte zu fertigen und diese online für alle Interessierten zugänglich zu machen. Das UmweltDruckerei-Team besteht derzeit aus 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zudem erhält Dr. Kevin Riemer-Schadendorf kreative Unterstützung innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens.
Ich arbeite seit gut vier Jahren als Leiter für Nachhaltigkeit und Kommunikation bei der UmweltDruckerei. Das heißt, ich verantworte unter anderem den Nachhaltigkeitsbereich. Wir streben danach, sämtliche Segmente der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit als integrierte Strategie umzusetzen. Zudem leite ich das Marketing – von PR über Werbung bis zu den sozialen Medien. Auch das Kooperationsmanagement obliegt meiner Verantwortung.
Beide Bereiche, Nachhaltigkeit und Kommunikation, sind eng verzahnt. Je besser wir unser Nachhaltigkeitsengagement umsetzen und kommunizieren, desto mehr werden unsere nachhaltigen Druckprodukte in Relation zu konventionellen Druckprodukten abgesetzt. Vereinfacht formuliert: Werbung für nachhaltige Produkte fördert deren Absatz und damit einen nachhaltigen Konsum. Das motiviert mich, da ich durch meine Arbeit etwas für den Klimaschutz und unsere Umwelt leisten kann.
Wir drucken quasi alles, was ökologisch auf Recyclingpapier hergestellt werden kann; vom Flyer über Kalender bis zu Broschüren. Sämtliche Standardprodukte können von Privat- und Geschäftskundinnen und -kunden einfach über unseren Online-Shop bestellt werden. Alles Weitere kalkulieren unsere Kundenberaterinnen und -berater individuell. Unser nachhaltiges Produktionspartner- und Zulieferernetzwerk verortet sich überwiegend in Deutschland. Unser Recyclingpapier beziehen wir jedoch auch aus Österreich und Italien. Darüber hinaus kooperieren wir mit vielen unserer Kund*innen aus dem sozialen Sektor sowie aus dem Umwelt– und Artenschutz-Bereich.
Wir sind die einzige Online-Druckerei, die ausschließlich 100 % Recyclingpapier anbietet, da dessen Herstellung etwa 70 % Wasser und 60 % Energie gegenüber Frischfaserpapier spart. Unsere mineralölfreien Druckfarben basieren auf Pflanzenölen. Unsere Produktion und der Versand erfolgt klimaneutral. Hier arbeiten wir mit ClimatePartner und mit natureOffice zusammen. Bei der Auswahl unsere Klimaschutzprojekte achten wir auf den Gold-Standard, der garantiert, dass die Projekte sowohl soziale als auch ökologische Faktoren erfüllen. Darüber hinaus engagieren wir uns für das Klimaschutzprojekt im westafrikanischen Togo von natureOffice, wo wir letztes Jahr zwei Trinkwasserfilter vor Ort gespendet und aufgebaut haben.
Das Thema ist nicht erst seit der heutigen Zeit ein wichtiger Faktor. Seit den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Club of Rome aus dem Jahre 1972 sollte das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz eigentlich in sämtlichen Bereichen ganz oben auf der Agenda stehen. Vornehmlich erfährt es heutzutage die notwendige Aufmerksamkeit durch die Fridays For Future-Bewegungen, die wir drucktechnisch unterstützen. Unsere Kund*innen teilen unsere Werte, wodurch wir durchweg positive Resonanz und viel Zuspruch erfahren.
Generellen Verbesserungsbedarf gibt es akut im Mobilitäts- und Energiesektor. Es bedarf nicht nur eine Verkehrs-, sondern auch eine Energiewende; und hier müssen sowohl der staatliche als auch der wirtschaftliche sowie der zivilgesellschaftliche Sektor mithelfen, dieses komplexe Ziel der Klimaneutralität umzusetzen. Der Klimawandel wird global von allen Sektoren verursacht, also müssen sich auch weltweit alle am Klimaschutz beteiligen.
Die Druckproduktion ist energieintensiv, sodass auch wir CO2-Emissionen verantworten. Wir konnten unsere CO2-Bilanz beispielsweise stark verbessern, indem unsere gesamte Wertschöpfungskette mit Ökostrom versorgt wird. Das ist eine verhältnismäßig einfache und sehr effiziente Maßnahme, die auch Verwaltungen, andere Unternehmen und Privatleute durch einen Wechsel auf einen Ökostromanbieter schnell umsetzen können.
Am Beispiel dieser Druckerei sieht man sehr gut, dass es gar nicht so schwer ist, umweltbewusst zu arbeiten. Wissenschaft und Technik entwickeln sich so schnell weiter, dass es bald für Alles ein Lösung geben wird. Diese müssen wir dann aber auch annehmen. Es lohnt sich auf jeden Fall immer, alle Alternativen zu prüfen, auch beim Erstellen von Drucksachen, wie zum Beispiel Flyer. Qualität und Umweltschutz schließen sich nämlich nicht gegenseitig aus. Vielen Dank an Dr. Kevin Riemer-Schadendorf für dieses Gespräch und die Informationen über die innovative Arbeit der UmweltDruckerei