Tanzen. Wer an Tanzen denkt, der denkt an Ballett oder an Walzer, an sanfte Bewegungen, die am besten von zarten Frauenkörpern ausgeführt werden sollten. Bei Kampfsport ist das schon ganz anders: Sofort schießen einem Bilder von brutalen Boxkämpfen und mit Muskeln überzogenen Männern in den Kopf. Tanzen und Kampfsport sind zwei Gegensätze, würde man da sagen. Andere wagen dabei zu widersprechen.
Robson Cirino de Lira war schon immer begeistert vom Capoeira, einer brasilianischen Sportart, die das Gegensätzliche zusammenbringt. Musik, Gesang und kämpferische Bewegungen werden im Capoeira in einer Art Tanz vereint – einem Tanz, der absolut nichts mit Ballett oder Walzer zu tun hat. Als gebürtiger Brasilianer kam Robson schon früh mit Capoeira Angola in Kontakt. Schon damals wusste er, dass es sein Traum sein würde, diese Sportart selbst zu leben und an andere weiterzugeben. Im Jahr 2004 erfüllte er sich diesen Traum und eröffnete gemeinsam mit seiner Frau Gabriela eine Capoeira Schule in Hamburg.
Heute ist die „Academia“ für Capoeira Angola ein kleines Brasilien Mitten in der deutschen Hafenstadt. Robson hat damit nicht nur die exotische Traditionen seines Heimatlandes mit hierher gebracht, er hat damit auch zwei Gegensätze zusammengeführt – und das funktioniert eigentlich ganz gut.
Woher stammt Capoeira? Wie hast du diese Sportart gelernt und was für eine Geschichte steckt dahinter?
Capoeira ist eine Kampfkunst aus Brasilien. Ihre Vorläufer sollen Kampfspiele, Rituale und Tänze aus Afrika gewesen sein. Ich habe die Capoeira von meinen Meistern gelernt.
Möchtest du dich in Zukunft mehr auf deine eigene Entwicklung konzentrieren oder mehr darauf, Schülern deine Erfahrung und dein Wissen weiterzugeben?
Für mich ist beides wichtig. Ich trainiere, um mehr zu lernen und mich weiter zu entwickeln, um das dann auch an meine Schüler zu geben.
Was gehört zu deiner Grundausstattung für die Arbeit? Gibt es ein bestimmtes Element, das nie fehlen darf?
Die Musik und die typischen Capoeira Instrumente und der Gesang dürfen nie fehlen. Die Musik trägt das Geschehen und gibt den Takt vor. In ihrem Rhythmus gehen die Bewegungen der Spieler fließend ineinander über und es entsteht eine Art physischer Dialog: Mit einer Angriffsbewegung stellt einer der beiden eine „Frage“ , die der Andere mit einer geschickten Ausweichbewegung „beantwortet“. In direktem Anschluss folgt die „Gegenfrage“.
Wie oft in der Woche sollte man trainieren? Wie lange dauert es, bis man ein bestimmtes Level in der Sportart erreicht hat?
Es ist sinnvoll 2 x wöchentlich zu trainieren. Jeder Mensch ist anders. Es ist schwer zu sagen, wie lange es für ein bestimmtes Level braucht, aber lernen kann es jeder, der eine schneller der andere langsamer. Hauptsache, man hat Lust und Freude daran. In der Regel kann man schon nach einigen Trainings ein kleines Capoeira Spiel spielen.
Brasilien. Ein exotisches, lautes Land, gefüllt mit bunten Tieren und Pflanzen, sowie mit temperamentvollen, lebensfrohen Menschen und ausgefallenen Traditionen. Robson wurde schon in seiner Kindheit von seiner Heimat und seinem Capoeira Meister geprägt. Heute hat er diese kulturellen Schätze mit nach Deutschland gebracht, um sie mit uns zu teilen. In der Academia für Capoeira Angola befinden sich nicht nur Capoeira Lehrer, sondern auch eine Sammlung traditioneller Instrumente, Fotografien und Fachliteratur. Wahrlich ein kleines Brasilien, wenn auch einen ganzen Ozean weit davon entfernt. Vielen Dank an Robson für den Einblick in die exotische Welt des Capoeiras!