Bei der Produkt- oder Interieurfotografie reicht es nicht nur, einfach das gewünschte Objekt abzulichten. Es müssen sehr viele technische Vorab-Überlegungen ablaufen, bevor man das Motiv perfekt in Szene setzen kann. Beleuchtung und die richtige Kamera mit dem passenden Zubehör sind essentiell für einen Fotografen, damit er dem Kunden zufriedenstellende Ergebnisse liefern kann. Um diese zu erzielen, muss der Fotograf folglich sehr viel technisches Know How, Erfahrung und Professionalität vorweisen können.
Stephan Ernst ist 54 Jahre alt und wurde in Ulm geboren. Er wuchs in Süddeutschland auf und musste sich im Alter von 16 Jahren zwischen einer Laufbahn als Fotograf oder Naturwissenschaftler entscheiden. Er wählte damals den zweiten Weg und nach dem Studium und der Promotion in Physik war er viele Jahre in der Industrie tätig. Der promovierte Dipl. Physiker war im oberen Management in Industriekonzernen beschäftigt – doch das waren ihm zu viele Sitzungen und zu viel Verwaltung. Vor drei Jahren machte er dann die Fotografie vom Hobby zum Beruf.
Zu dem Thema Produktfotografie und Architektur-/Interieurfotografie kam er, als ihn seine Frau fragte, ob er für einen Bildband, den sie machte, die Fotos machen möchte. Diese Themen faszinieren Stephan Ernst, da es eine Kombination aus Technik und Kunst darstellt. Dazu kommt bei der Produktfotografie der Aspekt des Tüftelns, da in diesem Bereich zur kreativen Darstellung von Produkten eine raffinierte Ausleuchtung gehört. Auch die Anordnung der Produkte erfordert oft spezielle Lösungen, die es nicht von der Stange gibt. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, arbeitet Stephan Ernst mit Freelancern zusammen – insbesondere Grafikern – die bei aufwändigeren Retuscheaufträgen helfen oder die Bildbearbeitung unterstützen, wenn die Zeit knapp bemessen ist.
Der Reiz in der Businessfotografie liegt in der Vielfalt. Ich habe zum einen viel mit Menschen zu tun, ob als Ansprechpartner oder vor der Linse. Hier reizen mich insbesondere Situationen, in denen sich zu Porträtierende für „unfotogen“ halten und danach zu mir kommen und mit dem Ergebnis total zufrieden sind.
In der Produkt- und Architekturfotografie gibt es auch viele Zeiten, in denen die Ruhe und Präzision beim Arbeiten wichtig sind. Das ist der eine Aspekt. Bei dem Themenfeld Produktfotografie bereitet es mir viel Spaß, knifflige Beleuchtungssituationen zu haben, bei denen zum Beispiel mit kleinen Spiegeln oder Abschattern Lichtakzente gesetzt werden, um noch mehr aus dem Produkt herauszuholen. Oder wenn ein Set aufgebaut werden muss, bei dem Wasser in einer ganz bestimmten Art fließen muss, damit das Foto besonders schön wird.
Ich habe mir mein Wissen autodidaktisch beigebracht. Natürlich profitiere ich auch von meinem breiten technischen Hintergrund. Ich kann dadurch oft mit Kunden etwas tiefergehende Gespräche führen und den Nutzen der technischen Produkte für den Bild-Konsumenten besser herausarbeiten.
Für mich ist ein Produktfoto perfekt, wenn ich es schaffe, das Produkt so zu inszenieren, dass ich damit die Markenbotschaft transportieren kann und das Produkt so ästhetisch, aber realistisch darstelle, dass man das Bild auch gerne an die Wand hängen würde. Damit das gelingt, steht am Anfang immer ein Konzept, das ich erarbeite. Wesentlich für die Erarbeitung sind Fragen wie „Welche Botschaft sollen die Produkte kommunizieren?“ und ich muss wissen, für welche Medien die Bilder genutzt werden.
Erst wenn das Konzept – meist auch mit Skizzen – steht, kommt die Umsetzung. Und diese erfordern hochwertiges Equipment. Das beginnt bei einer guten Vollformatkamera und sehr guten Objektiven. Ich nutze eine Canon 5D Mk IV mit 30 MP und Objektive der L-Serie von Canon. In vielen Fällen bietet sich dazu ein Macro Objektiv an oder ein Shift Objektiv mit leichter Tele Brennweite. Und – ganz wichtig – ein stabiles und flexibles Stativ.
In der Konzepterarbeitung beantworte ich auch Fragen nach dem Licht. Ist es Tageslicht oder Studiolicht? Da ich reproduzierbare und stabile Ergebnisse benötige, arbeite ich auch hier mit hochwertigem Equipment von ProFoto. Das gilt sowohl für Blitz- als auch Dauerlicht. Damit die Ausleuchtung optimal wird, kommen unterschiedliche Lichtformer zum Einsatz. Dazu werden verschiedene Reflektoren, Diffusoren, Spiegel für punktuelle Ausleuchtung sowie Flags, um gezielt Schatten zu erzeugen, verwendet. Wenn eine sehr gleichmäßige Beleuchtung erforderlich ist, kommt ein Lichtzelt zum Einsatz. Das eignet sich auch hervorragend für spiegelnde Objekte.
In vielen Fällen arbeite ich mit einem schlichten Hintergrund, von einfarbig bis transparent. Und damit die Farben stimmen, mache ich zu Beginn immer einen Weißabgleich.
Damit die Fotos durchgängig scharf werden, arbeite ich mit einer weit geschlossenen Blende. Da dies aber nicht immer ausreicht, nutze ich Fokus Stacking.
Während der Produktion kontrolliere ich alles über einen großen Monitor. Das heißt, ich arbeite mit Tethered Shooting, wobei meine Kamera per Kabel mit dem Rechner verbunden ist. So habe ich eine wesentlich bessere Kontrolle über Bildergebnisse.
In meinem Fotostudio in Weimar ist das alles sehr gut zu kontrollieren. Wenn ich zum Beispiel Kleider an Modellen on location fotografiere, ist das Licht etwas schwerer zu kontrollieren. Als Beispiel habe ich hier ein Brautkleid von Aziz Fashion Design. Dieses galt es in einer passenden Location, hier das Jagdschloss Hummelshain, zu inszenieren. Bei diesem Bild kamen mehrere Lichtquellen mit geeigneten Lichtformern sowie Abschatter zum Einsatz, um zum Beispiel. das Licht von der Wand fern zu halten, dafür aber den beeindruckenden Kamin herauszuarbeiten.
Zum Schluss steht die Bildbearbeitung an, die bis zu 50% des Gesamtergebnisses ausmacht. Hier korrigiere ich Schatten und Reflexe und gegebenenfalls auch die Perspektive. Farben und Kontraste sowie Brillanz werden dann ebenfalls optimiert.
Ich liebe es, zu tüfteln und mit Licht zu arbeiten. Daher sind Abschatter und kleine Spiegel meine Lieblings-Utensilien. Damit gebe ich dem Bild den letzten Schliff und ich kann mir vieles davon passend zum Auftrag selbst bauen.
Es kommt immer darauf an, welches Ziel ich verfolge. Für einen Online Shop und zum Beispiel Packshots genügt ein einfaches Lichtzelt mit guten Tageslichtlampen. Ein Packshot ist ein einfaches Produktfoto mit standardisierter Lichtsetzung auf neutralem Hintergrund ohne Dekoration.
Das kann zur Not auch mit einem Handy fotografiert werden. Besser ist es eine gute, spiegellose Kamera – das kann auch eine gebrauchte Kamera sein – und zumindest ein gutes Objektiv zu nutzen. Und ein Stativ. Damit kann man schon einmal loslegen.
Und dann systematisch vorgehen. Zuerst ein Konzept mit Skizze entwerfen. Danach das Produkt in der richtigen Perspektive anordnen. Dazu empfehle ich am Anfang das Produkt in etwa um 45° zur Kamera gedreht zu positionieren, um eine räumliche Tiefe zu erhalten. Danach richten Sie am besten eine Lichtquelle nach der anderen aus. So können Sie die Wirkung der einzelnen Lichter besser beurteilen. Und beginnen Sie am besten mit Tageslicht oder Lampen mit Tageslichtcharakter. Mit Blitzen zu arbeiten, benötigt doch etwas Erfahrung.
Bei der Produktfotografie ist vor allem die richtige Beleuchtung zentral. Bevor ein Shooting beginnt, muss genau überlegt werden, wie das Produkt am besten in Szene gesetzt werden kann. In einem Studio ist das Licht anhand verschiedenster technischer Methoden sehr gut zu kontrollieren. Doch oft kommt der besondere Charme der Produkte erst zur Geltung, wenn es in einer besonderen Location bei Tageslicht präsentiert wird. Der Fotograf muss hierfür genau planen, wie die Beleuchtung sein soll und die geeigneten Objektive für die Kamera auswählen. Durch Erfahrung und technisches Fachwissen entsteht am Ende ein Foto, das den Kunden begeistert – und das freut auch den Fotografen. Weitere Infos zu Stephan Ernst unter stern-photography.de.