Spätestens seit Jacky Chan oder Jet Li ist Kung Fu einem breiten Publikum bekannt. Wer selbst Kung Fu lernen möchte, ist bei der Kung Fu Schule Stuttgart genau richtig, denn hier wird ein ganzheitliches Konzept verfolgt. Kung Fu ist nicht nur eine Kampfkunst, sondern fördert außerdem die Fitness, hilft bei der körperlichen und geistigen Entspannung und ist ein gutes Selbstverteidigungstraining. Wir haben mit dem 50-jährigen Michael Lieven gesprochen und einiges über die Philosophie, die dahintersteckt, erfahren.
Der Stuttgarter begann Kung Fu im Alter von 15 Jahren. In weiterer Folge vertiefte er sein Wissen bei vielen großen Meistern. Der gelernte Luft- und Raumfahrt Ingenieur arbeitet als Teamleiter bei Mercedes Benz in der Entwicklung, ist verheiratet und hat eine Tochter. Die Ausbildung zum Kung Fu und Tai Chi Lehrer erfolgte parallel privat organisiert – durch intensives Lernen von vielen großen Meistern.
Als sein damaliger Kung Fu Lehrer an Lungenkrebs starb, hatte er bereits seit ca. zwei Jahren unterrichtet und war der weiteste Schüler an der Schule. Da stellte sich die Frage, ob und wie die Kung Fu Abteilung der damaligen Schule weiter betrieben werden sollte. Er übernahm die Kung Fu Abteilung der Schule und nahm weiter fleißig Unterricht bei verschiedenen Meistern. Die Schule wuchs weiter und er bildete weitere Lehrer aus.
Wegen unterschiedlichen Ansichten bezüglich der wirtschaftlichen Nutzung des Schulbetriebes mit dem Schulbesitzer (er wollte nicht zum Kung Fu gehörende Artikel über mich an die Kung Fu Schüler vermarkten lassen) trennte sich sein Weg von der damaligen Schule und er gründete seine eigene Schule. Also war er zuerst Schüler, dann angestellter Lehrer, bis er dann schließlich 2001 seine eigene Kung Fu Schule eröffnete.
An seiner Schule unterrichtet er gemeinsam mit fünf Meister-Schülern und einem sehr fortgeschrittenen Schüler. Jeder seiner Meister-Schüler hat sich auf ein spezielles Teilgebiet seines Kung Fu Repertoires spezialisiert und setzt so im Training entsprechende Schwerpunkte, was das Training wiederum zum einen abwechslungsreich, zum anderen so gestaltet, dass jeder Schüler sich entsprechend seiner Neigung und Ambitionen vertiefen kann.
An der Kung Fu Schule Stuttgart wird traditionelles Kung Fu mit allen Aspekten dieser „Mutter der Kampfkünste“ gelehrt. Die Kung Fu Schule betreibt er nebenberuflich und nicht gewinnorientiert – sein Motto war hierbei immer „keiner, der Kung Fu lernen möchte soll dies aus wirtschaftlichen Gründen nicht tun können“. Deshalb sind die Preise die günstigsten in Stuttgart und die Beiträge dienen primär dazu, die Lehrer und die Räumlichkeiten zu finanzieren.
An seiner Schule sind Menschen und Meister des Kung Fu, bei denen Kung Fu, inklusive der dazugehörenden philosophischen Hintergründe, zu einem wichtigen Teil im Leben geworden ist. Kung Fu bietet körperlichen und geistigen Ausgleich, befördert Fitness, erhält die Gesundheit, steigert die Zufriedenheit mit der eigenen Lebenssituation und dem Körpergefühl und vermittelt Fähigkeiten zur Selbstverteidigung und Selbstbehauptung. Insofern steigert Kung Fu – wie es in seiner Schule vermittelt wird – auch das Selbstbewusstsein und die Selbstsicherheit. Das Training und die Lehren an der Kung Fu Schule Stuttgart sind nicht auf Wettkampfsport ausgerichtet, sondern auf eine Ergänzung und Bereicherung der Lebensgefühle der Schüler. Die ungewöhnlich große Breite des Angebots und das individualisierte Unterrichten ist darauf ausgerichtet, die Neigungen und Ambitionen der Schüler zu befördern. So versteht sich das Training in vielen Fällen (wenn es intensiver und tiefergehend betrieben wird) mehr als Hilfe zur Selbstverwirklichung, in den anderen (weniger intensiven) Fällen als sportlicher, entspannender und gesund-erhaltender Ausgleich.
Mit Kung Fu kam ich zum ersten Mal im Alter von 13 oder 14 in Berührung. Klassenkameraden lernten bereits Kung Fu. Ich wollte das auch, doch meine Eltern erlaubten es mir erst, als ich es selbst finanzieren konnte. Der Gedanke „mein Sohn soll kein Schläger werden“ war für meine Eltern hierbei wichtig.
Meine Schule unterscheidet sich von anderen Schulen sicherlich durch die große Breite an Stilen und Wissen, das wir vermitteln. Diverse innere und äußere Kung Fu Stile werden gelehrt, zudem Waffentechnik, Nerven-Druckpunkt-Techniken, Wurf- und Hebeltechniken – ebenso wie Entspannungs- und Meditationstechniken.
Nachdem keiner der Lehrer an meiner Schule vom Unterrichten leben muss, arbeiten wir nicht gewinnorientiert. Es geht also nicht darum, das maximale mit der Schule zu erwirtschaften, sondern wir orientieren uns im Unterrichten ausschließlich daran, was inhaltlich für die Vermittlung des Kung Fu wichtig ist.
An meiner Schule unterrichten neben mir, fünf Meister-Schüler und ein sehr fortgeschrittener Schüler.
Tai Chi ist einer von 400-500 Kung Fu Stilen. Tai Chi ist der in der westlichen Welt bekannteste der sogenannten inneren Kung Fu Stile, zu denen auch das Ba Gua Chang, das Hsing Yi Zhuan und das Wu Dang Kung Fu gehören. Diese Stile begründen sich stärker als die äußeren Stile auf den Prinzipien des Taoismus und auf den chinesischen Philosophien der 5 Elemente (Wandlungsphasen) des Yin und Yang und der 8 Trigramme (die die Grundlage des I Ging, des „Buches der Wandlungen“ sind). Philosophisch haben diese Stile stark ausgeprägt die Elemente des „eins Seins mit der Natur“, des „Agierens im Einklang und in Harmonie mit der Natur“. „Das Weiche überwindet das Harte“, „im Leben unterliegt alles ständiger Wandlung“ – diesen Prinzipien entsprechend sind die Kampfkünste gestaltet.
Vom Trainingsansatz her unterscheiden sich die inneren und die äußeren Stile darin, dass man bei den äußeren Stilen (Shaolin-Stile, Immitationsstile, etc.) den Fokus zuerst auf die körperliche Fitness (also Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer), auf die Entwicklung von Bewegungsgefühl und Koordination und auf die Entwicklung von korrekter Körperhaltung, Körperspannung und Bewegung legt. Bei den inneren Stilen hingegen spielen meditative Aspekte von Anfang an eine große Rolle – also Übungen zur Entspannung, zur Entwicklung der inneren Energie (Chi), zur mühelosen Aufrichtung und Bewegung – also mehr auf geistig/mentale Aspekte als auf die rein äußerlichen Aspekte des Körpers.
Bekannt ist Tai Chi durch die anfangs in Zeitlupe ausgeführten Bewegungen, die gesund für den gesamten Halteapparat, die tieferliegende Muskulatur, den Rücken sind. Später – als Kampfkunst – werden auch diese Bewegungen schnell und explosionsartig ausgeführt. Diese langsamen Bewegungen haben eine beruhigende und ausgleichende Wirkung auf die mentale Verfassung eines Ausübenden. Tai Chi macht Menschen ruhiger, ausgeglichener und zufriedener. Zudem geht es mir so, dass wann immer ich Energiearbeit mache (also mit meinem Geist das Chi stärke und durch meinen Körper und in Körper anderer leite), ich das Gefühl habe, mich mit dem „Eigentlichen“ des Lebens zu beschäftigen. Eine Stunde Meditation und Energiearbeit ist gefühlt nie „verlorene Zeit“, sondern immer befriedigend und sinnstiftend.
Weil diese inneren Stile stark auf der traditionellen chinesischen Medizin aufbauen (also auf dem Wissen um Meridiane, Akupunkturpunkte, innere Energie, Ursachen für Krankheit und Gesundheit) zielen die inneren Stile auch in den Kampftechniken stark auf die Beeinflussung dieses inneren Gleichgewichtes im Gegner ab und haben deshalb – meisterhaft ausgeführt – eine tiefergehende Wirkung auf einen Gegner als ein bloßer mechanischer Schlag auf einen Teil des Körpers, der evtl. Muskeln und Knochen sowie innere Organe mechanisch beaufschlagt. Durch die Verbindung von innerer Energie mit den Kampftechniken wird bei einem Treffer die Energiebasis der Funktion des Körpers des Gegners angegriffen und kann so – auch ohne großen Schaden anzurichten – bemerkenswerte Wirkungen erzielen. Tai Chi ist auch ein Oberbegriff und auch im Tai Chi gibt es natürlich viele verschiedene Stile. Im Mittelpunkt des Tai Chi Trainings stehen neben den Aspekten der Energiearbeit und der Meditation natürlich auch die Vermittlung der Bewegungsabläufe – alleine, mit Waffen und mit Partnern. Diese Bewegungsabläufe – wir nennen sie „Formen“ – sind die „Lehrbücher“ dieser Kampfkünste – vergleichbar Gedichten in einer fremden Sprache anhand derer ich diese Sprache mit ihren Vokabeln, ihrer Grammatik sowie die Regeln der Gesprächsführung erlerne. Frei sprechen zu lernen – also im übertragenen Sinne nach den Regeln der jeweiligen Kampfkunst improvisatorisch zu kämpfen – ist dann der nächste Schritt zur Meisterschaft nach dem Erlernen der Grundlagen.
Es ist meine Überzeugung, dass Menschen effizient und gut nur das Lernen werden, was sie lernen wollen. Dementsprechend ist das Interesse und der Wille das entscheidende Element. Dazu kommt das Element der Beharrlichkeit. Wie in jeder anderen anspruchsvollen Kunst auch kommt nach der anfänglichen Phase der Begeisterung „endlich darf ich Tai Chi / Kung Fu / Geige / Malen / …lernen“ eine Phase des „durchhalten Müssens“. In dieser Phase hören viele Menschen das Erlernen der jeweiligen Kunst wieder auf – weil es doch anstrengend ist, weil es lange dauert, weil es doch nicht so leicht klappt wie gedacht, … oft begründet mit einem Mangel an Zeit, was eben eine Verschiebung der Prioritäten oder auch eine Grundhaltung „ich gebe halt auf, wenn es mir zu anstrengend wird“ sichtbar macht. Ein ständiges Fragen nach dem Unterhaltungswert „wann kommt was Neues?“ „das kann ich schon gut genug“ … ist das Symptom mangelnder Demut gegenüber der Tiefe in vielen Fällen Jahrtausende alten Technik, eine Überheblichkeit unserer konsumorientierten Lebenseinstellung, die Motivation verschwinden und den Weg zur Meisterschaft verlassen lässt, bevor Können entstanden ist, welches immer wieder für den weiteren Weg bestätigt und beflügelt.
Was der Schüler einer Kunst erreichen muss, um beeindruckendes Können zu erlangen, ist es, in der Tätigkeit der Kunst aufzugehen. Ist dies erreicht, so stellt sich – begleitet von kompetenter Anleitung und Korrektur – Erfolg automatisch ein. „Wenn ich demütig und fleißig viele Jahre täglich eine Kunst übe, dann bleibt mir gar nichts anderes übrig, als in dieser Kunst sehr gut zu werden“
Was wir sonst noch benötigen? Räumlichkeiten finden sich von alleine, Kleidung ist nicht entscheidend. Wille, Beharrlichkeit, Fleiß und Demut sind die Elemente, die zu großem Können führen.
Nachdem dies innere Werte eines Menschen sind, die dessen Handeln prägen, kann ich dies als Lehrer nicht erzwingen oder verordnen. Ich kann durch mein Handeln motivieren und inspirieren. In unserer schnelllebigen, konsumorientierten Welt sind diese Werte leider eher rar. Es ist jedoch meine Beobachtung, dass Menschen, die diese Kampfkünste lange ausüben und auf dem Weg die Kampfkunst zu lernen und zu perfektionieren bleiben, diese Werte in einem hohen Maß verinnerlichen (zudem Werte wie Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Respekt). Die Kunst, die sie erlernen prägt ihre Persönlichkeit und macht sie zu guten und vorbildhaften Menschen.
Das Maß dieser Werte, die die einzelnen Schüler mitbringen ist unterschiedlich. Dementsprechend kommen und gehen viele Schüler. Einige bleiben aber auf dem Weg und erreichen dabei großes Können, Verwirklichen sich Selbst in der Ausübung dieser Kunst und tragen diese Kunst weiter.
Tai Chi eignet sich grundsätzlich für jeden, der Tai Chi lernen möchte (ebenso wie Kung Fu). Nachdem man auch auf dem Niveau der „Zeitlupenbewegung“ bleiben kann, sind sportliche Fähigkeiten weniger von Bedeutung als bei den meisten anderen Sportarten. Aber schon auf diesem Niveau entfalten sich alle positiven Auswirkungen auf die körperliche und mentale Gesundheit und Ausgeglichenheit. Die Muskulatur, der Halteapparat, die Funktion der inneren Organe profitieren ebenso wie bei vielen Schülern die Veränderung der Lebensgewohnheiten – sei es Rauchen, Alkoholkonsum, Übergewicht. Tai Chi in einer Gruppe freundlicher Menschen und Gleichgesinnter zu erlernen macht Menschen zufriedener und glücklicher in ihrem Leben. Der Weg des Tai Chi ist auch ein Weg weg von dem „um zu“ hin zu dem „im hier und jetzt sein“. Also weg vom „Erreichen wollen und evtl. Unzufriedenheit entwickeln an der Mühsal, ein Ziel zu erreichen“ und ein hin zum „im hier und jetzt leben und das Schöne unserer Welt in der Gegenwart wahrnehmen und würdigen lernen“.
Letzten Endes kann ich jedem nur empfehlen, mit dem Lernen nie aufzuhören. Menschen sollten immer wieder entsprechend ihrer Neigung anfangen, Neues zu lernen. Und dabei geht es nicht darum, große Meisterschaft zu erlangen, sondern sich mit Tätigkeiten zu beschäftigen, die einen faszinieren und beflügeln. Dies führt zu neuen Vernetzungen im Gehirn und bewahrt so auch das Gehirn vor dem Altern – ein weiterer wichtiger Aspekt der Gesundheit im Älter werden.
Im Grunde ist es mir nicht wichtig, möglichst viele Menschen zum Kung Fu oder zum Tai Chi zu bringen. Wir bieten einen Weg an, den viele Schüler begeistert mit uns gehen und der sie und ihr Leben bereichert. Es tut Menschen grundsätzlich gut, sich mit Tätigkeiten zu beschäftigen, die sie lieben, faszinieren und beflügeln. Dies ist die eigentliche Energie, die Leben und Wachstum schafft und Menschen zum Blühen bringt. Das Besondere an Kung Fu und Tai Chi ist dabei, dass es das Körperliche mit dem Geistigen bis hin zum Spirituellen in Einklang bringt und zudem zur Gesunderhaltung und Stärkung von Körper und Geist beiträgt – vielleicht mehr als viele andere Tätigkeiten. Von dem her ist natürlich Kung Fu und Tai Chi eine gute Wahl.
Wer Filme mit Jackie Chan oder Jet Li beeindruckend findet, der trägt bereits den Samen in sich, der diesen Lebensweg des Kung Fu begründen kann. Wen deren Können begeistert und wer denkt „das würde ich auch gerne können“, der ist bei uns richtig, weil er auf dem Weg zu dieser Meisterschaft bei uns Lehrer und Verbündete findet.
Kung Fu ist sehr facettenreich und deshalb für den Praktizierenden eine interessante Herausforderung. An der Kung Fu Schule Stuttgart werden diverse innere und äußere Kung Fu Stile gelehrt sowie Waffentechnik, Nerven- Druckpunkt-Techniken, Wurf- und Hebeltechniken. Entspannungs- und Meditationstechniken kommen ebenfalls nicht zu kurz.
Wir danken Michael Lieven für das ausführliche Gespräch und den Einblick in seine Kung Fu Schule.