Der Tanz an der Stange wird oftmals mit erotischen Elementen in Verbindung gebracht. Dabei ist Pole Dance eine ideale Trainingsform, um den Körper fit zu halten. Die unterschiedlichen Übungen benötigen sehr viel Kraft und Ausdauer und fördern deshalb die menschliche Gesundheit. Wie Janina Robertz zum Pole Dancing gefunden hat und wie der Alltag einer professioneller Pole Dance Trainerin aussieht, verrät sie uns in diesem Interview.
Die 34-jährige Janina Robertz ist Inhaberin des Unternehmens Pole Dance Krefeld. Sie bietet Kurse an, welche das Pole Dancing den Besuchern näher bringen. In ihrem Studio arbeitet sie hauptberuflich und gibt dort ihre Erfahrungen und Wissen mit großer Leidenschaft weiter.
Nach ihrer Pole Dance Trainer Ausbildung in Hamburg, begann sie 2012 mit ihren ersten Kursen im Pole Dancing. Dabei stieg die Nachfrage nach ihren Kurse stetig, sodass sie heute hauptberuflich als Trainerin arbeitet.
Ich tanze seit 2010 Pole Dance. Durch ein YouTube-Video von einer Pole Tänzerin auf einer Meisterschaft bin ich zu dem Sport gekommen. Mich hat sofort fasziniert die Mischung aus Tanz und Akrobatik. Wie leicht es aussehen kann und wie grazil man sich um die Stange bewegen kann. Da war es um mich geschehen und ich wusste sofort, das ist mein Sport! Das Tolle ist, dass jeder Pole Dance lernen kann und jeder Erfolgserlebnisse hat und es immer Luft nach oben gibt. Nach ca einem Jahr Pole Dance Unterricht habe ich in Hamburg die Ausbildung zur Pole Dance Trainerin absolviert. Zuerst habe ich klein angefangen und mich in einer Tanzschule eingemietet 3x wöchentlich in den Abendstunden.
Schnell hatte ich den Wunsch nach einem eigenen Studio. Das war gar nicht so leicht, weil viele Räumlichkeiten ungeeignet waren. Umso glücklicher war ich, als ich im Internet die Anzeige zu einer gewerblichen Halle gesehen hatte. Ich wusste auf den Fotos schon, dass das Potential hat. Nach der Besichtigung rief ich eine Freundin an und sagte „ich glaube ich habe soeben mein Pole Dance Studio gefunden“. Und so war es auch. 2016 habe ich Boden, Spiegel und Stangen einbauen lassen und bin mit meinen Stammkunden aus der Tanzschule rüber ins eigene Studio. Es war ein absoluter Traum von mir und das Studio ist einfach perfekt für den Sport.
Hauptsächlich biete ich Pole Dance Kurse an. Aber ich unterrichte auch Chair Dance, Floorwork oder Lap Dance. Das dann aber eher als Workshops an den Wochenenden. Neuerdings gibt es auch Workshops zu Aerial Hoop. Neben Pole Dance biete ich noch einen ganz anderen Sport an: Bungee Fit & Jump. Das hat man vielleicht schon mal auf facebook Videos aus Asien oder USA gesehen. Ich bin eines der wenigen Studios in Deutschland, die das so in der Form anbieten. Bungee Fitness ist Fitness mit einem elastischen Bungeeseil. Von der Decke hängen Bungeeseile und unten ist eine Sitzschale befestigt. Da legt oder setzt man sich rein und kann dann mit dem Seil springen und hüpfen. Bei allen Sportarten bei uns kann man als Anfänger einsteigen ohne sportliche Vorerfahrung. Man muss fürs Pole Dance nicht schon beweglich sein oder bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Man lernt alles mit der Zeit. Alle fangen bei 0 an.
Als Anfänger brauchst du eine kurze Hose. Es muss keine Pole Dance Hose sein. Eine normale sportliche kurze Hose tut es auch. Das Bein sollte aber nicht zu lang sein und es ist besser, wenn die Hose eng ist, damit man möglichst viel Hautkontakt an der Stange hat. Man sollte immer ein kleines Handtuch für die Hände und die Stange dabei haben. Wer schnell an den Händen schwitzt, der sollte sich flüssige Kreide speziell fürs Pole Dance kaufen. Wir geben da Empfehlungen an die Teilnehmer weiter. Mein persönliche Pole Dance Ausstattung umfasst diverse Pole Dance Outfits und auch immer Grip-Mittel. So nennen wir die Mittel, die wir benutzen, um besser an der Stange zu halten. Ich habe 2 Mittel für die Hände und 2 für die Beine. Für die Beine nehme ich etwas, was die Haut befeuchtet, weil ich nicht schwitze und für die Hände etwas für besseren Grip.
Ich persönlich werde kaum mit Vorurteilen konfrontiert. Das mag daran liegen, dass ich bei den Leuten einen anderen Stellenwert habe, wenn ich sage, dass ich Pole Dance Trainerin bin. Meine Schüler berichten hin und wieder aber schon, dass sie Vorurteile bei den Leuten beseitigen müssen. Pole Dance als Sport ist inzwischen aber deutlich bekannter als noch vor 10 Jahren. Die meisten Frauen haben keine Vorurteile, sondern Bedenken wie zu dick, zu alt, zu unbeweglich, zu wenig Kraft in den Armen. Alle diese Frauen möchten gerne Pole Dance machen und trauen sich nur nicht. Ich motiviere sie dann damit, dass bei uns ganz normale Frauen tanzen, die alle keinen Spagat können und am Anfang keine von denen einen Klimmzug konnte und auch das wir Frauen Ü40 oder Ü50 bei uns haben.
Ich sage immer einfach ausprobieren und sich selbst überzeugen. Dann kann man immer noch Nein sagen. Das Tolle beim Pole Dance ist, dass man schnell Erfolge sieht. Bereits nach ein paar Stunden kann man Sachen, die man sich nicht zugetraut hat. Und das kann tatsächlich jeder schaffen. Mit der Zeit baut man an Kraft und Flexibilität auf. Man verbessert seine Körperhaltung, bekommt einen aufrechten Gang sowie einen geraden Rücken. Die Frauen gewinnen alle auch unglaublich an Selbstbewusstsein und Körpergefühl. Es ist toll diese Entwicklung zu sehen. Man verliert Hemmungen, fühlt sich wohl in seiner Haut und hat ein tolles Gefühl.
Aus Leidenschaft zum Pole Dance hat Janina Robertz ihre Selbstständigkeit gestartet. Meistens braucht es Mut, Ausdauer und die Hingabe für eine bestimmte Sache, um sich selbstständig zu machen. Wer sich mit vollem Elan engagiert und dabei Hürden und Herausforderungen mit positiver Einstellung meistert, der wird langfristig belohnt für seine Anstrengungen.