Das Taijiquan, bei uns meist als Tai Chi bezeichnet, ist eine der ältesten Kampfsportarten, die bereits im alten Kaiserreich China begründet wurde. Im deutschsprachigen Raum nennt man es auch noch Schattenboxen, was daher rührt, dass europäische Kolonialisten zur damaligen Zeit versuchten, einen passenden Namen dafür zu finden, den man auch in Europa verstehen könnte. Und da es für sie so aussah, als ob die Praktizierenden gegen einen Schatten kämpfen würden, benannten sie bequemerweise einfach die Kampfkunst danach.
Das Tai Chi zählt zu den sogenannten inneren Kampfkünsten, an deren erster Stelle die Abwehr und nicht der Angriff zählt. Was in China als tatsächlicher Kampfsport ausgeführt wird, hat hierzulande vor allem großen Anklang bei gesundheitsbewussten Menschen gefunden, die gleichzeitig etwas gutes für ihren Körper und Geist machen wollen.
Torsten Landau, hat sich schon in jungen Jahren dafür begeistert, dies jedoch erst später auch zum Beruf gemacht. Er ist traditioneller Kung Fu Meister, auch Sifu genannt und hat daneben aber noch “Nördliches Gottesanbeterinnen Kung Fu” und Tai Chi im Yang Stil gelernt.
Ursprünglich hat er allerdings zunächst als Raumausstatter und danach zwanzig Jahre die Bühnen des Theaters in Münster dekoriert, was er bis heute noch nebenberuflich ausübt.
Das besondere an der Kampfkunstschule Wah Lum Pai ist, dass dies der einzige Ort in Deutschland ist, wo der Wah Lum Stil unterrichtet wird!
Nachdem mein erster Kung Fu und Tai Chi Meister meine Heimatstadt (Münster) verlassen hat, habe ich eine lange Zeit alleine und nur für mich trainiert. In dieser Zeit habe ich sehr viel und sehr hart trainiert, jedoch bis auf eine gute überdurchschnittliche Fitness und Flexibilität hat sich entwicklungsmäßig nicht sehr viel getan. Auch fehlte mir das ständige lernen und üben. Dafür brauchte es einen Meister. Den Rat meines Sifus (also dessen der Münster verlassen hat) mich auf den Weg zu machen und mir in Hong Kong einen Meister zu suchen, setzte ich sofort um. In Hong Kong jedoch hat sich meine Suche als nicht erfolgreich herausgestellt (da ich mittlerweile Wissender und Kenner der Materie war). Man trifft auf viele sogenannte Meister, kann sich jedoch selten wirklich sicher sein. In meinem Falle, sollte es ein komplett traditioneller Stil mit einem nachvollziehbaren Stammbaum usw sein. So kam ich über Umwege zur lebenden Kung Fu Legende – Großmeister Chan Pui. Einem Chinesen der in den Sechziger Jahren in die USA geflohen ist und der als einer der ersten Kung Fu Meister gilt, der nicht aus China Stammende in traditioneller Kampfkunst unterwiesen hat. Großmeister Chan Pui hat in Orlando einen Tempel nach chinesischem Stil gebaut, um dort einen geeigneten Ort zu schaffen, die Kampfkunst zu lehren, zu üben und zu vertiefen. Der Wah Lum Tempel ist das „Headquarter“ des Stils. Die Eindrücke meines ersten Besuch des Wah Lum Tempel werde ich sicherlich nie vergessen. Ein Ort, der nur für die Kampfkunst und deren Studium geschaffen ist.
Als ich den Tempel und die Trainingsmöglichkeiten einer professionellen Kampfkunstschule erlebt habe, war mir schnell klar, dass ich genau das auch in Deutschland machen wollte. Seit 2008 lebe ich jeden Sommer für 4-6 Wochen dort bei meinem Meister und Großmeister, um bei täglichen 8 – 10 Stunden Training mein Kampfkunstwissen zu vertiefen und auszubauen. Um all das was ich lernen und erleben durfte weiterzugeben, war es mein Plan einen Raum zu schaffen der optimale Trainingsmöglichkeiten in schöner Atmosphäre bietet. Seit nunmehr als zwei Jahren habe ich diesen Raum in Münster. Ein Ort an dem ausschließlich die Kampfkunst im Vordergrund steht und tägliches Training möglich ist.
Die größte Faszination beim Tai Chi geht für mich von der Anwendbarkeit der Techniken aus bzw. genauer gesagt begeistert es mich immer wieder, welch martialischen Anwendungen hinter den so sehr weich ausgeführten Bewegungen stehen. Abgesehen von diesem Gehalt, welchen man vielleicht erst später richtig sehen kann, stellt das Tai Chi eine wunderbare Fülle an Übungen dar, die bestens geeignet sind, den „allgemein“ erlebten Alltag zu kompensieren. Ganz nach dem Yin und Yang Prinzip. Im Alltag wird der Körper tatsächlich nur wenig genutzt, der Geist jedoch steht nicht still. Im Tai Chi üben wir das genaue Gegenteil, denn durch die Übungen wird der Körper bewegt, die Muskeln werden gedehnt und aufgebaut. Darüber hinaus wird der Körper durch die bewusste Atmung optimal mit Sauerstoff versorgt und durch das „Sein“ im Hier und Jetzt kann auch der Geist zur Ruhe kommen.
Traditionell chinesischer Unterricht bedeutet, dass es eine feste Unterrichtsstruktur gibt. Am Anfang der Stunde gibt es chinesischer Kampfkunst Tradition folgend das „Bai San“ Ritual. Zu Ehren der Kampfkunst Ahnen wird ein Räucherstäbchen entzündet. Ein Moment indem wir den Kampfkunst-Ahnen für das Überlassen ihrer Kunst danken. Gleichzeitig ein wunderbarer Moment im Hier und Jetzt anzukommen, den Alltag zur Seite, und für eine Stunde die Kampfkunst in den Vordergrund zu stellen.
Traditioneller Unterricht bedeutet auch, der Sifu/Meister zeigt und leitet an und die Schüler folgen. Meine Unterrichtsstunden sind in zwei Blöcke unterteilt. Der erste Block ist dem isolierten Üben von Tai Chi und Qi Gong Elementen, zumeist auf der Stelle gewidmet. Der zweite Teil besteht aus zusammengesetzten Übungen in Bewegung, dem Formentraining und Partnertechniken bzw. Partnerübungen. Diese systematische sehr bewährte Unterrichtsstruktur bietet Anfängern, wie fortgeschrittenen Schülern beste Voraussetzungen das Tai Chi zu erlernen und zu üben.
Das ist davon abhängig, was du mit dem Tai Chi erreichen willst. Ein Lehrer ist jedenfalls unerlässlich. Bei der Wahl des Lehrers ist es wichtig, dass es für dich verständlich ist, was unterrichtet wird und ob das, was dort geübt und vermittelt wird, auch dem entspricht, was du üben möchtest. Wie sieht es mit der Chemie in der Gruppe, mit dem Lehrer/Meister aus? Tai Chi ist eher darauf ausgelegt es länger zu betreiben.
Interesse und die Bereitschaft lernen und üben zu wollen, sind optimal. Alles andere ergibt sich im Unterricht bzw. beim Üben. Viele denken, sie müssten irgendwelche Voraussetzungen mitbringen um Tai Chi lernen. Das Gegenteil ist der Fall.
Viele der Übungen erfordern für die meisten Menschen anfangs eine ungewohnte Rechts-/Links -Koordination, die gerade am Anfang eine Herausforderung darstellen kann. Hier bewähren sich die Kampfkunsttugenden Geduld und Beharrlichkeit. Denn jeder, egal für wie unsportlich er sich hält, der geduldig übt, kann das Tai Chi erlernen und von allen positiven Aspekten, die es mit sich bringt, profitieren und dadurch wachsen.
Künste wie Tai Chi wird man nicht über Nacht erlernen, weshalb besonders am Anfang viel Geduld, vor allem mit sich selbst und seinen Fähigkeiten unerlässlich ist.
Ob, und welche Kampfkunst am besten mit sich vereinbar ist, wird man mit der Zeit herausfinden. Erfolge werden sich jedoch für jeden einstellen, der nur lange genug dabei bleibt und es ernsthaft betreibt.
Vielen Dank für deine Zeit und den Einblick in deine interessante Welt.