So wie Bewerbungsfotos als erster Eindruck beim Arbeitgeber eine Reaktion auslösen und oft darüber entscheiden, ob eine Bewerbung beachtet wird, haben Fotos auch in der Geschäftswelt eine vergleichbare Bedeutung. Dies betrifft Produktfotos, die beim Kunden Interesse wecken, ebenso wie Fotos, die Interesse an einem Unternehmen wecken können. Daher gibt es Fotografen, die sich auf diese Form der Fotografie spezialisiert haben.
Um mehr über die Businessfotografie zu erfahren, haben wir mit Axel Breuer gesprochen. Vor 56 Jahren in der Region Aachen geboren, lebt und arbeitet der verheiratete Vater von zwei Kindern, auf die er sehr stolz ist, heute in Rees. Mit der Fotografie beschäftigt er sich schon seit seiner Jugend und hat auch bereits als junger Mann für Zeitungen und Magazine, vornehmlich in der Reise- und Eventfotografie fotografiert.
Sein beruflicher Weg führte ihn aber zuerst in eine andere Richtung. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung zum Bankbetriebswirt und war lange Jahre in diesem Bereich tätig. In leitender Position hat er viele Veränderungen im Bankwesen miterlebt und zum Teil auch mitgetragen und initiiert. Aber es kam der Tag, an dem ihm bewusst wurde, dass nicht alles an den Veränderungen richtig ist. Besonders unangenehm empfand er die Entmenschlichung.
In der Fotografie hat er die Beschäftigung mit dem Menschen wieder gefunden und seine langjährige Erfahrung genutzt, um plan b fotografie aufzubauen. Für ihn hat Fotografie, unter anderem, zwei wichtige Aufgaben. Im privaten Bereich, Erinnerungen und Emotionen festzuhalten und im gewerblichen Bereich, Verkauf und Image zu fördern. Das ist der Ansatz nach dem er arbeitet und sein kleines Unternehmen ausrichtet. Sein Spezialgebiet ist die Business-Fotografie. Er visualisiert Unternehmen, deren Mitarbeiter oder Produkte, aber auch Ideen für die Zukunft. Dabei arbeitet er allein, ist aber in diversen Fotografenvereinigungen gut vernetzt, so dass er vieles Wissensnotwendige dort erwerben kann.
Ein richtig gutes Bild braucht vor allem drei Dinge: Licht, Komposition, Impact! Licht soll die Aufmerksamkeit fördern und lenken, der Bildaufbau in der Regel harmonisch und unterstützend sein und der Inhalt des Bildes soll eine Bestimmung, einen Zweck, eine Emotion haben oder beim Betrachten hervorrufen.
Ich habe anfangs für Zeitungen fotografiert. Dort geht es darum, den Betrachter, also den Leser, mittels des Fotos zum Lesen des Textes zu animieren. Man sollte also möglichst etwas Interessantes zeigen oder Neugier wecken (hier ist er wieder, der Impact). Geschichten zu erzählen mit Bildern liegt mir ganz gut. Ich sehe eine Geschichte in einem Bild und fange sie ein. Anders als in der Zeitungsfotografie kann man das im Business-Umfeld etwas ruhiger angehen lassen. Wenn ich mehr Stress haben möchte, fotografiere ich mal wieder eine Hochzeit.
Imagefotografie ist für mich Teil der Werbefotografie. Es wird alles daran gesetzt, das Dargestellte im gewünschten Licht zu zeigen. Imagefotografie folgt immer einer Vorgabe, einem Ziel seitens des Auftraggebers. Sei es die Qualität, bestimmte Attitüden und Eigenschaften eines Produktes, einer Dienstleistung, einer Firma, aber auch von Personen darzustellen. Der Name sagt es ja selbst. Es geht um das Image, die Außenwirkung, den Ruf, das Ansehen, bis hin zur Markenbildung.
Ich begleite Events jeder Art. Das sind zum einen Start-Off- und Eröffnungsveranstaltungen, Empfänge, Ausstellungen, aber auch Feiern, Messen, Partys. Manchmal geht es um die Dokumentation für die interne Firmengeschichte, wie die Grundsteinlegung neuer Betriebsgebäude oder die Inbetriebnahme neuer Maschinen, manchmal um den Besuch hochrangiger und bekannter Persönlichkeiten, oft um die Unterstützung bei der Vermarktung und Pressearbeit durch geeignetes Fotomaterial. Ab und an schaffe ich Erinnerungen für verdiente Mitarbeiter bei deren Jubilarfeiern oder fotografiere Teilnehmer von privaten oder öffentlichen Events. Eventfotografie gleicht ein wenig der Pressefotografie, interessantes gibt es an jedem Ort und man versucht überall Geschichten in einem Bild oder Fotostrecken festzuhalten.
Die private Fotografie in den deutschsprachigen Ländern liegt meines Erachtens nach etwas angeschlagen am Boden. Der Wert eines qualitativ hochwertigen Fotos ist gesunken, es geht unter in der Vielfalt schlechter Fotos die gemacht werden. Die Zeitspanne, ein Bild gut zu finden hat sich bei der Schnelllebigkeit der Fotografie heute um ein Vielfaches verkürzt. Die Hochzeitsfotografie bildet da noch eine Ausnahme, hier zählen die einmaligen Erinnerungen noch viel, wobei auch dieser Markt eine Schwemme an angeblichen „Hochzeitsfotografen“ sieht. Bewerbungsfotos, und hier sind wir interessanterweise wieder bei der Imagefotografie, wird allerdings wieder qualitativ wertiger angefragt. Hier erkennt der Kunde am ehesten, was der Unterschied zwischen einem guten Foto und einem 08/15-Foto ist.
Kamera und Ausstattung richtet sich voll und ganz nach dem Auftrag. Will der Kunde einen großformatigen Print als Hintergrundbild für seinen Messestand, brauche ich eine andere Ausstattung als ein begleitender Hochzeits- oder Eventfotograf, wo ich auf Situationen schnell reagieren muss, weil die Momente halt im nächsten Augenblick Geschichte sind. Insofern ist das Equipment immer großzügig dimensioniert. Wichtig ist mir Redundanz, denn nichts ist schlimmer, als ein Foto wegen Ausfall einer Kamera nicht machen zu können.
Ein wichtiges Element zur Visualisierung habe ich bereits genannt: Licht!
Bildpsychologisch gibt es einige Faktoren, die den Blick des Betrachters auf das Wesentliche, oder dass, was ich als Wesentlich erachte (oder im Briefing gesagt bekomme) leiten. Zum einen ist es Licht, andere Faktoren sind Farben, Bewegung oder auch Unschärfe, mit der ich auch gerne arbeite.
Nun, stell dich vor ein Schaufenster und schau es dir an. Präsentiert sich das Unternehmen gut, gehst du vielleicht hinein und kaufst etwas. Erweckt das was du siehst nicht dein Interesse, spricht es dich nicht an, ist es letztlich sogar langweilig, bist du schnell wieder fort. Nichts anderes bewirken Fotos für die gute Unternehmenspräsentation. Fesselt dich das Foto, bist du vielleicht geneigt, dich weiter mit dem Unternehmen zu beschäftigen. Die Imageryforschung sagt: „Ein Foto ist ein schneller Schuss ins Gehirn.“
Ich arbeite für jede Größe von Firmen – die große, europa- oder weltweit agierende Firma, aber auch den kleinen lokalen Handwerker oder Dienstleister. Interesse zu wecken ist keine Frage der Größe eines Unternehmens.
Nun, worauf ein guter Fotograf zu achten hat, würde ein bisschen etwas von meinen Firmengeheimnissen verraten. Ob ich das hier machen will? Sagen wir es mal so. Firmen ticken anders als private Kunden. Sie erwarten ein ebenso professionelles Verhalten, eine formalere Abwicklung, gewisse Verhaltensregeln und -formen. Das hat also nicht einmal etwas mit fotografischen Skills zu tun. Hier sind eher persönliche Fähigkeiten und vielleicht auch einmal unternehmerisches Denken gefragt. Da kommt mir meine kaufmännische Grundausbildung vermutlich zu Gute.
Die Spezialisierung auf Business-Fotografie stellt einen Fotografen vor besondere Herausforderungen. Wenn es bei der Fotografie von Menschen schon schwierig ist, Emotionen einer Situation richtig einzufangen, so ist es umso schwieriger mit Fotos von Produkten, Produktionsstätten oder Firmengebäuden, Emotionen auszulösen, die den Betrachter dazu veranlassen, sich für das jeweilige Produkt oder Unternehmen zu interessieren. Dies ist eventuell der Grund, warum sich nur wenige Fotografen auf genau diesen Bereich spezialisieren. Vielen Dank an Axel Breuer für seine Zeit und den interessanten Einblick in seine Arbeit.