Schwimmen will gelernt sein

Veröffentlicht am 5 Juni 2020 von Verena Arnold
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Norbert Benz, 48 Jahre, aus Marl in Nordrhein-Westfalen, war schon immer ein sehr sportlicher Typ. So hat sich das Oberhaupt einer vierköpfigen Familie schon früh mit Sport auseinandergesetzt. Heute geht Norbert Benz den Sportarten Golf, Badminton, Tennis, Fußball und Tauchen nach. Sport spielt aber nicht nur in der Freizeit des zweifachen Vaters eine Rolle, sondern auch in seinem Berufsleben.

Wie der glücklich verheiratete Familienvater nämlich im Interview erzählt, arbeitet er als Schwimmlehrer. Ursprünglich hat er sich zum Sozialversicherungsfachangestellten ausbilden lassen. Weil ihm der Sport aber wichtiger war, hat Norbert Benz schließlich an der TU Dortmund Sport und Sonderschulpädagogik studiert. Deshalb war es ihm letztlich möglich, seine eigene Ausbildungsstätte zu eröffnen: die Schwimmschule Atlantis in Dortmund.

Der Grund, weshalb der 48-Jährige die Schwimmschule mit seinem Kommilitonen gründete, war, dass er nach einer Einkommensmöglichkeit neben dem Studium suchte. Nach dem Studium wurde die Schule aber immer größer, bis sie schließlich zu einem Unternehmen anwuchs, mit dem Norbert Benz vollends seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte.

Unser Interviewpartner Norbert Benz leitet eine Schwimmschule

 

Norbert, wie lange bist du schon Schwimmlehrer und was gefällt dir besonders an dieser Tätigkeit? Hast du dafür eine spezielle Ausbildung gemacht? Kannst du dich noch daran erinnern, wie du das Schwimmen gelernt hast?

Ich bin seit über 20 Jahren Sportlehrer – und meine Schwimmschule betreibe auch schon so lange. Schon in frühen Jahren, ungefähr ab dem 15. Lebensjahr, habe ich Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen das Windsurfen an der Ostsee beigebracht. Im Alter von 16 Jahren habe ich dann in Kiel den Windsurflehrer-Schein bei dem VDWS gemacht. Anschließend folgten während meines Sportstudiums Trainerscheine in den Sportarten: Squash, Tennis, Fußball, Badminton, Ski und auch Schwimmen.

Was ursprünglich als Verdienst neben des Studiums anfing, hat sich dann als spätere Berufung durchgesetzt. Mir gefiel es schon immer, anderen – sowohl Erwachsenen als auch Kindern – Sporttechniken zu vermitteln. Der anschließende Erfolg verbunden mit dem Spaß an der Sportart Schwimmen war der Antrieb meiner Tätigkeit. Eine Zeit lang habe ich auch als Dozent an der TU Dortmund im Bereich Eltern-Kind-Schwimmen, sprich Babyschwimmen gearbeitet und dabei Studenten den Umgang mit Kleinkindern im Wasser erklärt.

Mein persönlicher Anfang mit dem Schwimmen war dabei gar nicht so erfolgreich. Als Vierjähriger brauchte ich lange, bis ich zum ersten Mal vom Beckenrand springen wollte. Meinen damaligen Trainern hat es einige Nerven gekostet, mich zu ermutigen, diesen «großen Schritt» zu machen. Anschließend lief es dann langsam besser. So konnte ich in der Disziplin Brustschwimmen einige kleinere Erfolge erzielen.

 

Wie gehst du vor, wenn du kleinen Kindern das Schwimmen beibringst? Was ist dabei besonders zu beachten? Wie schaffst du es, Kindern das Schwimmen zu lehren, die Angst vor dem Wasser haben?

Gerade bei Kleinkindern ist es wichtig, ihr Vertrauen zu gewinnen. Das funktioniert recht gut, wenn man in der ersten Übungsstunde damit anfängt, sich vorzustellen und den Kindern auch die Möglichkeit bietet, sich vorzustellen – natürlich findet das alles schon im Wasser auf dem Treppenrand statt, damit das Eis schmilzt. Anschließend beginnt man im flachen Wasser mit leichten motorischen Übungen, die den Kindern Spaß machen und uns Schwimmlehrern zeigt, ob und wo Ängste vorhanden sind. Auch inwiefern sich die Kinder mit dem Schwimmen auskennen, offenbart sich.

Es wird immer Kinder geben, die auch nach dieser Einführung großen Respekt vor dem Wasser haben. Diese Kinder muss man auch anschließend – ab der zweiten Stunde – im tieferen Wasser unterstützen, indem man sie führt und dabei durch unterschiedliche Haltetechniken sichert. Zudem geben Schwimmflügel die nötige Sicherheit. Nach und nach fühlen sich die Kinder sicher und ihr Selbstvertrauen wird gestärkt. Auch der Erfolg, durch die richtige Technik im Wasser vorwärts zu kommen, gibt den Kindern die Kraft, Ihre Ängste zu überwinden.

 

Welches Utensil oder Hilfsmittel benutzt du bei deinem Schwimmunterricht am liebsten und warum? Wie wird es eingesetzt?

Ich arbeite schon seit jeher mit Schwimmflügeln und lasse mich auch heute aus folgenden Gründen nicht davon abbringen: Wir arbeiten in meiner Schwimmschule mit sehr kleinen Kindern. Das heißt, ich nehme Kinder schon ab drei Jahren in meinen Kursen auf. Diesen Kindern fehlt oft – unter anderem aufgrund ihres Alters – der Mut und das Selbstvertrauen. Dementsprechend müssen sich diese Kinder sicher im Wasser fühlen. Das gelingt nur, wenn sie professionell gesichert sind. Diese Sicherung darf aber so wenig wie möglich die Bewegung der Kinder einschränken oder ihre Wasserlage verfälschen. Schwimmwesten oder Ringe, die am Oberkörper oder Hüfte angelegt werden, würden den Kindern eine total veränderte Wasserlage vermitteln, was dazu führt, dass sie nach Ablegen dieser Utensilien, sich komplett neu ausrichten müssten. Zum Beispiel hängt ohne diese Hilfsmittel oft der Po tiefer im Wasser, da die Kinder nicht gelernt haben, durch Kontraktion der Bauch- und Rückenmuskulatur Körperspannung zu erzeugen, um ein leichtes Hohlkreuz zu bewirken. Der Grund ist: Die Schwimmhilfen am Körpermittelpunkt haben ihnen diese Arbeit abgenommen. Die Schwimmhilfen sollten deswegen so weit wie möglich, vorne am Körper angelegt werden. Schwimmflügel sind deshalb ein ideales Utensil. Eine Schwimmnudel würde wie die Schwimmflügel zwar auch funktionieren – wir nutzen sie allerdings in den Anfängerkursen nicht, da wir in Kleingruppen arbeiten und bei einem Wegrutschen der Schwimmnudel bei mehreren Kindern gleichzeitig könnten wir keine Hilfe rechtzeitig leisten.

Wenn unsere Schüler die Bewegungen, sprich den Armzug und den Beinschlag automatisiert haben, fangen wir an, die Luft aus den Schwimmflügeln zu nehmen oder diese komplett abzulegen. Bewegungen zu automatisieren bedeutet, dass das Kind auch in Stresssituationen – Wasser spritzt ins Gesicht oder man ist kurz mit dem Mund unter Wasser – ohne groß darüber nachzudenken, den technisch richtigen Armzug oder Beinschlag macht. Ist das der Fall, kann ein Kind sich für die Seepferdchen-Prüfung anmelden. Auch nach erfolgreichem Abschluss dieser Prüfung sollten die Kinder weiter schwimmen, um Sicherheit und Routine zu erlangen.

 

Welche Schwimmkurse werden angeboten? Wie ist der Ablauf und was kosten sie? Ab welchem Alter können Kinder am Schwimmunterricht teilnehmen?

Wir bieten drei verschiedene Schwimmkurse an. Der Anfängerschwimmkurs ist für sehr junge Kinder ohne Vorerfahrungen optimal. Hier werden Kinder ab drei Jahren aufgenommen. Voraussetzung ist, dass sie sich im Wasser wohlfühlen und Spaß haben. In diesem Kurs wird sehr strukturiert vorgegangen. In der Sportbewegungslehre «Methodik und Didaktik» sagt man nämlich: vom Leichten zum Schweren, vom Einfachen zum Komplexen. Deshalb beginnen wir nach der Kennenlernstunde, sprich der Einführungsstunde mit dem Gleiten, sprich dem Abstoßen vom Beckenrand und üben zudem, gestreckt auf dem Wasser zu liegen. Dann folgen Armzug und Beinschlag, bevor wir mit der Koordination weitermachen, die aus beiden Bewegungen besteht. Die Zielsetzung in diesem Kurs ist, das Seepferdchen-Abzeichen zu erlangen.

Als nächstes bieten wir einen Technikkurs für Kinder an, die schon Vorerfahrungen mitbringen, weil sie bereits einen Schwimmkurs in meiner Schwimmschule oder auch woanders absolviert haben. An diesem Kurs können aber auch Kinder teilnehmen, die bereits ein gewisses Alter erreicht haben, das ihnen erlaubt, recht schnell Fortschritte zu machen. Die Schüler in diesem Kurs sind zwischen fünf und sechs Jahren alt, je nach Absprache. In diesem Kurs beginnen wir direkt ohne Einführungsstunde mit dem Schwimmen, anfänglich mit Schwimmflügel, und korrigieren das Kind währenddessen. Auch in diesem Kurs ist die Zielsetzung das Seepferdchen-Abzeichen zu erwerben.

Der dritte Kurs ist der Fortgeschrittenenkurs, der auf das Jugendschwimmabzeichen Bronze, Silber und Gold abzielt. Hier werden Kinder unterrichtet, die mindestens das Seepferdchen-Abzeichen haben und in Richtung Jugendschwimmabzeichen Bronze gehen möchten – oder dieses Abzeichen schon haben und die Silber- oder Goldmedaille haben wollen. Wir rechnen immer mit maximal sechs Kinder pro Schwimmlehrer, wobei immer ein bis vier Schwimmlehrer im Wasser sind, je nach Anzahl der Kinder im Kurs.

Jeder Kurs beinhaltet zehn Unterrichtseinheiten à 45 Minuten und kostet 130 Euro. Stunden, die wegen Krankheit, wichtige Termine, Urlaub oder sonstiges ausfallen, können innerhalb eines Jahres nachgeholt werden. Eltern können als Begleitpersonen kostenlos ihre Kinder ins Bad begleiten, beim Umziehen helfen und auch zuschauen.

 

Der Weg war quasi vorgegeben

Wie Norbert Benz erzählt, hat er schon sehr früh damit begonnen, andere in diversen Sportarten zu unterrichten. Mit 16 Jahren hat er in Kiel seinen Windsurflehrer-Schein beim VDWS gemacht und in den Ferien als Surflehrer gearbeitet. Anschließend erwarb er an der Uni weitere Trainerscheine. Somit ging der Weg schon recht früh in Richtung Sportlehrer. Für die Schwimmschule sind rund zehn Schwimmlehrer tätig. Dabei handelt es sich meisten um Sportstudenten, die auf Honorarbasis arbeiten.

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