Viele Menschen denken bei Kampfsport zuerst an die Möglichkeit, sich selbst zu verteidigen. Häufig werden deshalb dann auch nur zeitlich begrenzte Kurse besucht, in der Annahme, es genügt, einmal die Techniken zu erlernen. Doch so funktioniert das leider nicht. Um in einer Gefahrensituation richtig reagieren zu können, braucht es regelmäßiges Training, damit die Bewegungsabläufe wirklich verinnerlicht werden. Aber das ist nicht der einzige Grund, zum Beispiel Karate, im Verein zu trainieren. Die soziale Komponente des Vereinslebens ist nicht zu unterschätzen. So ist besonders Karate für Kinder auch eine Möglichkeit, neue Freunde zu finden, emotional zu wachsen und auch gegenseitigen Respekt zu lernen.
Wir haben darüber mit Marion Hornung gesprochen. Vor 65 Jahren in Berlin geboren, kam sie durch die Liebe zum Karate. Ihr Mann Jürgen Hornung, Polizeibeamter i. R. und ehem. Angehöriger des SEK Berlin, Ausbilder der Spezialeinheiten und Leiter des polizeilichen Einsatztrainings im Landeskriminalamt Berlin, betreibt seit 1969 Karate und hat sie mit sie mit seiner Leidenschaft begeistert. Gemeinsam hatten sie die Traum, ihr Hobby auch zum Beruf zu machen, was aber ein weiter Weg war und dann auch durch einen glücklichen Zufall erst realisiert werden konnte.
Ursprünglich hat sie als Kauffrau in der Wirtschaft gearbeitet, wo sie auch viel Kontakt zu Sportanlagenbetreibern für Bowling, Tennis, Squash und Badminton hatte und hat zudem Tai Chi unterrichtet. Als sie dann Räume suchte, um auch vormittags Tai Chi anbieten zu können, fand sie die perfekten Räume, die zwar nur für Tai Chi zu groß sind, aber für die Kombination mit einer Karateschule ideal. So entstand die Budo Akademie Berlin und ist nach und nach immer größer geworden.
Marion Hornung hat inzwischen den 5. Dan erreicht, Jürgen Hornung den 9. Dan. Entsprechend hoch die Qualität des Trainings. So haben sie bereits eine Vielzahl von Dan-Trägern ausgebildet, auch Junior-Dan und waren mit ihren Teams auch bei Wettkämpfen sehr erfolgreich. Ihre Schülerinnen und Schüler errangen über 2.100 Platzierungen, davon über 600 erste Plätze. Da sie mit der Schule ihren Traum verwirklicht haben, trainieren sie auch weiterhin selber.
Obwohl es nicht geplant war, dass die Budo Akademie Berlin so groß wird, sind sie heute sehr glücklich über diesen Verlauf und wie gut die Kombination funktioniert, die unter dem Motto steht: „Sonnenaufgang mit Tai Chi – Sonnenuntergang mit Karate“.
Ich habe meinen Mann 1973 kennen gelernt und er betrieb damals schon Karate. So wurde ich „Mitläufer“. Auf Turnieren begleitete ich erst ihn und dann später seine Schüler. Das ging so weit, dass ich diese betreute, während er als Kampfrichter eingesetzt war.
Karatetraining wird mehrheitlich von Kindern und Jugendlichen betrieben; Erwachsene machen nur rund 1/3 unserer Mitglieder aus.
Kinder werden ab 3 Jahre aufgenommen und auch Ältere haben bei uns eigene Trainingseinheiten. Wegen dieser speziellen Gruppen gibt es Monats-, 1/2-Jahres und Jahresverträge. Bei rund 50 € beginnen die Preise für 2 x wöchentliches Training
Spaß am Unterrichten und Neugier auf Neumitglieder bzw. Neugier auf die Fortschritte der Sportlerinnen und Sportler.
Selbstverteidigung haben wir selten angeboten, weil nur regelmäßiges Training Erfolge in Notfällen bringt. Bei einem Lehrgang werden nur einzelne Techniken zur Abwehr oder z. B. Hebeltechniken gelehrt, die man aber schnell verlernt.
Beim Karatetraining werden Distanz, Reaktionsfähigkeit, Körperhaltung, Abwehr- und Kontertechniken immer wieder trainiert, sodass es zu einer Automatisierung der Bewegungen für den Ernstfall kommen würde.
Außerdem fehlen bei einem Lehrgang die sozialen Kontakte. Beim regelmäßigen Training lernt man neue Leute kennen und es sind hier schon viele neue Freundschaften unter den Sportlerinnen und Sportlern entstanden.
Gerade bei Karate für Kinder geht es nicht nur um den reinen Sport und auch nicht nur um den Gewinn von Pokalen. Sicher ist das körperliche Training wertvoll und der Wettkampf interessant, um den Ehrgeiz zu fördern, aber noch wichtiger ist, dass Kinder durch das Training ihre Fähigkeiten in ganz unterschiedlichen Bereichen besser entwickeln können, die dann auch in anderen Lebensbereichen von Vorteil sind. So fällt es ihnen zum Beispiel leichter zu lernen und mit Konfliktsituationen umzugehen. Wir danken Marion Hornung für dieses Gespräch und den Einblick in ihre Arbeit.