Viele Menschen kommen im Laufe ihres Lebens mit physiotherapeutischen Methoden in Kontakt. Auch in fernöstlichen Ländern wird auf die Heilung und Stärkung des Körpers durch Massagen und Berührungen gesetzt. Eine bestimmte Form, die in Japan zur klassischen Physiotherapie zählt, ist Shiatsu. Was übersetzt so viel wie “Fingerdruck” bedeutet, ist eine Therapieform, bei der der Klient nur mit Hilfe einer energetischen, ganzheitlichen Körperarbeit, welche viel mehr ist als nur Fingerdruck, behandelt wird.
Carola McLaren lebt seit 30 Jahren in Augsburg und ist mittlerweile im erfahrenen Alter von über 50 Jahren. Entsprechend reichlich sind ihre Erfahrungen in den Höhen und Tiefen des Lebens. Sie blickt auf eine langjährige Berufserfahrung im Klinik- und Pflegebereich zurück. Durch ihr Interesse an der Fußreflexzonen-Massage kam sie vor einigen Jahren zum Shiatsu. Sie liebt die Arbeit mit und am Menschen und stellt dabei hohe Ansprüche an sich selbst. Über ihre Faszination von der Wirksamkeit des Shiatsu entwickelte sich ihre Leidenschaft dafür.
Drei Jahre lang absolvierte sie eine fundierte Ausbildung am Europäischen Shiatsu Institut in München, Zürich und Berlin Fürth. Im Zuge einer Fachfortbildung befasste sie sich mit Shiatsu für Kinder und ältere Menschen, sowie der Arbeit an Gelenken und dem Prinzip des mobilen Shiatsu. Ein internationales Netzwerk von Shiatsu-Praktikern unterstützt sie in ihrer Arbeit mit Kongressen, Fachtagen und der Möglichkeit zum Austausch. Seit 10 Jahren arbeitet Carola McLaren in ihrer eigenen Praxis in Augsburg als Shiatsu Praktikerin. Parallel dazu bietet sie körperorientierte Psychotherapie und Traumatherapie mit Shiatsu als Interaktion an. Hinzu kommt Öffentlichkeitsarbeit auf Messen, an Schulen oder den Japantagen in Augsburg – zum Beispiel der Shiatsu-Pavillon beim Japanischen Frühlingsfest im Botanischen Garten in Augsburg.
Im Leben wird man von Themen, Dingen und Zielen förmlich angezogen. Mit Shiatsu war es bei mir vor vielen Jahren genauso. Nach den ersten Ausbildung-Abschnitten ist man begeistert, später staunt man, wie umfassend das Thema ist. Shiatsu lernt man zuerst, dann lebt man es. Es hat immer auch damit zu tun, wie man mit Menschen in Beziehung geht, welche Haltung man hat und wie präsent man in der Behandlung sein kann. So begleitet einen diese Therapieform, weil sie auch eine Philosophie ist. Ich habe in diesen Jahren meine Handschrift gefunden und habe gelernt, dazu zu stehen.
Unser Körper ist in seiner Gesamtheit immer in Bewegung und daran interessiert, ein inneres Gleichgewicht zu haben. Dieses werden wir nie optimal erreichen. Sollte das Ungleichgewicht jedoch sehr groß sein und sich manifestiert haben, entsteht Leidensdruck oder Krankheit.
Wir schauen beim Shiatsu mit unseren Händen und blicken entlang der Meridiane – neugierig, aber nicht wertend. Wie ist die Körperhaltung, wie beweglich sind die Gelenke, wie durchgängig ist der Körper, wenn wir dehnen. Wir erspüren das Ungleichgewicht, regen an, lockern, bewegen und beruhigen – dann hat der Körper die Gelegenheit zu reagieren, sich selbst zu helfen und auszugleichen. Das spürt der Klient sofort, es löst Muster und gibt die Chance auf einen Neuanfang – ein Weitermachen mit dem Gefühl, dass es wieder besser werden kann.
Shiatsu ist Handarbeit, keine Maschine kann eine Individualität des Menschen erfühlen. Deshalb ist jede Behandlung ein Unikat! Am Körper gibt es muskuläre, anatomische und energetische Unterschiede. Man behandelt mit den Daumen, der Handfläche, den Knien oder dem Ellenbogen mit dem Ziel, den Körper zu erreichen. Der Klient liegt bekleidet auf einem Futon am Boden, auf einer Liege oder auf einem Behandlungsstuhl – auch das ist individuell. Es wird immer der ganze Körper behandelt, denn der Mensch besteht ja nicht aus einzelnen Abschnitten. Das ist alles, was man zum Shiatsu braucht – außer Ruhe und Zeit, um die Behandlung wirken zu lassen.
Das Zauberwort beim Shiatsu ist die Qualität der Berührung. Man lernt, wo und wie man Zugang zu den tieferen energetischen Regionen, den Nervenbahnen des Körper findet. Ähnlich der Akupressur, beziehungsweise der Akupunktur. Das geschieht aber nadelfrei mittels beider Hände, durch ein Lehnen und Sinken und einer gesunden Balance zwischen Klient und dem Behandelndem. Es sollte sich für den Klienten als wohltuend und richtig anfühlen, aber nicht wie ein bloßes Auflegen der Hand. Ein sanfter Druck, der ankommt und an eine Grenze stößt, aber weder körperlich noch psychisch über diese hinausgeht. Wenn der Klient halten oder anspannen muss und wenn es sich nach Arbeit anfühlt, ist es falsch. Ein entspannter, wertgeschätzter, nicht überforderter Mensch ist bereit für positive Veränderung. Präsente Berührung und die innere Haltung sind genauso wichtig beim Shiatsu wie theoretische Kenntnisse. Deshalb kann man Shiatsu eigentlich nicht als Massage bezeichnen. Vielleicht als eine Mischung aus Akupressur, manueller Physiotherapie und der Philosophie der Traditionellen Chinesische Medizin. Nicht umsonst ist in Japan Shiatsu als Teil der klassischen Physiotherapie anerkannt. Aber ein „Selbst Erfühlen“ ist wohl immer besser als die beste Erklärung!
Beim Shiatsu dreht sich viel um das Erspüren des eigenen Körpers und der Berührungen des Behandelnden. Dabei ist es von großer Wichtigkeit, dass man sich darauf einlässt und innerlich zur Ruhe kommt. Ein angespannter Körper ist resistent gegen die heilende Wirkung der Berührungen. Da nur mit wenig Druck gearbeitet wird, ist es wichtig, den eigenen Körper bewusst wahrzunehmen, um Reaktionen und Veränderungen spüren zu können. Gelingt das, kann Shiatsu in Bezug auf viele Probleme wirksam sein.