In den Tango ist Stefanie Pla Pérez ganz leichtfüßig hinein getanzt. Wie uns die 43-jährige Bonnerin erzählt, habe sie während ihrem klassischen Gesangsstudium aus Neugierde einen Anfängerkurs besucht. Ehe sie sich versah, war sie schon Assistentin des Tanzlehrers Jost Budde, ihr heutiger Tangopartner und Kollege. Vom ersten Moment an war Stefanie fasziniert von diesem sehr feinfühligen Tanz …
Mittlerweile ist Stefanie seit über 20 Jahren Tangotänzerin und Tangolehrerin am tanzhaus nrw Düsseldorf u.a., wobei sie auch in verschiedenen Projekten rund um das Thema argentinischer Tango (mehr unter www.go-tango.com) arbeitet. Neben den regelmäßigen Kursen und Wochenendworkshops mit den Kollegen Jost Budde, Andrea Stegmaier und Mareike Focken organisiert sie außerdem weitere „Go Tango“-Kurse und Workshops an anderen Orten, manchmal auch mit Spezialthemen wie z.B. Tango meets Pilates. Überdies ergeben sich immer wieder interessante Bühnenprojekte, private oder öffentliche Showanfragen oder auch ungewöhnliche Events wie z.B. ein Fernsehgastspiel bei der bekannten ZDF – Krimiserie SOKO Köln (Tango/Enthüllung).
Ganz nach dem Prinzip Learning by Doing schlüpfte Stefanie also in die Rolle der Lehrerin, absolvierte eine private Tanzausbildung in Ballett, Jazz, Musical und zeitgenössischem Tanz
und konnte in den folgenden Jahren durch intensives Training in ganz Europa sowie Buenos Aires viel Erfahrung sammeln. Parallel zum Tango arbeitete sie einige Jahre als Opernsängerin und Darstellerin auf verschiedenen Bühnen. – Bald gehörte aber ihre ganze Leidenschaft dem Tango.
Den argentinischen Tango habe ich hier in Deutschland kennengelernt, meinen ersten Workshop besuchte ich als Teilnehmerin 1997 bei meinem jetzigen Tangopartner und Kollegen Jost Budde in Düsseldorf.
Seit über 20 Jahren verfolge ich nun die Tendenzen der Musik und des Tanzes, wie er in Europa erlebt wird. Bei meinen Aufenthalten in Buenos Aires stellte ich allerdings fest, dass der Tango dort noch ganz andere Facetten zeigt, weil er an fast jeder Straßenecke, in jeder Bar, in jedem Autoradio eines Taxifahrers präsent ist. Auch die Kultur dort, wie Männer und Frauen, ob alt oder jung, miteinander umgehen, ist anders als hier und hat sicherlich Einfluss auf ein vielleicht anderes Erleben des Tangotanzes. Allein die Tatsache, dass dort sich jeder bei einer zufälligen Begegnung offen in die Augen schaut, ist etwas, was wir hier etwas trainieren müssen, weil die Mirada (der Blick) und der Cabeceo (das Auffordern) Teil des Tangotanzes ist und uns Deutschen häufig etwas Überwindung kostet. Und natürlich bleibt uns als Nicht-Muttersprachler bei den gesungenen Tangos ein Anteil des Tango-Phänomens verborgen. – Auch das macht sicherlich einen Unterschied aus.
Aber das Tolle ist, dass der argentinische Tango so unglaublich viele andere Facetten bietet, dass wirklich alle davon profitieren können, denn das Bedürfnis nach Umarmung und harmonische Bewegung mit Musik vereint letztendlich uns alle, egal aus welchem Land wir kommen.
Tango als sozialer Tanz für alle wird auf sogenannten „Milongas“ getanzt, das sind Tangotanzveranstaltungen, wo klassische Tangomusik auflegt wird, manchmal auch kombiniert mit modernen „Neo/Nontangos“ aus dem Bereich der bekannten Pop- und Weltmusik.
Neulinge treffen hier auf erfahrene Tänzer, um das gemeinsame Bewegen mit Musik immer wieder anders zu erleben. Jeder Tangotanz ist ein nonverbales Gespräch mit unvorhersehbarem Ausgang. Tango ist eine eigene Sprache mit Vokabeln und dazugehörender Grammatik und weil er überall auf der Welt präsent ist, kann man mit Kenntnis der wenigen Grundprinzipien mit völlig fremden Menschen ein „Gespräch“ führen, ohne die Landessprache zu kennen.
Als soziales Event ist er für alle gedacht, die Lust auf ein intensives Tanzerlebnis haben und ihrem Gegenüber für drei Minuten hundertprozentige Aufmerksamkeit schenken wollen. – So lange dauert ein Tangotanz im Schnitt!
Charakteristisch für den argentinischen Tango sind sicherlich die häufig getragenen hochhackigen Schuhe der Frauen, und es gibt viele Tänzer, die genießen, ihre elegante Kleidung auf den Veranstaltungen zu tragen.
Aber es gibt genauso viele Tänzer, die in bequemen Jeans und (Tanz-)Sneakers tanzen gehen, sodass man häufig eine bunte Mischung von allen Stilen auf der Piste sieht. Eine sicherlich gute Anschaffung ist, sich auf Dauer richtige Tanzschuhe anzuschaffen, wenn man sicher ist, dass man den argentinischen Tango häufiger tanzen möchte. Am Anfang braucht man im Unterricht im Prinzip nur Schuhe mit glatten Sohlen, um auf dem Vorderfuß drehen zu können. Die Absatzhöhe ist überhaupt nicht wichtig.
Echte Tangoschuhe und so genannte Tangomode, die vom Schnitt und den Stoffen her häufig sehr flexibel und angenehm in der Bewegung sind, bekommt man mittlerweile natürlich auch im Internet, wobei ich allerdings eine Beratung, Anprobe und einen Kauf vor Ort in einem spezialisierten Geschäft wie z.B. im Bandoneon bei uns in Düsseldorf vorziehen und auch jedem empfehlen würde.
Genauso wie es beim argentinischen Tango musikalische unterschiedliche Stile gibt (Tango, Vals im 3/4 Takt, die schnelle polka-ähnliche Milonga sowie moderne Neo/Nontangos) unterscheiden sich auch die Tanzstile. Jeder Tänzer bringt eine unterschiedliche physische Veranlagung mit und und kann je nach Musik, Tagesverfassung oder Partner auch während eines einzigen Tanzes von einem total innigen, ruhigen Miteinander in ein sportliches Tanzen übergehen.
Als rein sportliche Betätigung kann der argentinische Tango im Bereich des sozialen Tangos wohl weniger gelten, aber natürlich ist er, sobald man ihn auf die Bühne transferiert und Choreografien im Leistungssport tanzt, sicherlich Letzterem zuordnen. Trotzdem fördert er als sozialer Tanz bestimmte körperliche Regionen: Er trainiert das Gleichgewicht, die Achse durch eine bestimmte Art des Gehens und Stehens, Flexibilität, Torsion/Rotation im Bereich der Brustwirbelsäule und fordert ein hohes Maß an Durchlässigkeit in der gesamten Muskulatur und den Gelenken. Daher ist dieser Tanz für fast jede Altersstufe geeignet, denn jeder, ob alt oder jung, mit oder ohne körperlicher Einschränkung, sucht sich den passenden Schwerpunkt.
Tango hält immer etwas Aufregendes bereit. Daher wird auch Stefanie durch den Austausch mit Kollegen, durch verschiedene Fortbildungen und den Unterricht nie langweilig. Auch wenn es kulturelle Unterschiede gibt, hält der argentinische Tango so viele Facetten bereit, sodass jeder etwas damit anfangen kann. So kann man sich schnell einmal wie Stefanie in die Rhythmen und harmonischen Bewegungen dieses Tanzes verlieben. Gedacht als soziales Event, ist Tango einfach für alle frei zugänglich, die gerne intensive Tanzerfahrungen machen wollen.