Der Orientalische Tanz übt nach wie vor eine große Faszination. Auch in Westeuropa ist man von den exotischen Rhythmen angetan und es entstehen immer neue Trends, die etwa den Bauchtanz (wieder-)aufleben lassen. Auch Mustafa Roshan weiß davon zu berichten: Der 43-Jährige wurde in Bernau bei Berlin geboren und lebt im kleinen Örtchen Wandlitz. – Hier findet er die Schönheit der Natur, aber auch das bunte Treiben in der nahegelegenen Stadt. Multikulturelles sei aber auch am Land gefragt, erzählt uns Mustafa, daher habe er auch hier sein Studio und biete neben Bauchtanz die Stilrichtungen Bollywood, Persische Folklore, Latin Lady Solo und ZUMBA allwöchentlich an.
Bereits als 8-Jähriger hat der heutige Alleinunternehmer zu tanzen begonnen und sein Talent wurde schnell entdeckt. – Schon bald wurde das Tanzen sein Leben. Die berufliche Laufbahn verlief aber zunächst in eine andere Richtung: Er absolvierte eine schulische Ausbildung als Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft und machte seinen Zivildienst in einer Einrichtung für geistig behinderte Menschen. – Hier tanzte Mustafa das erste Mal vor Publikum.
Nachdem er sich als Webdesigner nicht selbstständig machen konnte, beschloss er, EDV-Kurse und später Bauchtanzkurse an der Volkshochschule zu geben. Bei einem alljährlichen Tanzfestival in Berlin dann der große Durchbruch: Von nun an tanzte Mustafa in ganz Deutschland, in der Schweiz, in Österreich und auch in Ägypten.
1995 reiste ich das erste Mal nach Ägypten. In Kairo in einem Hotel spielte eine Liveband. Und keine Tänzerin war gebucht worden. Unser Reiseleiter forderte uns daher auf, einfach zu tanzen und er fragte, woher ich das so gut könne, ich wäre so locker in den Hüften. Am nächsten Tag im Bus lief Partymusik und wir tanzten im Bus und ich war infiziert. Ich kam zurück und im ZDF startete eine Bauchtanzreihe und ich lernte die Moves. Jedes Jahr flog ich nach Ägypten und dort vor Ort waren gute Shows mit Livemusik und tolle Tänzer. Ich schaute und lernte und wurde dort immer aufgefordert, mitzutanzen und alle waren fasziniert von dem kleinen, knuffigen Deutschen, der orientalisch tanzt.
Ursprung des Bauchtanzes ist das alte Ägypten. Durch die Pygmäen und Afro-Völker, die
dort versklavt wurden und ihre Wurzeln mitbrachten, hat sich der Tanz dort entwickelt. Die hohen Priesterinnen tanzten zum Gefallen der Pharaonen und für die Götter. Durch die vielen Kriege und Eroberungen der Griechen oder Perser ging der Tanz natürlich auch mit auf die Reise und bekam weitere Einflüsse aus den Kulturkreisen und Folklore. Man sagt, der Tanz ging bis nach Indien und kam dann wieder zurück.
Im Osmanischen Reich wurde es den Frauen verboten, öffentlich zu tanzen. Sie tanzten nur im Harem, in der Öffentlichkeit aber tanzten dann junge feminine Männer. – Und sie gaben ihren Teil an den Tanz dazu.
Wie hat er seinen Weg nach Westeuropa gefunden? – Im 17./18, Jh. kam der Tanz nach Europa, nach Paris. Durch die Zigeuner und am Hofe hieß es dann Bauchtanz, weil der Nabel nicht bedeckt war und die Hüften sich bewegten.
Ab den 1970er Jahren kam dann ein richtiger Boom und viele Frauen entdeckten in den Bauchtanzkursen ihre Weiblichkeit neu. Damals war es eher spirituell und man wollte seine Göttin in sich finden. Durch Tarkan und Shakira wurde aber dann ein Tanztrend ausgelöst. Man wollte zur Musik tanzen lernen und viele machten Urlaub in der Türkei und in den arabischen Ländern, waren fasziniert von der Musik. Aber auch, weil Frau tanzen lernen konnten, ohne einen Tanzpartner zu benötigen: Tanzen mit Freundinnen war das Ziel, Spaß an Bewegung und sich fit fühlen, Blockaden lösen und 90 Minuten lang einfach mal Frau sein dürfen.
Ein traditionelles Bauchtanzoutfit gibt es nicht wirklich. Tanzt man den klassischen Stil, der 1930 in Kairo entstand, der Ballet und ägyptische Folklore beinhaltet, trägt man viel Glitzer und Walle-Walle-Röcke, wie man das so kennt. Es gibt aber auch Unterschiede: Kairo-Kostüme sind heute eher aus Lycra und Schlauchröcke mit Schlitz und viel Strass. Libanesische Kostüme sind sehr opulent, viel Fransen, Glitzer und mehrlagige Walle-Walle-Röcke.
Tanzt man Folklore, passt man das Kostüm natürlich der Folklore an, z.B. geschlossene Kleider oder Kaftane und Pumphosen. Meine Kostüme hab ich selber kreiert und meine türkische Schneiderin hat sie für mich dann fertiggestellt. Leider lebt sie nicht mehr und fehlt uns arg in Berlin – als Mensch und tolle Schneiderin.
Ich tanze als Mann und möchte auch so wahrgenommen werden. Es gibt natürlich auch Tänzer, die sich in einem weiblichen Kostüm wohlfühlen und damit tanzen. Ich aber tanze als Mann mit Hose und Top, das natürlich glitzert und auch Fransen hat. Das Kostüm passe ich selbstverständlich auch dem Musikstil und der Richtung an: Ist es folklorelastig, denn ist auch mein Outfit Folklore.
Meine Kurse, egal ob Bauchtanz, Latino oder Bollywood, sind gleich aufgebaut:
Warm Up, eintanzen und warm werden, ca. 15-20 Min. Im Warm Up teste ich auch schon mal neue Moves oder Kombis.
Dann folgt das Erklären der Technik von neuen Moves, Kombis oder Rhythmuskunde und auch mal Theorie, woher kommt ein Tanz oder ein bestimmter Move. Das sind ca. 30 Min.
Dann Choreografie-Training: Es wird mit der Gruppe eine Choreo erarbeitet, die dann ständig wiederholt wird und wenn es sitzt, kommt die nächste Kombi, bis die Choreo fertig ist. Dafür sind auch immer so 30 Min. angesetzt.
Zum Abschluss noch mal ein Fun Song und leichtes Cool Down und Dehnen. Je nach Niveau der Gruppe ist natürlich der Aufbau unterschiedlich. Wenn die Gruppe 2-3 Choreografien gelernt
hat, tanzen sie diese auch nach dem Warm Up durch.
Talent und Leidenschaft haben Mustafa zu seiner heutigen Berufung geführt. Das Multikulturelle hat ihn schon immer begeistert und er gibt sein Wissen und Können gerne an seine Schüler weiter. – So versteht er sich auch als Mittler zwischen verschiedenen Kulturen und pflegt einen weitverzweigten Freundschaftskreis. In den Kursen bietet er eine Reihe verschiedenster Tanzstile an, beginnend mit einem Warm Up, Technikeinführung, Choreografie-Training und abschließend mit einem Fun Song und leichtem Cool Down.