Trauredner ist ein Beruf, der in der Gesellschaft nur wenig bekannt ist. Damit der schönste Tag im Leben für das Brautpaar perfekt wird, muss einiges organisiert werden. Dies kann schnell überfordernd sein oder es fehlen die nötigen Kontakte, um die perfekten Musiker oder den perfekten Fotografen zu finden. Als Trauredner besitzt man nicht nur Kenntnis darüber, wie eine freie Trauung am besten abzuhalten ist, sondern kann auch auf ein Netzwerk an Personen zurückgreifen, die rund um eine Hochzeit eingesetzt werden können, um diese perfekt werden zu lassen. So trägt man maßgeblich zu einem Event bei, an das sich das Brautpaar noch lange gern zurückerinnert.
Rainer Kapellen ist 56 Jahre alt und wurde in Ravensburg geboren. Er studierte Verwaltung und absolvierte zusätzlich eine Ausbildung als Heilpraktiker begrenzt auf das Gebiet der Psychotherapie mit Berufszulassung. Seit 2018 ist er auch zertifizierter Business-Trainer 4.0 nach DIN. Er war 30 Jahre Rathauschef, zuletzt Oberbürgermeister. Darunter war er auch über 10 Jahre als Standesbeamter tätig. 2018 kandidierte er nicht mehr für eine weitere Amtszeit und bewahrte sich die Dinge aus seinem bisherigen Berufsleben, die ihm besonderen Spaß machen.
Er hat sich selbstständig gemacht und bietet seither seinen Kunden in Trainings, Seminaren und Coachings Unterstützung an – speziell im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung, Stressmanagement und Burnout-Prävention. Als Speaker und Freier Redner hält er Freie Trauungen ab. Zu seinem Team gehören ein paar weitere Kleinunternehmer und Freelancer, die ihm von Fall zu Fall helfen.
Meine erste Hochzeit „geplant“ habe ich in den 90er Jahren, vor über 25 Jahren. Ich war schon eine Weile Standesbeamter, da ist die Planung als solche doch stark „reglementiert“. Dazwischen kam aber die Anfrage eines Piloten eines naheliegenden regionalen Flughafens, aus Imagegründen für die Fluglinie eine Trauung über den Wolken durchzuführen. Gesagt getan – alle Gäste ins Flugzeug, dazu großes mediales Aufkommen von RTL über SAT1, BILD bis hin zu regionalen Medien und die Trauung über Bordmikrofon über den Schweizer Alpen. Die „empörte“ Dienstaufsicht konnte beruhigt werden mit dem Hinweis, dass vorab eine standesamtliche Trauung nach den gesetzlichen Vorgaben stattgefunden hatte. Das hat unwahrscheinlich viel Spaß gemacht und ist immer in meinen Gedanken geblieben – und hat sich jetzt nach Ende meiner Amtszeit wieder realisieren lassen.
Jede Trauung bietet etwas ganz Tolles und Einzigartiges – sei es auf einem Felsvorsprung in den Allgäuer Bergen, auf einem Floß, am Ufer eines Sees, im Schloss oder wie unlängst mit einem Brautpaar für die TV-Hochzeitsserie „4 Hochzeiten und eine Traumreise“ auf VOX (Ausstrahlung am 12.09.2019, ab 16 Uhr), als wir am Donauufer mit dem mächtigen Schloss der Hohenzollern im Hintergrund eine wunderbare Zeremonie gemacht haben. Aber auch die „vermeintlich gewöhnlicheren“ Trauungen sind alle einzigartig und machen Spaß, wie vor kurzem im Garten der Oma mit mächtigen Bäumen und rund 300 Gästen.
Es handelt sich ja um den wichtigsten Tag im gemeinsamen Leben, und wenn man daran zurückdenkt, sollte alles in guter Erinnerung sein. Deshalb halte ich es für außerordentlich wichtig, jemanden mit Erfahrung und Souveränität – zum einen in der Organisation und Durchführung, aber auch als Redner als Partner an seiner Seite zu wissen. Ich selbst habe über 3.000 Reden zu allen möglichen Anlässen zum Teil vor bis zu 2.000 Zuhörern gehalten. Es können so schnell Unwägbarkeiten auftreten, Ungewöhnliches passieren – Regen oder Sturm bei einer Trauung im Freien, glitschige Felsvorsprünge, Stromausfall, Musiker fällt aus – und dann ist es gut, wenn jemand da ist, der dem Brautpaar in dieser Situation hilfreich und ruhig zur Seite stehen kann.
Ich sage meinen Brautpaaren immer: „Für diese eine Stunde der Zeremonie müsst ihr euch keine Gedanken machen.“ Das ist alles im Vorfeld besprochen, abgestimmt mit den Beteiligten, jeder weiß um seine Rolle. Wir sind da alle ein großes Team für diesen Tag und auf jede mögliche Situation vorbereitet. Und deshalb machen wir auch immer einen Vorort-Termin, egal wo er ist. Wir spielen in Gedanken die ganze Zeremonie durch, wissen wie die Bodenbeschaffenheit ist, ob die Stühle gerade stehen, ob die Bäume bei Wind rauschen, woher die Sonne kommt und vieles mehr.
Natürlich hat man seine Lieblingspartner, aber in den allermeisten Fällen organisiert das Brautpaar eigene Vertraute, sei es den Fotografen, die Musik, oder den Blumenschmuck. Zumeist hat das Brautpaar auch zuerst die Location ausgesucht und gebucht – und kommt erst dann zum Trauredner. Durch die unterschiedlichen Orte der Trauzeremonien ist es auch schwierig, mit einem festen Stamm an Firmen zu arbeiten. Das wären zum Teil große Entfernungen und würde die Kosten sprengen. Aber selbstverständlich habe ich für alle Bereich eine Empfehlung.
Da gibt es keine Grenzen. Je mehr ich weiß, desto persönlicher kann ich natürlich die Zeremonie gestalten und die Traurede formulieren. Ich stelle fest, dass manche Brautpaare schon mit sehr konkreten Vorstellungen zu mir kommen, das ist schön und wir können schnell in die Detailarbeit einsteigen. In vielen Fällen fehlt aber den Paaren die Vorstellung darüber, was alles möglich ist. In Gesprächen und auch durch Impulse in Form von sogenannten Hochzeitsbriefen an meine Brautpaare versuche ich aber, so allmählich das herauszuarbeiten, was für mein Brautpaar am schönsten ist und nachhaltig in Erinnerung bleibt. Wir erstellen dann einen ersten Entwurf des Ablaufs und verfeinern diesen im Laufe unserer Zusammenarbeit immer mehr. Das geschieht alles in einer sehr vertrauten und persönlichen Atmosphäre.
Bei einer Hochzeit will alles im Voraus geplant werden, damit nichts schiefgehen kann. Trotzdem können Probleme am Hochzeitstag auftreten, mit denen man nicht gerechnet hat. Ein erfahrener Trauredner kann bereits durch eine vorherige Besichtigung der Location auf bestimmte Hindernisse oder Gefahren hinweisen, die einem unerfahrenen Brautpaar entgangen wären. Sollte am Hochzeitstag an sich trotzdem etwas schief gehen, macht er es zu seiner Aufgabe, das Problem ruhig und sicher zu beseitigen und das Brautpaar vor unnötigem Stress zu bewahren. Durch die Umsetzung der Wünsche und Organisation des Events gelingt so ein perfekter Tag ohne Komplikationen. Denn das Wichtigste ist, dass das Brautpaar glücklich ist und den Tag genießen kann.