Aikido ist die Kunst des Nichtkämpfens. Klingt erstmal komisch, doch dahinter steckt so einiges. Was genau wollten wir von Berliner Aikido Lehrer Michael Winter wissen. Im Interview befragten wir ihn zu seinem eigenen Hintergrund, der Philosophie des Aikido und wie man auf einen Angriff antwortet, ohne selbst anzugreifen.
do begonnen hat Michael Winter im Alter von 14 Jahren an der TU Berlin im Fachbereich Hochschulsport. Nun unterrichtet er die Kampfkunst selbst in seinem gemeinnützigen Verein in Berlin. Studiert hat er zwischendurch Politikwissenschaften.
Den Verein gibt es seit 1981, seit 20 Jahren nehmen auch Kinder und Jugendliche an dem Unterricht teil. Männer und Frauen im Alter von ca. Mitte 20 bis Mitte 5o lernen in dem Verein gemeinsam Aikido. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Berufen und sozialen Schichten, sowie mit und ohne Migrationshintergrund. Unterstützt wird der 59-Jährige von einem Schriftführer sowie einem Stellvertreter und einem Kassenwart.
In meiner Jugend war ich ziemlich aggressiv und wollte unbedingt Kampfsport lernen. Als ich 14 Jahre alt war, hat mich ein älterer Freund zum Aikido-Training mitgenommen. Das lief damals über den Hochschulsport der TU-Berlin und war kostenlos. Da man Aikido nur gut machen kann, wenn man ruhig, konzentriert und entspannt ist, musste ich mein bisheriges aggressives Verhalten langsam und stetig „abtrainieren“. Davon haben letztlich auch die Menschen profitiert, die außerhalb der Matte mit mir zu tun hatten. Da man in der Regel vom Aikido-Unterricht allein nicht leben kann, bin ich mit meinem Bruder im Immobilienbereich tätig.
Aikido ist eine Kunst des Nichtkämpfens und je nachdem wie jemand lebt, drückt er mit seinem Unterricht auch aus, was er unter Aikido im Alltag versteht. Insofern hat jeder Lehrer seine eigene Art zu unterrichten, weil jeder ein anderes Leben führt.
Man lässt einen Angriff erst ins Leere laufen, indem man nicht dort verbleibt, wo der Angriff hingeht. Fällt der Angreifer aufgrund einer nicht erwarteten Widerstandslosigkeit, dann ist er damit beschäftigt sich beim Fallen nicht zu verletzen und sieht somit von seiner ursprünglichen Intention mich anzugreifen ab. Im Aikido kreiert man vor dem Hintergrund von Kampfsituationen, deren Techniken in der Feudalzeit Japans entstanden sind, harmonische Situationen in denen mich niemand (mehr) angreifen will. So wird im Aikido aus Kampf Kunst. Damit ist Aikido nur für diejenigen geeignet, die inneren Frieden mit äußerem Frieden in Einklang bringen wollen. Das klingt in der Theorie vielleicht einfach, ist aber in der praktischen Umsetzung bzw. der Vorstellung davon nicht so leicht zu verstehen.
Man benötigt für das Lernen von Aikido eine geeignete Matte (Judomatte) zum Fallen, damit man sich nicht verletzt. Als Anzug nimmt man einen normalen weißen Judoanzug. Man unterscheidet nur zwischen Anfängern, die auf allen fünf Vorstufen (Kyu-Grade) einen weißen Gürtel tragen und Dan-Trägern, die einen schwarzen Gürtel sowie den traditionellen japanischen Hosenrock der Samurai (Hakama) tragen. Anzüge bekommt man entweder in normalen Sportgeschäften bzw. Kampfsportgeschäften.
Beide profitieren voneinander. Der Anfänger lernt vom Fortgeschrittenen die grundlegenden Bewegungsabläufe und der Fortgeschrittene muss sich auf eine zumeist neue Person einstellen, die er nicht kennt und deren Verhalten nicht allzu konditioniert ist. Dies erfordert ein hohes Maß an geistiger Flexibilität, weil man aufgrund der Andersartigkeit eines jeden Menschen die Techniken auch nicht immer exakt auf die gleiche Weise ausführen kann.
Nach dem Interview mit Michael Winter wissen wir, warum Aikido eine Kunst ist. Es geht eher um den inneren Kampf in jedem von uns und darum, entspannt und konzentriert zu sein. Dabei hilft der Dojo in Berlin.
Wir bedanken uns bei Michael Winter für das offene Gespräch und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg mit seinem Verein.