Maximilian Buschmeyer, 30 Jahre alt, geboren in Bielefeld, ist von Beruf gelernter KFZ-Mechatroniker und hat seinen Bachelor an der FH-Bielefeld in Wirtschaftsingenieurwesen und Produktionsmanagement abgeschlossen. Aktuell absolviert er einen Master an der Universität Paderborn im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau. In diesem Sommer beginnt er mit der Masterarbeit. Selbstverständlich nimmt sich der junge Mann hin und wieder Zeit, um zu entspannen.
Allerdings hat sich Maximilian Buschmeyer ein Hobby ausgesucht, dass andere wohl eher als Adventure-Sport bezeichnen würden: nämlich das Fallschirmspringen. Damit kann er, wie er im Interview verrät, wunderbar abschalten. Der Sport gefällt ihm so gut, dass er auch anderen dabei hilft, diesen Sport auszuüben. Mittlerweile hat der 30-Jährige auf diese Weise an die 950 Fallschirmsprünge absolviert und bisher noch keine Probleme gehabt, wodurch glücklicherweise keine Reserveöffnung nötig war.
Wie Maximilian Buschmeyer erzählt, arbeitet er nebenberuflich für die FSC-Bielefeld e.V., einen gemeinnützigen Fallschirmsport-Verein, der 1968 gegründet wurde. Aktuell zählt der Verein zirka 40 Mitglieder, die am Flugplatz in Brilon aktiv sind.
«Only skydivers know why the birds sing» ist ein gern gesagter Spruch und ich denke, da ist auch etwas dran. In keiner anderen Sportart erfährt man so profund dieses Gefühl von Lebendigkeit und Freiheit. In unserem Sport ist es egal, woher jemand kommt oder was er arbeitet – am Sprungplatz sind alle gleich und jeder schaltet von seinem Alltag ab. Ich wurde schon oft gefragt, zu beschreiben, wie es ist, 4000 Meter in der Höhe an der Flugzeugtür zu sitzen und zu wissen, dass ich gleich mit über 200 Kilometer pro Stunde auf die Erde falle. Aber es ist schwer, das in Worte auszudrücken. Ich kann immer nur jeden empfehlen, es einmal auszuprobieren.
Ein schöner Teil meiner Arbeit ist es, bei Schülern und auch bei Tandem-Gästen die Emotionen nach einem Sprung zu sehen: Sie lachen, schreien, weinen und danken einem für dieses unbeschreibliche Erlebnis.
Zunächst einmal muss man sagen, dass es nicht notwendig ist, vorher einen Tandemsprung zu absolvieren.
Es gibt zwei unterschiedliche Ausbildungsmethoden, die konventionelle und die AFF-Methode. Das steht für Accelerated Free Fall. Beide starten mit einem theoretischen Kurs, bei dem unter anderem die Ausrüstung, das Notfall-Prozedere, Fehlöffnungen und die Schirmfahrt genauestens behandelt wird.
Insgesamt benötigt man bis zur Prüfung zirka 30 Sprünge.
Bei der konventionellen Ausbildung ist man bei den ersten zehn bis 20 Sprüngen mit einer Leine am Flugzeug eingehakt, die dann nach dem Absprung automatisch den Fallschirm öffnet. Diese Sprünge finden auf einer Höhe zwischen 1200 und 1500 Metern statt. Sobald man das richtige Absprungverhalten gelernt hat, lernt der Schüler, den Fallschirm selbst zu aktivieren. Anschließend wird bei Sprüngen aus 4000 Metern das Bewegen um alle Achsen im freien Fall erlernt. Zum Abschluss gibt es dann noch einen Theorietest und zwei Prüfungssprünge. Diese Methode dauert etwas länger, ist dafür aber günstiger.
Die AFF-Methode besteht aus sieben Leveln, bei denen man unterschiedliche Fähigkeiten erlernt. Der erste Sprung findet mit zwei Lehrern aus 4000 Metern statt. Die Lehrer stabilisieren den Schüler im freien Fall und öffnen auch den Schirm für ihn. Wenn man alle vorher gebrieften Aktionen umgesetzt hat, wie zum Beispiel die ständige Höhenkontrolle, kommt man in das nächste Level. Nach dem Bestehen aller Level sind auch hier ein Theorietest und zwei Überprüfungssprünge notwendig. Hier ist der Vorteil, dass man in sehr kurzer Zeit seine Sportlizenz erhalten kann, jedoch ist diese Variante auch etwas teurer.
Die Art der Ausrüstung hat sich extrem weiterentwickelt – von klassischen Rundkappen, die fast nicht steuerbar waren bis hin zu den High-Performance-Flächenfallschirmen, mit denen man auf den Meter genau landen kann. Jedoch ist das Grundprinzip immer dasselbe geblieben. Im Gurtzeug befindet sich sowohl ein Reserveschirm als auch ein Hauptschirm. Zur zusätzlichen Absicherung ist ein AAD, sprich Automatic Activation Device verbaut. Dieses löst automatisch die Reserve aus, falls man nicht bis zu einer gewissen Höhe den Hauptschirm ausgelöst hat.
Der Weltmarktführer dieses Systems wird übrigens bei der Firma Airtec hergestellt und der Erfinder, Helmut Kloth, hat dieses System entwickelt, weil sein bester Freund bei einem Fallschirmsprung gestorben ist.
Weitere Bestandteile meiner Ausrüstung sind ein Höhenmesser am Arm, damit ich weiß, wann ich meinen Fallschirm öffnen muss, und ein Helm. Die Zuverlässigkeit der Materialien ist sehr gut und es ist Pflicht, das Fallschirmsystem jährlich von ausgebildeten Fallschirmtechnikern prüfen zu lassen. So kann man ein Gurtzeug bei guter Pflege zirka 20 Jahre nutzen.
Ein Tandemsprung wird für 199 Euro verkauft.
Ein Tandemsprung beginnt mit einer zehnminütigen Einweisung, bei der das Verhalten im freien Fall und am Schirm erklärt wird. Oft kommt auch die Frage des Atmens im freien Fall auf – aber keine Sorge, das ist problemlos möglich. Sobald der Tandem-Gast mit einem Gurtzeug ausgestattet wurde, das mit vier Haken an meinem befestigt wird vor dem Absprung, bekommt er noch eine Kopfbedeckung und eine Brille. Dann gehts auch schon ins Flugzeug. Während des Steigfluges, der zirka 15 bis 20 Minuten dauert, wird nochmal gemeinsam der gesamte Sprungablauf wiederholt.
Dann kommt der entscheide Teil: der Absprung aus dem Flugzeug – und da bekommen auch die härtesten Tandem-Gäste Herzklopfen und ein bisschen Angst. Nach der Schirmöffnung haben die Gäste immer noch die Gelegenheit selbst den Schirm zu steuern, was ein Hochgefühl auslöst. Kurz vor der Landung übernehme ich dann wieder und bringe die Gäste sicher auf den Boden zurück.
Wie Maximilian Buschmeyer erzählt, ist er bereits seit 2012 im Verein aktiv, als er auch mit dem Fallschirmspringen begonnen hat. Der damalige Vorstand suchte nach einer Unterstützung. Er entschied sich dazu, sich dieser Herausforderung anzunehmen. Für den Verein arbeitet keiner hauptberuflich – sie machen es alle, weil es ihr Hobby ist. Geleitet wird der Verein von vier Vorstandsmitgliedern. Alle Vereinsmitglieder tragen dazu bei, dass alle regelmäßig springen können.