Yoga ist ein Sport, der vor Jahren aufkam und sich noch immer großer Beliebtheit erfreut. Der Sport verbindet unterschiedliche Aspekte und hat die wunderbare Eigenschaft, Menschen in allen Altersgruppen anzusprechen. Er vermittelt deutlich mehr, als die reine Ertüchtigung. Wer Yoga macht, hat die Möglichkeit, sich selbst auf einem ganz anderen Niveau kennenzulernen und somit neues an sich und auch an anderen zu entdecken.
Wir haben Beatrice Maier zu diesem Interview bemüht. Die 60-jährige Wahlhamburgerin ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Dank des Yogas fühlt sie sich deutlich fitter, ist gerne mit ihrem Stand Up Paddling Board unterwegs und hat auch den Bauchtanz für sich entdeckt. Zunächst studierte sie Sport auf Lehramt und schloss dann eine Ausbildung zur Physiotherapeutin an. Im Anschluss daran, während ihrer Schwangerschaft, entdeckte sie das Yoga für sich und entschloss sich, die Ausbildung zur Yogalehrerin für Schwanger zu absolvieren. Darauf folgten die normale Yogalehrer Ausbildung, die Ausbildung zur Kinderyogalehrerin und die Ausbildung zur Yogatherapeutin.
Maier führt seit 6 Jahren ihr eigenes Studio mit dem schönen Namen Lichtregen. Ihre Anfänge waren in einem kleinen Raum, der allerdings schnell nicht mehr genug Platz bot, sodass der Umzug in ein eigenes Studio unvermeidbar war. Sie beschränkt ihre Kurse auf maximal 7 Teilnehmer, da die Alleinunternehmerin allen ihren Schülern gerecht werden möchte. Yoga für Kinder bot sie zunächst in dem ehemaligen Kindergarten ihrer eigenen Kinder an, inzwischen beschränkt sie sich auf Einzelunterricht in ihrem Studio. Über die Vorteile von Yoga für Kinder berichtete sie uns im Interview.
Vor ca. 26 Jahren habe ich zum ersten Mal einen Yogakurs besucht. Ich war schwanger und das Yoga war mir empfohlen worden. Ich war sofort begeistert, war es doch wie eine Antwort auf mein unbewusstes Suchen. Endlich fand ein Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Seele statt. Ich besuchte dann mit meinem Baby einen Rückbildungsyogakurs und da war mir absolut klar, dass ich das Lernen und weiter vermitteln wollte. Meine Kinder belagerten mich gerne auf der Yogamatte und liebten es mit mir Yoga zu machen. So war es eigentlich klar, dass ich das als Ausbildung vertiefen wollte. Seit fast 20 Jahren unterrichte ich nun einmal pro Woche Yoga im ehemaligen Kindergarten meiner Kinder und finde es sehr spannend mitzuerleben, wie auch die Kinder heute anders sind, als die Kids noch vor 10 Jahren.
Kinder wachsen sehr schnell. Das bedeutet, dass sich der Körper ständig verändert. Sie müssen sich immer wieder neu Körper orientieren. Yoga bietet schon alleine durch die Namen viel Raum für Fantasie. Namen einzelner Asanas wie Katze-Kuh, Kobra oder Löwenatmung sprechen für sich selbst. Und so macht es mir Spaß durch viele Wiederholungen bzw das Einbinden der Asanas in kleine Geschichten mit den Kindern neue Bewegungsabläufe zu bahnen oder auch sie zu unterstützen sich in ihrem Körper wohlzufühlen.
Denn leider ist es spätestens in der Schule so, dass wir uns immer mehr aus unserem Körper entfernen. Die Kinder wachsen, die Schulbänke nicht. Und so sinken die Kids schon alleine durch die Möbel mehr und in sich zusammen. Dann kommen heute auch die Handys, Computer etc. dazu und es steht mittlerweile nicht nur in Fachzeitschriften, dass die Kids sich zu wenig bewegen. Deshalb ist es mir wichtig, dass die Kinder ein Gefühl zu sich selbst entwickeln und zu ihrem Körper. Dass sie selbst fühlen: wenn ich wie ein Löwe atme, tut mir das gut. Wenn ich meinen Rücken zur Kobra aufbiege, fühle ich mich wohl. Ich korrigiere auch nicht, sondern mache es vor und lasse die Kinder ausprobieren. Denn gutes Körpergefühl lernt man nicht durch Denken, sondern durch Ausprobieren.
Es gibt ein kleines, sich wiederholendes Aufwärmprogramm, dann einen Hauptteil bei dem die Kinder neue Asanas oder Atemübungen ausprobieren und am Schluss eine kleine Entspannung oder ein Massagespiel oder Ähnliches.
Es läuft viel spielerischer als bei Erwachsenen, manchmal fast anarchistisch. Die Kinder sind ja nicht immer gleich gelaunt, so ändere ich mein Programm auch immer wieder und stelle es auf die Kinder ein. Sind sie ruhiger, kann ich schwierigere Asanas mache, sind sie unruhig , dann lasse ich sie sich einfach auch erst einmal austoben. In der Schule gibt es genug Regeln und zu wenig Möglichkeiten sich auszutoben.
Im Moment biete ich nur Einzelunterricht für Kinder in meinem Studio an. Ich habe zurzeit keine festen Gruppen. Bewährt hat sich das Yoga mit Mutter/Vater und Kind. Da gibt es dann eine Schnupperstunde(40 Minuten) für 20 Euro. Und danach entscheiden wir gemeinsam, wie wir weiter machen.
Dass Yoga nicht nur den Körper stärkt, ist wohl jedem bekannt. Dass Yoga für Kinder besondere Vorteile mit sich bringt, könnte wiederum neu gewesen sein. Kinder müssen sich immer wieder neu in ihren Körpern zurechtfinden, sie wachsen schnell und können keinesfalls das gleiche Körperbewusstsein, wie Erwachsene, aufweisen. Da insbesondere das Bewusstsein beim Yoga im Vordergrund steht, kann Kinderyoga die Möglichkeit bieten, dieses Bewusstsein schon früh zu stärken und die Kinder gut aufs Leben vorbereiten.