Dass Yoga sich positiv auf Körper und Geist auswirken kann, ist allgemein bekannt. Da Menschen, die Yoga nicht selbst praktizieren und deshalb denken, dass es ein Sport mit hohen Anforderungen an den Körper ist, besteht immer noch der Irrglaube, dass Yoga nicht für Frauen in der Schwangerschaft geeignet ist. Dabei ist sogar das Gegenteil der Fall, Yoga kann gerade für Frauen in dieser besonderen Lebensphase sehr hilfreich sein.
Wir wollten es etwas genauer wissen und haben mit Ingrid Dziuba aus Augsburg gesprochen. Sie ist auch unter ihrem spirituellen Namen KARUNA bekannt, welcher ihr von einem Yogameister verliehen wurde. KARUNA bedeutet Mitgefühl und passt genau zur Einstellung und Arbeitsweise der 54-jährigen Mutter von 3 Kindern, die auch schon in Augsburg geboren wurde.
Sie war schon als sehr junge Frau vom Yogagedanken begeistert und interessiert, selbst Yoga zu praktizieren. Zuerst hat sie aber einen Handwerksberuf erlernt, später als Tagesmutter gearbeitet. Neben der üblichen Arbeit für die Familie hat sie zudem teilweise ihre Großmutter gepflegt. Aber seit ihrer ersten Yogastunde war sie auch sicher, dass sie sich mehr damit befassen möchte. Und als den nötigen Freiraum dafür hatte, hat sie die Ausbildung zum Yogalehrer erfolgreich absolviert.
Sie erkannte, dass Yoga kein gewöhnlicher Job ist, sondern dass es gilt, dies zu leben und so basiert in ihrem Alltag ganz viel auf eigener spiritueller Praxis. Als Yogalehrerin gibt sie dies in ihren Kursen weiter. Dabei führt sie ihr Unternehmen allein, kooperiert aber mit Kolleginnen, so dass sie sich bei Bedarf gegenseitig vertreten können. Und da es zu einem Unternehmen auch gehört, bekannt zu werden, wird sie von zwei Freundinnen bei der Gestaltung von Flyern und der Webseite unterstützt.
Ingrid, in welchem Abschnitt deines Lebens hast du deine Passion für Yoga entdeckt? Wann und warum hast du dich entschieden auch mit Schwangeren zu trainieren?
Als meine Kinder nicht mehr ganz klein waren konnte ich mich mehr dem Yoga zuwenden und hab dann die Yogalehrerausbildung gemacht.
Schwangere hab ich schon ziemlich bald immer wieder unterrichtet. Da ich ja selbst dreimal schwanger war konnte ich mich in das Thema gut einfühlen. Ich selbst hab während der Schwangerschaften leider nicht Yoga praktiziert. Schwangere sind ein sehr dankbares Klientel und es macht viel Freude sie zu unterrichten.
Junge Frauen sind heute teilweise verunsichert und haben das Zutrauen zu ihrem Körper und ihren ganz ureigensten Fähigkeiten verlernt. Ich versuche Vertrauen und Zuversicht zu vermitteln.
Die Frauen sind teilweise überrascht was sie alles trotz Schwangerschaft können. Wie bereits erwähnt, geht es viel um den selbstverständlichen Umgang mit der Schwangerschaft und eben das Vertrauen in sich.
Ganz wichtig sind Entspannungsübungen, sanfte wohltuende Bewegungen im Einklang der Atmung. Atemtechniken, die auch gut während der Geburtsphase angewandt werden können. Aber auch kräftigende Übungen, welche die Frauen auf die zunehmenden körperlichen Veränderungen vorbereiten. Nach Rücksprache mit den Schwangeren kann ich auch gut auf individuelle Probleme eingehen.
Schwangerschafts-Yoga wirkt stärkend
Gewisse Asanas (Körperübungen) sind in der Schwangerschaft nicht geeignet oder würden sogar schaden. Sehr aktive Atemtechniken sind tabu, auch intensive Streckungen und Drehungen lass ich aus. Alle Übungen in der Bauchlage sind hinfällig. Die Entspannung ist in der Seitenlage besser. Grad wenn die Schwangerschaft schon fortgeschritten ist, liegen die Frauen nicht mehr gut auf dem Rücken.
Letztendlich versuche ich die Frauen ganz viel ins Spüren zu bringen, und dann nehmen sie auch wahr was nicht gut tut. Ziel ist das auch, dies in den Alltag zu integrieren. Wir sind teilweise so auf Leistung ausgerichtet, dass Überforderung oft nicht bemerkt wird.
Also spüren, spüren, spüren!
Tiefe Bauchatmung beruhigt, nimmt Angst und Unruhe. Ich übe mit den Schwangeren viele Techniken, wo es auch um Tönen geht. Das ist wie beim Singen, eine lange gleichmäßige Ausatmung bringt Gelassenheit und kann sogar eine Art „flow“ bewirken.
Man atmet also nicht einfach nur so lang die Übung halt geht, sondern wird eher getragen oder in eine Art Schwingung versetzt. Dabei wird das parasympathische Nervensystem aktiviert, welches beruhigt. Wir lernen das im Yogakurs – ich sehe, ob die Frauen richtig atmen und versuche sie dann zu bestärken, das auch viel daheim zu üben. Die Hand auflegen auf bestimmte Körperregionen kann sehr hilfreich sein.
Gerne übe ich auch die Wechselatmung im Kurs, wechselseitiges Ein und Ausatmen über die Nasendurchgänge. Das kann alles auch sehr gut in der Frühphase der Geburt praktiziert werden. Eine entspannte Gebärende hat weniger Schmerzen. Es ist auch belegt, dass Frauen, die weniger Angst vor der Geburt haben, kürzere Geburtszeiten haben und es weniger häufig zu Komplikationen kommt.
Viele Menschen denken, dass sie sich nicht für Yoga eignen, weil sie Bilder vor Augen haben, von super sportlich wirkenden Menschen in unmöglich scheinenden Körperhaltungen. Dabei ist das nur ein Teil von Yoga. Es gibt spezielle Kurse für Anfänger und eben auch für Frauen in der Schwangerschaft. Eigentlich kann jeder Mensch Yoga lernen und anwenden. Man muss es einfach mal ausprobieren. Wir bedanken uns bei Ingrid Dziuba für dieses inspirierende Gespräch.