Während man früher nur in den Zirkus ging, um sich unterhalten zu lassen, die Artisten zu bewundern und wilde Tiere zu bestaunen, ist Zirkus heute ein Erlebnis anderer Art. Zum einen hat Zirkus sich enorm weiterentwickelt und bietet heute ein noch abwechslungsreicheres Programm und zum Teil ganz anderes Programm als zu früheren Zeiten. Zum anderen gibt es heute unterschiedliche Möglichkeiten, Zirkusarbeit als unterhaltsamen und zugleich lehrreichen Part in den Schulunterricht zu integrieren und Kindern eine Möglichkeit zu bieten, die auf ganz andere Weise ihr Interesse fördert.
Ein gutes Beispiel hierfür ist die Arbeit von Zopp & Co., dem Clowntheater für Kinder in Koblenz. Christof Heiner, der Hauptakteur war so freundlich, uns etwas über sich und seine Arbeit zu erzählen. Der 55-jährige ist schon in Koblenz geboren und lebt gern dort im Rheinland, arbeitet aber in ganz Deutschland. Er betrachtet es als große Glück, dass es ihm möglich war, sein Hobby zum Beruf zu machen. Auch wenn ein „professionelles Hobby“ Seiten hat, die weniger Spaß machen, ist er froh, dass er diesen Weg gehen konnte.
Zuerst absolvierte er aber eine Ausbildung zum Krankenpfleger und war auch in diesem Beruf tätig. In dieser Zeit hat er schon hobbymäßig jongliert und erste Auftritte mit komischer Jonglage gemacht, was ihm sehr gefallen hat. Zufällig las er dann etwas in der Zeitung über die Clownschule TUT in Hannover. Die Schule startete gerade mit ihrem ersten professionellen Vollzeitstudiengang zum Clown. Christof Heiner hat sich sofort beworben und wurde glücklicherweise angenommen. Dies war sein Start in das Berufsleben als Clown. Neben der Tätigkeit im Bereich Circus- und Clowntheater liebt er besonders die Tätigkeit in der Circuspädagogik, also der Vermittlung von Circustechniken.
Das Zopp & Co. Clowntheater besteht seit 1993. Christof Heiner hat im Laufe der Jahre eine Reihe von Solo-Kinder-Clowntheaterstücken inszeniert. Das Stück „Zopp macht Circus“ spielt er bereits seit 1994 und es macht ihm heute noch Freude. Bis vor etwa 8 Jahren hat er oft allein als Solokünstler gearbeitet. Doch auch mit anderen Kollegen hat er immer mal wieder zusammengearbeitet oder in Projekten gespielt. So z.B. bei der Produktionsgemeinschaft Gretchen für die Festspiele Oppenheim, bei der städtischen Bühne Lahnstein, im Kinder- und Jugendtheater Speyer und z.B. auch in 2019 in der Produktion „Ein Sommernachtstraum“ im Stadttheater Koblenz. Dabei hat er Spielerfahrungen gemacht, die er rein solistisch nie hätte machen können, die sein Spiel aber sicher beeinflusst und verbessert haben, so Heiner.
Seit 8 Jahren arbeitet er aber teilweise auch zusammen mit seinem Kollegen, dem Engländer David Spence, dann im Duo und als GbR. Dabei wird die Arbeit klar in solistisch oder Duo getrennt, also alles alleine oder zu zweit. Von der Organisation, Werbung und Büroarbeit bis zur Tourneetätigkeit mit Vorbereitung und Durchführung von Clowntheater-Veranstaltungen.
Gemeinsam inszenieren und spielen sie als „Herr Zopp + Mr. Mister“ zweisprachige Theaterstücke für den Englischunterricht in Schulen in Englisch und Deutsch. Von anderen zwei- oder englischsprachigen Theatern unterscheiden sie sich durch die Verwendung von Artistik und Clowntheater als Stilmittel. Das macht die Stücke für Schüler interessanter als reines Sprechtheater.
Seine Aktivitäten ergänzt Christof Heiner durch Walk-Acts mit und ohne Stelzen und mit Feuer- und Leuchtshows. Als anerkannter Circuspädagoge arbeitet er immer wieder als Organisator und/oder Lehrer in Circusprojekten.
Zum Clowntheater bin ich erst sehr spät gekommen. Man könnte sagen, ich bin ein Spätberufener. Als Kind war ich eher introvertiert und ein Spätentwickler. Erst mit Anfang 20 und ersten Versuchen mit Auftritten als Jongleur bekam ich Lust auf die Bühne.
Gelernt habe ich Clowntheater dann auf der Clownschule. Im Prinzip ist das eine Schauspielschule mit dem Schwerpunkt auf das komische Fach. Nach der Clownschule hat mich der Drang zur Bühne aber nie wieder losgelassen. Was ich schon immer mochte, ist Dinge nicht so bierernst zu sehen und zu nehmen. Das war auch schon in meinem ersten Beruf als Krankenpfleger so. Ich hatte immer gerne Spaß bei den Dingen, die ich machte.
Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Weil das andere Clowns sicher anders sehen. Für mich ist es wichtig, dass ich als Clown überzeugend rüberkomme. Grundsätzlich ist das bei jedem Schauspieler so. Egal ob komisch wie ein Clown oder tragisch in klassischen Tragödien. Und ich muss mich auf der Bühne selbst hochnehmen können, ich muss auch mal der Doofe sein. Als Clown kann man nicht immer lieb und charmant sein. Es gibt auch Momente, in denen der Clown böse ist.
Trotzdem ist es schön, wenn man es schafft, dass das Publikum auch den bösen Clown liebt. Ich hoffe, dass die Zuschauer eine kurzweilige Show sehen, die sie mit einem guten Gefühl verlassen können. Ich möchte ein gut gelauntes Publikum hinterlassen, das sagen kann „och das war aber schön“, dann bin ich schon ganz zufrieden.
Da wiederhole ich mich gerne von der Vorfrage. Für mich ist das authentische Spiel wichtig. Egal ob ich zum Beispiel mit Über- oder Untertreibung arbeite oder dem Spiel von Gegensätzlichkeiten. Oder ob ich im Spiel Techniken wie Jonglage oder Akrobatik verwende; ich möchte gerne überzeugen mit dem Spiel.
Natürlich gibt es auch schon mal Tage, an denen das schwer fällt, weil man gerade nicht gut drauf ist oder so. Manchmal kommt man einfach zur falschen Veranstaltung. Es passiert, dass das Programm gar nicht zur Veranstaltung oder zum Publikum passt, weil man mit dem Veranstalter im Vorfeld nicht klar genug über die Veranstaltung spricht. Das kommt vor allem zu Beginn einer Clownkarriere vor, wenn man noch überzeugt ist, dass alle dein Spiel und deinen Charakter mögen müssen. Mit der Zeit lernt man aber, dass es nicht so ist und dass es Veranstaltungen gibt, die man nicht spielt oder zu denen man eventuell einen Kollegen empfiehlt, der besser dahin passt.
Der nächste öffentliche Solotermin ist mein Stück „Zopp macht Circus“ im Kinder- und Jugendtheater Speyer an Karnevalssonntag, den 23.02.2020. Da spiele ich schon seit Jahren immer an Karneval. Meistens spiele ich aber gar nicht öffentlich. Die zweisprachigen Stücke mit David Spence zusammen spielen wir ca. 70 bis 80 Mal im Jahr in Schulen. Also bei geschlossenen Schulveranstaltungen. Solo spiele ich auch öfter bei Privatfeiern. Also wirklich öffentliche Veranstaltungen kann ich gar nicht viele nennen. Ich habe aber nichts dagegen, wenn man mich bucht.
Sicher sind die Vorführungen eines Clowns auch heute noch unterhaltsam und lustig, aber eben auch ein bestens geeignetes Transportmittel zur Vermittlung von Lerninhalten. In vielen Bereichen lernen Kinder auf spielerische Art besonders gut und nachhaltig. Und die fröhliche Art, wie Wissen vermittelt wird, im Rahmen eines Clownauftrittes oder gar als Mitmachaktion, bei der die Kinder selbst an dem Geschehen auf der Bühne beteiligt sind, macht allen Beteiligten großen Spaß und garantiert besonders guten Lernerfolg. Wir danken Christof Heiner für dieses Gespräch und den Einblick in seine Arbeit.