Ein Kampfsport fürs Leben
Sifu Mukatder Gül – Betreiber einer Kampfsportschule in Wiesbaden und Mainz

Sifu Mukatder Gül, 48 Jahre alt, wohnhaft in Wiesbaden, hat eigentlich Philosophie und Psychologie studiert. Seine wahre Leidenschaft gehört aber dem Kampfsport. Seit 40 Jahren übt der 48-Jährige, wie er erzählt, den Kampfsport und die Kampfkunst aus. Inzwischen führt er als Leiter die Wu-Te-Akademie und hilft anderen dabei ihre Ziele im Bereich Kampfsport zu erreichen.
Tatsächlich gibt es mehrere Wu-Te-Akademien: zwei in Deutschland (Wiesbaden und Mainz) und zwei im Ausland (Türkei und Marokko). Für die Schule ist ein zehnköpfiges Team tätig. Die erste Wu-Te-Akademie gründete Sifu Mukatder Gül 1998. Sein Ziel war es, jedem die Vielseitigkeit der asiatischen Kampf- und Bewegungskünste zugänglich zu machen.
Wie Sifu Mukatder Gül erklärt, ist Kampfsport mehr als nur Schlagen und Treten oder körperliche Fitness. Es ist vielmehr ein mentales beziehungsweise psychologisches Training. Durch das Training wird man selbstbewusster. Zudem verändert sich die Körpersprache, wodurch sich auch das Verhalten der Kampfsportschüler zum Positiven verändert. Nach dem Training kann einen nichts aus der Ruhe bringen.
Was wird bei einem Kampfsporttraining besonders trainiert?
Zuerst einmal möchte ich das Wort Kampfsport erklären. Der Begriff besteht aus den Wörtern Kampf und Sport. Sport bedeutet körperliche Ertüchtigung, wodurch man etwas für die Gesundheit tut. Kampf bedeutet aber Auseinandersetzung mit einem oder mehreren Gegnern. Im Grunde geht es im Kampfsport also um die körperliche Ertüchtigung, bei der man sich mit anderen misst.Das muss aber nicht zwangsläufig so sein. Man könnte das Wort Sport auch mit Kunst ersetzen. In diesem Fall geht es um die Auseinandersetzung mit einer Person oder einem Umstand. Schließlich kann der Kampf mit dem eigenen Körper oder auch auf geistiger und mentaler Ebene stattfinden!
Wir lernen also Kampfsport, um jemanden oder sich selbst zu besiegen. Es steckt im Wort Kampfsport also noch mehr dahinter – insbesondere, wenn wir das Wort Sport mit dem Wort Kunst austauschen. Dadurch wird deutlich, dass hinter dem Wort Kampfsport mehr steckt.
Ich beginne mit der Kampfkunst also nicht, um in erster Linie Sport auszuüben. Wenn man nur Sport treiben möchte, könnte man ja eine andere Sportart auswählen. Es geht aber auch nicht nur ums Kämpfen.
Es geht eigentlich darum, dass man gesund bleiben, gesund werden möchte. Körperliche, aber auch geistige Unversehrtheit ist hier das Stichwort. Ich stärke meinen Körper, damit ich gesund und fit bin und im Falle eines körperlichen Angriffs auch gesund also unversehrt bleibe.
Ich trainiere meine mentale Stärke, damit ich zum Beispiel bei verbalen Attacken oder Mobbing nicht überreagiere und zu schnell körperlich agiere. Im Gegenteil: Ich bleibe entspannt und reagiere angemessen.
Ab welchem Alter können Kinder mit Kampfsporttraining anfangen?
Bei uns beginnen die Kinder mit dem Kampfsport ab vier Jahren – aber das ist von Kampfsportart zu Kampfsportart unterschiedlich. Es hat natürlich auch etwas mit Konzepten und Lehrpädagogik zu tun. Ich kann Kinder nicht wie Erwachsene unterrichten. Wir führen die Kinder vorsichtig an den Kampfsport heran.Ich finde es aber wichtig, so früh wie möglich zu beginnen, da in Zukunft aufgrund von Bewegungsmangel das Körpergefühl und die Koordinationsfähigkeit noch mehr verloren gehen, als es jetzt schon der Fall ist! Das ist leider gesellschaftlich bedingt und eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.
Wie finde ich heraus, welcher Kampfsport zu mir passt?
Probieren geht über studieren, aber vorab sollte man sich Gedanken machen und sich die Frage stellen, was möchte ich im Kampfsport eigentlich erreichen? Wie schon anfangs erwähnt, geht es beim Kampfsport um den Sport, die Leistung, die Kunst und nicht zuletzt auch ums Kämpfen.Man sollte sich fragen: Soll mich der Kampfsport nur während eines Lebensabschnitts begleiten oder ein Leben lang?
Bei ersterem begleitet mich der Kampfsport nur während einer gewissen Zeit, was Verschleiß und Verletzungen zur Folgen hat und bei dem mit zunehmendem Alter auch die Kraft, Ausdauer, Kondition und Flexibilität verloren gehen.
Beim Kampfsport, der mich ein Leben lang begleitet, ist das Motiv, sprich das Ziel gesund zu bleiben, gesund zu werden. Das gleiche gilt bei der Selbstverteidigung, denn bei dieser Sportart geht es letztlich darum, selbstverteidigungsfähig zu bleiben.
Welche Kampfsportart ist Ihrer Meinung nach am effektivsten?
Ich möchte einen Kampfsport ausüben, der mich ein Leben lang gesund hält und nicht kaputt macht! Ich möchte mich in jedem Lebensabschnitt verteidigen können, nicht nur, wenn ich jung und stark bin. Deswegen unterrichte ich den “Kampfsport” Wing Chun Kung Fu und Serrada Escrima. Diese zwei Arten beinhalten all die Kriterien, die für mich wichtig sind.Aber welchen Kampfsport man letztlich auswählt, hängt halt ganz stark von den eigenen Motiven, sprich Zielen ab!